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Heimaträtsel Salzwedel feierte 20 Jahre DDR

Beim vierten Heimaträtsel erinnerten sich einige Leser an das abgebildete Gebäude von 1969.

Von Annemarie Fehse 21.05.2016, 03:00

Salzwedel l Auf dem Foto von 1969, das der Volksstimme vom Salzwedeler Stadtarchiv zur Verfügung gestellt wurde, ist eindeutig ein Geschäft zu erkennen. In großen Lettern steht „Herren-Moden“ über den Schaufenstern. Eine Menge Leute sind unterwegs und auf der rechten Seite sind zwei Personen zu erkennen, die etwas an die Fensterscheibe anbringen.

Aufklärung darüber kann Karin Froeschmann aus Salzwedel geben, denn sie ist die Person, die auf der Leiter steht. „Die andere Person ist meine leider bereits verstorbene Kollegin gewesen“, schreibt Karin Froeschmann in einem Brief an die Volksstimme. Es waren die Vorbereitungen für den 20. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und zu diesem Anlass wurde die Innenstadt inklusive der Geschäfte geschmückt. Petra Steigemann wundern die vielen Menschen auf der Straße dagegen nicht. „Das war zu der Zeit nicht ungewöhnlich. Es gab ja noch nicht so viele Autos wie heute und allgemein waren die Salzwedeler viel mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs“, erinnert sie sich.

Hans-Hermann Lehnecke erzählt, dass sein Vater bis ins Rentenalter, 1973, im HO (Handelsorganisation)-Geschäft gearbeitet habe und die „schicke“ DDR-Mode an den Mann zu bringen versuchte. Barbara Boos aus Ilmenau schreibt: „Ich habe eine schöne Erinnerung an dieses Geschäft, denn dort haben wir im September 1969 den Hochzeitsanzug meines Mannes gekauft.“ Auch Inge Stenzel aus Salzwedel war dort Kundin. Sie verrät, dass sie für ihren Mann zu DDR-Zeiten eine seltene Cordhose gekauft habe.

Dieter Vollmer erzählt sogar, dass seine Großeltern, Gustaw und Herta Jacobs, in der oberen Etage gewohnt haben. „Die Toiletten waren über den Hinterhof zugänglich“, sagt er. Seine Oma, die im Textilladen arbeitete, sei allen Salzwedelern als Putzmacherin bekannt gewesen, fügt Vollmer hinzu.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dort, wo heute ein Gebäude mit steinernen Säulen steht, soll ein Waschhaus gewesen sein, berichtet Barbara Boos, und gegenüber vom abgebildeten Haus das „Seifen-Hansa“ und außerdem eine Seilerei. Dieses habe aber kurz nach der Wende geschlossen. Genau wie das Bekleidungsgeschäft Exquisit, das als Nachfolger der Herren-Mode in das abgebildete Gebäude zog. Petra Steigemann berichtet amüsiert: „Dort habe ich meine allererste Jeans gekauft, eine Dengler-Jeans und dazu weiße Lederschuhe für 250 Mark. Das war damals fast die Hälfte meines Gehalts, aber sie waren etwas ganz besonderes.“

Außerdem erinnert sich Petra Steigemann daran, dass ein Geschäft für Büroartikel in dem heutigen Fielmann-Gebäude war, wo sie gerne Hefte und Stifte gekauft hat. Ein paar Meter weiter befindet sich auch heute noch die Gaststätte „Stadtmitte“. Bodo Habermann weiß: „Zu DDR-Zeiten bekam man dort ein Bier für 40 Pfennige.“

Nach der deutschen Wiedervereinigung eröffnete im Eckgebäude eine Filiale der Drogeriekette Schlecker. Wer heute durch die Burgstraße in Richtung Holzmarktstraße flaniert, sieht anstelle eines Modegeschäfts die gläserne Baumkuchen-Manufaktur des Café Kruse. Dort können Besucher dabei zusehen, wie der traditionelle Salzwedeler Baumkuchen hergestellt wird.

Außer den genannten haben noch folgende Personen die richtige Lösung gewusst: Helmut Lemme aus Magdeburg, Wolfgang Dahse, sowie Inge Winkler und Marlies Bluhm aus Salzwedel. Beim vierten Heimaträtsel gewonnen hat Bodo Habermann aus Salzwedel. Er wird eine kleine Überraschung von der Volksstimme erhalten.