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Kreisverband Börde Sorgen bei den Feuerwehren

Zur Auswertung des Jahres 2015 hat sich der Feuerwehrverband Börde in Hadmersleben getroffen. Dabei wurden einige Sorgen angesprochen.

Von Sebastian Pötzsch 18.04.2016, 01:01

Hadmersleben l Nicht nur Kai Pluntke machte während seines Grußwortes keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die vielen leeren Stühle im Saal. „Ich bin erschrocken über die niedrige Zahl der Teilnehmer. Die Wehrleiter sollten doch sicherstellen, dass ihre Führungskräfte an solch einer wichtigen Veranstaltung teilnehmen“, betonte der Kreisbrandmeister. Tatsächlich fehlten am Sonnabend einige Vertreter ganzer Ortswehren. Auch der Vorsitzende des Feuerwehrverbandes, Ulf Nohr, kritisierte das Fernbleiben der vielen Delegierten.

In seinem Geschäftsbericht machte er zudem die Politik für die schwache Finanzausstattung der Kommunen verantwortlich. „Obwohl es Deutschland finanziell so gut geht wie schon lange nicht mehr, kommt bei den Städten und Gemeinden zu wenig an“, sagte Nohr. „Daraus resultiert, dass Haushaltsausgaben für den Brandschutz nur an zweiter oder dritter Stelle der Ausgaben eines kommunalen Gesamthaushaltes stehen“, sagte Nohr und fügte hinzu: „Einher mit den jahrelangen Finanzsorgen sind die Personalsorgen zu betrachten.“

Der politische Wille, die Feuerwehren zurück in die Verantwortung der Kommunen zu übergeben, habe die Landschaft stark verändert. „Es ist ein fehlendes Interesse von Kommunalbereichen zu verzeichnen, übergreifende Ziele und Veranstaltungen mitzutragen“, bemängelte Nohr weiter. Außerdem kritisierte er „Star-Allüren einiger Führungskräfte, wenn es um die Ausgestaltung einst gemeinsam gesteckter Ziele, die Kameradschaftspflege und besonders den ehrlichen Gedankenaustausch geht.“ Gleichzeitig räumte er ein, „dass auch uns nicht jeder Schritt gelingt.“

Mit Stand 31. Dezember 2015 gibt es laut Nohr im Verbandsgebiet, das den Altkreis Börde umfasst, 60 Freiwillige Feuerwehren mit 1205 aktiven Mitgliedern, davon 162 Frauen. Diese seien im vergangenen Jahr zu insgesamt 1709 Einsätzen ausgerückt, wovon 1093 Einsätze aus Technischer Hilfeleistung bestanden. Im Jahr 2014 rückten die Kameraden im Altkreis Börde noch zu 572 Einsätzen aus, im Jahr davor zu 629 Einsätzen. „Die Anzahl an Einsätzen bei Verkehrsunfällen und der Beseitigung von Verkehrshindernissen stieg im vergangenen Jahr fast um das Vierfache“, hob Nohr hervor. Ferner sei die Anzahl verletzter Personen im Vergleich zu 2014 um 100 Prozent auf 253 gestiegen. Insgesamt seien 2015 rein rechnerisch 21 272 Kameraden eingesetzt worden, 6673 mehr als im Jahr 2014.

Außerdem gibt es laut Ulf Nohr aktuell 44 Jugendwehren mit 377 Mitgliedern, 15 Kinderfeuerwehren mit 125 Mitgliedern, 53 Alters- und Ehrenabteilungen mit 585 Mitgliedern sowie 3 Musikzüge.

Von Personal- und Finanznot wussten auch die Vertreter der einzelnen Verbandsfachbereiche wie Historik, Wettbewerbe, Musik und Öffentlichkeitsarbeit zu erzählen. Der Leiter der Notfallbegleitung, Pfarrer Peter Mücksch, berichtete von 31 Einsätzen im vergangenen Jahr. „Dabei nehmen die Einsätze nach Verkehrsunfällen zu“, erklärte er. Rund 2000 Euro fielen pro Jahr an Kosten an, Ausrüstungsgegenstände würden zum Großteil aus eigener Tasche bezahlt. „Das ist kein Zustand“, betonte der Pfarrer.

In seinem Grußwort stellte Lutz-Georg Berkling vom Innenministerium eine Erhöhung der Landesausgaben für den Brandschutz in Aussicht. Nach seinen Worten wird aktuell in den Koalitionsverhandlungen über ein Förderprogramm mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von 200 Millionen Euro verhandelt. „Sollte dies durchkommen, reden wir über eine Verfünfachung des bisherigen Budgets“, sagte er. Außerdem kündigte er für die Zukunft einen jährlichen landesweiten Tag der Feuerwehren an, der zur besseren Öffentlichkeitsarbeit der einzelnen Wehren dienen soll. Auch eine längst überfällige Novellierung des Landesbrandschutzgesetzes werde kommen.

Thomas Kluge, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Landkreisverwaltung, bestätigte im Anschluss die Zunahme von Problemen bei den Feuerwehren. Zugleich begrüßte er die Ankündigung Berklings zum Tag der Feuerwehren, „doch man wirbt auch mit moderner Ausrüstung. Wir machen alles mit, was die Attraktivität der Wehren erhöht.“