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Angelverein 2000 Aale finden neue Heimat in der Bode

Mitglieder des Angelvereins Oschersleben und Umgebung haben am Dienstag etwa 2000 Aale in die Bode gesetzt.

Von Christian Besecke 15.06.2016, 01:01

Krottorf/Oschersleben l Der Besatz mit Jungfischen gehört zu den Aufgaben, die sich die Angler auf die Fahnen geschrieben haben. Das geschieht oft mehrmals in Jahr. „Bislang haben wir die Finanzierung solcher Aktionen von unseren Mitgliedsbeiträgen bestritten“, erläutert Gewässerwart Heimo Reilein gegenüber der Volksstimme. „Speziell bei der Bode sorgen wir auf diese Weise dafür, dass ausreichend Fische heranwachsen können.“

Auf natürliche Weise geschehe das speziell im Fall der Bode kaum. „Wenn wir uns nicht darum kümmern würden, wäre die Aal-Population in dem Fluss schon längst ausgestorben“, fügt Gerhard Kleve, der Ehrenvorsitzende des Vereins, hinzu. Er weiß, wovon er spricht, leitete er doch lange Jahre die Geschicke des Vereins, zudem war er Präsident des Landesanglerverbands (LAV), der im Verein Deutscher Sportfischer (VDSF) angesiedelt ist.

„Eigentlich müssten 40 Prozent der ausgesetzten Aale in der Lage sein, die Bode hinab über die Elbe zu ihren Laichgründen in die Sargassosee zu gelangen“, betont Reilein. „Es ist wirklich so, dass jeder Aal das Bestreben hat, dorthin zu gelangen, wenn seine Laichzeit gekommen ist. Nur dort vermehren sich die Tiere auch.“ Danach würden die Fische ihren Lebenszyklus beenden und die Jungtiere würden auf die große Reise in die Flüsse in aller Welt gehen.

„Das ist aber nicht mehr so einfach“, weiß Reilein weiter zu berichten, „Die Aale kommen gar nicht mehr in die Gewässer, da die Wege oft versperrt sind. Das trifft natürlich auch für den Weg zu den Laichstätten zu.“ Wehre und andere Querbauten stehen den Tieren im Wege. Daher bemühen sich die Angelvereine, den natürlichen Ablauf möglichst in Schwung zu halten.

„Die Jungaale werden sich vielleicht in fünfzehn Jahren auf den Weg in die Sargassosee machen“, schätzt Reilein ein. „Dort wird kaum ein Fisch ankommen.“ Die Flüsse seien oft mit Turbinen und anderen Wasserkraftanlagen besetzt. Sogenannte Fischtreppen seien keine optimale Lösung. „Sie müssen nur einmal schauen, was von den Tieren nach dem Passieren solcher Anlagen übrig bleibt“, empfiehlt er. „Sie werden regelrecht gehäckselt. Das trifft aber auch auf andere Fischarten zu.“

Die EU hätte in ihrer Wasserrahmenrichtlinie klare Vorgaben gemacht, die für alle Länder bindend seien. „Umgesetzt worden ist davon bisher recht wenig“, erklärt der Gewässerwart sichtlich verärgert.

Die Angler haben am gestrigen Tag drei große Spezialsäcke mit dem Fischnachwuchs in die Bode gebracht. „Wir haben so etwas wie einen Aal-Ak- tionstag“, sagt Vereinsmitglied Frank Vogel. „Die Tiere haben wir bei der Geschäftsstelle des LAV in Halle abgeholt und dann an verschiedenen Stellen der Bode ausgesetzt.“ Auch andere Vereine hätten ihre Mitglieder zu dem zentralen Treffpunkt geschickt. Wenig später erfolgte die Besetzung der Elbzuflüsse, so geschehen in Unseburg, Hadmersleben sowie der Bode in der Westlichen Börde und Oschersleben.

„In den drei Spezialsäcken haben wir allein um die 2000 Tiere mitgenommen“, erläutert Vogel. „Sie haben ihre neue Heimat oberhalb von Krottorf, in der Bode vor Oschersleben und im Großen Graben gefunden.“ Dabei gehen die Angler vorsichtig vor. Erst einmal wird der jeweilige Sack in das Flusswasser gestellt, damit sich die Tiere an die Temperatur gewöhnen können. „Würden wir sie einfach so hineinschütten, dann wären die Aale sofort tot“, erzählt Gerhard Kleve, der die Aktion dokumentiert. „Sie müssen sich erst an die veränderte Temperatur gewöhnen.“ Frank Vogel geht äußerst behutsam vor. Erst nach mehreren Minuten öffnet er den Sack, der so lange in der Bode steht und schöpft zusätzliches Wasser hinein. Dabei beobachtet er die Tiere, die munter in ihrem Element herumschwimmen.

Wenig später dürfen sie hinaus in die Bode, die nun die Welt für sie bedeuten wird. Die Fische suchen sich sofort Verstecke. „Mögen unsere Enkel noch Freude an euch haben“, diese Worte gibt Kleve den Kleinen mit auf den Weg.