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Baustart Aland-Fluten über die Seege ableiten

Vor über 20 Jahren sollte das Alandüberleitungswerk bei Aulosen in Betrieb gehen. Gestern luden die Bauherren zum ersten Spatenstich ein.

Von Ralf Franke 20.11.2015, 20:00

Aulosen l Rund 600 Millionen Euro hat sich das Land Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren die Verbesserung des Hochwasserschutzes kosten lassen. Das zeigt Wirkung. Während 2002 nur rund fünf Prozent aller Hochwasserschutzanlagen der aktuellen Norm genügten, sind es mittlerweile rund 60 Prozent. Bis 2020 wolle man 100-prozentigen Vollzug melden und bis dahin gut 700 Millionen Euro ausgegeben haben. Das verkündete gestern Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens bei Aulosen, wo praktisch in Sichtweite der Gedenkstätte Stresow das lang ersehnte Alandüberleitungsbauwerk entsteht, das die Garbe-Niederung künftig besser vor Fluten schützen soll, wie sie zuletzt 2002, 2011 und 2013 zu verzeichnen waren.

Das neue Wehr entsteht als Ergänzung des Alandabschlussbauwerkes, das 1991 ein Stück flussabwärts in Betrieb genommen wurde und das Biese-Aland-Einzugsgebiet im Bedarfsfall vor dem zurückstauenden Hochwasser der Elbe schützen soll, die ihre Fluten über den Nebenfluss los werden will. Das ist ebenso eine Frage der Physik wie die Tatsache, dass die Elbe von der Aland-Einmüdung bei Schnackenburg bis zur Seege-Mündung über eine Entfernung von etwa 15 Kilometern ein Gefälle von rund 1,5 Meter aufweist. Genau diese Höhendifferenz hatte 1904 schon Regierungsbaurat Rogge im Fokus, als er den Plan schmiedete, die Alandmündung im Dienst des Hochwasserschutzes entsprechend flussabwärts zu verlegen.

Ganz so weit gehen die Verantwortlichen der Neuzeit mit ihren Plänen nicht. Aber wenn das Abschlussbauwerk zu ist, Garbe- und Meetschow-Polder gefüllt sind und das Wasser von Milde, Biese und Aland zur Gefahr im Hinterland wird, soll das eingedeichte Überleitungswehr Rogges Idee aufgreifen und Wasser über die Seege-Mündung abließen lassen.

Bei Bedarf wären bis zu 60 Kubikmeter pro Sekunde möglich. Wohl gemerkt mit Hilfe der Schwerkraft, ohne Pumpenunterstützung. Wie viel abgeleitet wird, muss bei Bedarf mit dem Nachbarkreis Lüchow-Dannenberg abgestimmt werden, wie so vieles andere auch, das Bestandteil einer länderübergreifenden Vereinbarung ist. Der Direktor des ferderführenden Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt, Burkhard Henning, bekräftigte, dass der Unterlieger nicht die Folgen für den Schutz des Oberliegers tragen werde.

Pläne für ein gemeinsames Agieren beim Hochwasserschutz gab es übrigens schon zu DDR-Zeiten. Und eigentlich sollte das Überleitungsbauwerk bereits zwei Jahre nach dem Aland-Abschlussbauwerk in Betrieb gehen. Aber auch eine Klage im Planfeststellungsverfahren sorgte für Verzögerung, erinnerte sich Aeikens, der gestern mit Verstärkung selbst zum ersten symbolischen Spatenstich für das etwa 25 Meter breite und 7,5 Meter hohe Wehr schritt.

Ende 2017 soll das auf rund 4,8 Millionen Euro veranschlagte Projekt in Betrieb gehen. Wobei die Verantwortlichen schon jetzt auf mögliche Winterpausen und auf Verzögerungen durch das Grundwasser bei einem entsprechend hohen Flusspegel verwiesen.