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Keine Einigung „Es gibt kein wirkliches Angebot“

Der Förderverein Wahrenberg hält an der alten Mehrzweckhalle fest. Daran ändern auch kommunale Pläne für einen Ersatzneubau nichts.

Von Ralf Franke 26.10.2015, 03:00

Wahrenberg l Eine Einigung ist nicht in Sicht. Nachdem der Verbandsgemeinderat Seehausen und die Gemeinde Aland dem Wahrenberger Förderverein bis Ende dieser Woche eine Frist eingeräumt hatten, um sich mit den Plänen für ein neues Multifunkionsgebäude im Dorf anzufreunden (wir berichteten), gab es am Sonnabend ein eindeutiges Nein. Und zwar aus den Reihen des Vereins und der Bürgerinitiatve (BI), die sich ebenfalls den Status quo auf die Flaggen geschrieben und für den Erhalt des alten Mehzweckgebäudes am Ortsrand sogar rund 200 Unterschriften zusammengetragen hatte, während die Gemeinde mittlerweile einen Kaufinteressenten für die ausgebaute Gewerbehalle am Sportplatz präsentieren kann.

Verein und BI hatten zum Sonnabendvormittag auch Verbandsgemeindebürgermeister Robert Reck und Aland-Bürgermeister Hans-Joachim Hildebrandt an den Ort des Streitobjektes zu einer Pressekonferenz (PK) eingeladen. Beide sagten gemeinsam in einem Schreiben „aufgrund der Kurzfristigkeit der Einladung“ ab. Sicher nicht ganz unerwartet. Denn bei einer gemeinsamen PK legen die Beteiligten in der Regel auch einen gemeinsamen Standpunkt dar oder sind sich zumindest darüber einig, worüber sie sich nicht einig sind.

Ohne bilaterale Verhandlungen auf Augenhöhe wird wohl nur mit richterlicher Beteiligung eine Entscheidung fallen. Beide Parteien werfen sich schon länger mangelnde Gesprächsbereitschaft sowie fehlende Zuarbeit vor. Und so erläuterten die Wahrenberger am Sonnabend ihre eigene Sicht auf die Dinge, die dem zwangseingemeindeten Ort an der Elbe schon den Spitznamen „gallisches Dorf“ eingebracht haben.

Der wichtigste Grund für Vereins-Chef Mike Fitzner, auf die Frist nicht zu reagieren: „Es gibt kein wirkliches Angebot“ – jedenfalls keines, das die Vereinsarbeit betreffen würde. Das Multifunktionsgebäude, das auf den Grundfesten des alten, von der Unfallkasse beanstandeten Feuerwehrgerätehauses gebaut werden soll, bietet Platz für die Brandschützer und für einen Dorfgemeinschaftsraum. Der Verein stünde bei der Lösung mit leeren Händen und ohne Unterstellmöglichkeiten für Utensilien wie für teils überregional bekannte Veranstaltungen da. Das wichtigste Ereignis dürfte der regelmäßige Bauernmarkt zu Himmelfahrt sein. Weil dem Verein derzeit die Existenzgrundlage schwindet, würden auch alle Planungen für die 770-Jahr-Feier des Ortes und das 110-jährige Bestehen der Feuerwehr ruhen, hieß es am Sonnabend.

Fitzer, sein Stellvertreter Holger Streiztig und Alexander Schuhmacher von der BI bezweifeln, dass die Finanzplanungen für den Neubau solide sind und kritisieren das Erscheinungsbild des Neubaus mitten des von Fachwerk und Ziegeln geprägten Storchendorfes. Zudem ist für sie und andere Wahrenberger überhaupt nicht klar, was auf das Dorf mit dem Verkauf der alten Halle künftig an Belastungen zu kommen würde.

Und sie machen keinen Hehl daraus dass sie auf den in vielerlei Hinsicht umstrittenen Pachtvertrag für das jetzige Gebäude verzichten könnten und das Haus viel lieber für einen symbolischen Euro mit allen Konsequenzen in Eigenregie übernehmen würden. Auch ohne Angaben über die jährlich anfallenden Fix-Kosten von der Kommune bekommen zu haben, sind die Mitglieder des Fördervereins nach eigenen Berechnungen davon überzeugt, das Projekt mit Einnahmen aus großen und kleinen Veranstaltungen stemmen zu können. Das würde der Kommune nicht nur das viel bemühte Defizit im Ergebnishaushalt, sondern auch investive Mittel ersparen.

Die Feuerwehr, die derzeit noch ihr Domizil in der Halle bezogen hat, könnte bleiben, sei aber nicht Teil der Wirtschaftlichkeitsberechnungen.

Dass die Brandbekämpfer in der Halle bleiben, wollte Rüdiger Kloth, der sich am Sonnabend als Gast hinzugesellt hatte, nahezu ausschließen. Der Vorsitzende des Verbandsgemeinerates wies darauf hin, dass für den Fall der Fälle ein Beschluss existiere, das beanstandete Gerätehaus nach DIN zu ertüchtigen. Was mit dem nötigen Augenmaß geschehe, weil es im Einzugsgebiet der Verbandsgemeinde noch 33 andere Feuerwehren gebe.