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Literatur Leiden im tiefen Inneren

Der Salzwedeler Veit Noll hat nach seinem Erstling mit „Tassos Botschaft“ den zweiten Teil seiner Goethe-Arbeit vorgelegt.

Von Arno Zähringer 01.04.2016, 03:00

Salzwedel l Bis heute fasziniert Johann Wolfgang von Goethe viele Menschen. So auch Veit Noll, gebürtiger Hansestädter, Autor und Jurist. Jahrelang forschte Noll, der in Salzwedel in der Goethestraße geboren wurde, in den Archiven, spürte der Dreieicksbeziehung zwischen Goethe, Charlotte von Stein und Anna Amalia nach. Im Oktober 2014 erschien der erste Band mit dem Titel: „Goethe im Wahnsinn der Liebe (II) Oder: Liebe kontra Recht und Moral“. Nun hat Noll sein zweites Werk vorgelegt, das mit „Goethe im Wahnsinn der Liebe – Tassos Botschaft“ überschrieben ist. Am Donnerstag, 7. April, 19 Uhr, stellt er die Buchpremiere, die vom Freundeskreis des Goethe Nationalmuseums Weimar unterstützt wird, in der Eckermann Buchhandlung in Weimar vor. Eine Woche später, am Donnerstag, 14. April, in Salzwedel.

Schon zu seinen Lebzeiten hatte der Dichter, Staatsmann und Universalgelehrte Goethe viele Bewunderer. Einige sagen, er sei der kleinste gemeinsame Nenner der Deutschen. Große Anziehungskraft übte er auch auf Charlotte von Stein und die jung verwitwete Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Anna Amalia, aus.

Im ersten Band seiner Reihe Goethe im Wahnsinn der Liebe zeigte Noll, dass Goethe 1786 ursprünglich die Absicht verfolgte, mit Charlotte von Stein und ihrem Sohn Fritz in die freie Welt zu entfliehen, um mit ihnen dort „ohne Stand und Namen“ zu leben.

Einiges deutete darauf hin, dass Goethe vor allem vor der Zuneigung der Herzogin die Flucht ergriff. Als Charlotte von Stein ihm absagte, ging Goethe stattdessen allein auf seine große Italienreise. Der zweite Band bringt deutlichere Farben in das ambivalente Verhältnis zwischen Goethe und Anna Amalia. In Zusammenhang mit der Italienreise der Herzogin erhält der Leser weitere, tiefere Aufschlüsse.

Goethe fühlt sich zu Ostern 1789 – während Anna Amalia in Italien weilt – von seinen Sünden, von Begierden, befreit und teilt diesen Umstand der Herzogin per Brief mit. Er weigert sich zunächst stillschweigend, zu ihr nach Italien zu kommen, dann verspricht er ihr indirekt einen gemeinsamen Aufenthalt in der Gegend von Rom beziehungsweise Neapel.

Dieser Ankündigung kommt er wiederum nicht nach. Zugleich müssen Goethes Künstlerfreunde in Italien mit Schmerzen erkennen, dass er sein heiliges Versprechen, zu ihnen zurückzukehren, nicht erfüllt.

Die Lebensumstände der Dichtung, die Übersendung des Torquato Tasso nach Italien sowie der aufgrund frischer Erkenntnisse neu analysierte Inhalt dieses Stückes lassen die Grundlagen des Fühlens, Denkens und Handelns Goethes erkennen. Sein Thema ist die Liebe „Goethe selbst leidet im tiefen Inneren schwer“, sagt Noll. Auch im zweiten Band seines Werkes analysiert er die Quellen mit kriminalistisch-juristischem Sachverstand im Hinblick auf Zeitzeugnisse, Verhaltensweisen und Literatur.

So kommt er der Reflexionsweise des Juristen Goethe auf die Spur und erschließt die innere Einheit von Goethes Schaffen und seiner Biographie. Es geht um die Kräfte, die Goethe im Innersten aufwühlen und treiben.

Für Goethe-Kenner und -Liebhaber bietet dieses 386-Seiten-Werk mit 59 Abbildungen eine Forschungsreise in die Zeit des Dichters und erlaubt zudem einen direkten Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt.

Das Buch (ISBN: 978-3-9816669-4-6, 29,50 Euro) ist über den Forschungsverlag Salzwedel (www.forschungsverlag.de) erhältlich.