Jägerschaft Raubwild nimmt zu

Die Waidgenossen der Jägerschaft Osterburg blickten in Bretsch auf das vergangene Jahr zurück.

Von Walter Schaffer 13.04.2016, 16:04

Bretsch l Im Landesjagdverband (LJV) Sachsen Anhalt sind 8600 Waidmänner und -frauen in 39 Jägerschaften organisiert. Eine von ihnen ist Osterburg mit 381 Mitgliedern. Der Vorstand dieser Jägerschaft, die sich in 15 Hegeringe unterteilt, hatte seine Mitglieder in der vergangenen Woche in die Gaststätte Lunkwitz nach Bretsch zur Jahresversammlung eingeladen.

Neben Vertretern des Landkreises wie Kerstin Kießling von der unteren Jagdbehörde und Dr. Thoralf Schaffer als Gesandter des Landrates konnte auch Dr. Heinrich Jordan als Präsident des Landesjagdverbandes (LJV) Sachsen-Anhalt vom Vorsitzenden der Jägerschaft, Dieter Smyrek, begrüßt werden. Nach einer Gedenkminute für den verstorbenen Erich Buchholz brachten die Jagdhornbläser aus Dobbrun (Hegering Königsmark) der jagdlichen Tradition verpflichtend mehrere Signale.

Einstimmig wurde Dr. Jürgen Böhm als Versammlungsleiter gewählt. Er bemängelte, dass dies fast eine Seniorenveranstaltung sei, obwohl es auch sehr viele an Jahren junge Jäger im Verein gebe.

Das trockene Jagdjahr, das von März bis April geht, zeigte sich besonders beim Schwarzwild mit einer sehr hohen Vermehrungsrate. Das Monitoring ergab bei den Hasen dagegen einen geringen Bestand von sechs Tieren pro 100 Hektar. Was heißt, dass Raubwild stärker als bisher beschossen werden sollte. In diesem Zusammenhang wurde auch über bleireduzierte Jagdmunition gesprochen. Wobei es nicht um das Verbot von Blei, sondern um die Anteils-Verringerung des Schwermetalls geht, aber ballistische Werte zur schnellen Tötung des Tieres eingehalten werden. „Damit können wir Jäger leben“, so Smyrek.

Die Bestrebungen für eine bundeseinheitliche Jägerprüfung sowie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes zur Verwendung von halbautomatischen Langwaffen mit mehr als zwei Patronen im Magazin wurde ausgiebig vorgestellt. Ein wichtiger Punkt war auch die Öffentlichkeitsarbeit, bei der das Jagdzentrum Barsberge eine große Rolle spiele. Betreuungsverträge mit Schulen hätten sich bewährt. „Es geht darum, in der Öffentlichkeit ein positives Bild von einer Tier- und Naturschutzgerechten Jagd herauszustellen“, so der Vorsitzende.

Über die Plan- und Abschusszahlen des vergangenen Jahres einschließlich des Fall- und Unfallwildes berichtete der Schriftführer der Jägerschaft, Dirk Fürst. Ein kontinuierlicher Anstieg ist beim Schwarzwild (742) zu beobachten, beim Muffelwild (27) erfolgte ein Einbruch, und das Raubwild zeigte eine stark steigende Tendenz (zum Beispiel 1046 Füchse, 2408 Waschbären oder 374 Marderhunde). Als besorgniserregend wurde die explosionsartige Vermehrung bei den Nutrias, deren Fleisch und das Fell zu DDR-Zeiten sehr gefragt war, bezeichnet. Zusätzlich sprach Dirk Fürst auch die 1313 Verkehrsunfälle mit Wildschäden an, bei denen es im Bereich Stendal-Osterburg drei schwerverletzte und zehn leichtverletzte Personen gab.

Lars Falke gab einen Überblick über das Schießwesen, bei dem unter anderem Michael Lukas und Sven Laaß bei der Landesmeisterschaft im Tontaubenschießen den 6. Platz erzielten.

Heiko Ploewka, der in der Jägerschaft für das Hundewesen verantwortlich zeichnet, kritisierte die geringe Anzahl von registrierten Hunden, deren Anzahl unter 100 liege. „Wenn man bedenkt, dass einige Jäger mehrere Hunde besitzen, dann kommt auf 40 bis 50 Leute nur ein Hund, was enorme Probleme bei der Nachsuche bringt.“ Bei der Vorstellung der Hunde zur Brauchbarkeitsprüfung sagte Ploewka seine Unterstützung zu.

Mit Spannung wurde auch die Haltung des Landesjagdverbandes zum Thema Wolf erwartet. „Wir wollen einen veränderten Status des Wolfes. Er und der Luchs gehören ins Jagdrecht, wobei dabei Augenmaß, Vernunft und Sachverstand walten müssen “, so der Verbandspräsident, der auch die Forderung der Jäger für einen Austritt aus der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft unterstützt.

Die Erreichbarkeit der Pächter nach einem Wildunfall und das langsame Prozedere über die Leitstelle sowie die Anbringung eines größeren Briefkastens für die Abgabe der Proben standen im Mittelpunkt der Diskussion. Mit einem umfangreichen Auszeichnungsprogramm endete die Jahresversammlung.