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Storch bleibt hier „Hansi“ stakst durch den Schnee

Bei Kannenberg versucht ein offenbar reiseunwilliger Storch zu überwintern.

Von Karina Hoppe 07.01.2016, 04:00

Kannenberg l Ein Storch mit den Socken im Schnee – das Bild ist schräg und war am Mittwoch doch in Kannenberg zu sehen. Der Winterstorch bleibt dem Örtchen trotz Wetterumbruchs treu und das könnte auch an Helmut Neuber liegen. Er füttert „Hansi“ mit Mäusen und anderem Fleisch, hat sich seiner angenommen: „Hoffentlich kommt er durch.“

Helmut Neuber kennt seinen Pappenheimer. „Er geht häufig am Waldrand entlang, und vor dem Schloss sieht man ihn auch öfter“, sagt der Kannenberger, der seit Längerem regelmäßig Besuch von „Hansi“ bekommt. Der Storch, den seine Familie so taufte, hält sich gerne hinter seinem Grundstück auf und das hat seinen Grund. Helmut Neuber füttert den Vogel, wirft ihm mal eine Maus hin oder anderes Fleisch. „Brot mag er nicht.“ Aber das Fleisch frisst er, „der muss ja auch Kohldampf haben, hoffentlich kommt er durch“. Man mache sich ja auch so seine Gedanken.

Helmut Neuber handelt ganz richtig, sagt Thoralf Schaffer, ehrenamtlicher Weißstorchbetreuer für den Altkreis Osterburg. „Es spricht nichts dagegen, ihn jetzt zu füttern.“ Mäuse seien gut und da Helmut Neuber Jäger ist, vielleicht auch etwas Aufbruch vom Wild. „Wichtig ist, dass man dem Storch keine zu großen Stücke hinwirft, er kann sich ja nichts abbeißen.“

Der Storch frisst ausschließlich tierisches Eiweiß. Optimal sei es, wenn man auch dafür Sorge trägt, dass er dabei Ballaststoffe zu sich nimmt. „Wie Eulen auch, werden Störche Unverdauliches dann als Gewölle wieder los.“ Mit Fischen habe man beim Füttern von Störchen gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht könnte jemand senken gehen und dann die Fische samt Eimer in die Nähe des Storches stellen. „Das funktioniert bestimmt, der Storch holt sich die Fische da heraus.“ In Losenrade habe das schon mal gut geklappt, sagt Thoralf Schaffer. Indes fragt sich Helmut Neuber, ob Storch Hansi genügend Flüssigkeit zu sich nehmen kann. Da beruhigt der Storchenfachmann. „Störche brauchen nur ganz wenig Wasser. Es reicht wirklich das, was sie mit dem Essen zu sich nehmen.“ Denn Störche besäßen keine Schweißdrüsen, schwitzen nicht im herkömmlichen Sinne und verlieren so wenig Flüssigkeit.

Um was für einen Storch es sich nun genau handelt, ist unklar. Helmut Neuber vermutet, dass Hansi ein Jungtier vom Kannenberger Horst ist – aus der zurückliegenden Saison. „Der hatte was am Flügel, da haben die Eltern ihn bestimmt rausgeschmissen, weil sie wussten, dass er nicht durchkommt.“ Als Torsten Friedrichs, ebenfalls Weißstorchbetreuer im Landkreis Stendal, ihn seinerzeit allerdings versuchte einzufangen, um ihn gegebenenfalls zum Storchenhof Loburg zu bringen, war der Vogel schneller als er, schien also nicht oder nicht mehr verletzt zu sein. Und das mit dem Alter sei so eine Sache. In jedem Fall ist der Vogel aus irgend welchen Gründen nicht gen Süden abgehoben. Nun lohnt sich die Reise auch kaum noch. Die ersten Werbener Störche sind gegen Ende Februar schon wieder zurück.

Kommt Storch Hansi durch, hat er seinen Artgenossen gegenüber grundsätzlich einen Vorteil, denn er hat auf der langen Strecke zurück in den Norden keine Kräfte gelassen.

Auch wenn es noch länger sehr kalt sein sollte – die Minusgrade sind nicht das Problem für den Storch. „Es liegt am Futter“, sagt Thoralf Schaffer. So lange gewährleistet ist, dass der Winterstorch regelmäßig etwas zu fressen bekommt, habe er gute Chancen. Immerhin nimmt er die Nahrung ja an! Schafft Hansi es, schreibt er sogar altmärkische Storchengeschichte. Denn im Landkreis Stendal überwinterte zuletzt vor 30 Jahren ein Storch. Das war in beziehungsweise bei Stendal, wo der Vogel im Tierpark eine Futterquelle ausgemacht hatte.

Für Kannenbergs Winterstorch scheint Helmut Neuber derzeit die entscheidende Futterquelle zu sein. Dieser hat sich fest vorgenommen, Hansi durchzubringen.