1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Eintauchen in Welt zwischen Leben und Tod

Calbe Eintauchen in Welt zwischen Leben und Tod

Nach einem Sachbuch über weibliche Vampire hat Nancy Schumann nun eine Kurzgeschichte geschrieben.

Von Andreas Pinkert 01.09.2015, 19:58

Calbe l Es ist ein weißer, dichter Nebel, der die Bewohner eines Dorfes in ständige Angst versetzt. Die zähen Schwaden ziehen manchmal aus den Bergen bis an den Rand des Dorfes heran. Die Bewohner meiden den Gang in die Berge und sind sich gewiss, dass ihnen selbst bei einem Wegzug dieser Nebel folgen wird. Daher bleiben sie, lebt es sich doch ansonsten ganz gut zwischen Feldern, Wald und Seen. Einzig die Heilerin des Dorfes namens Casilla traut sich bis weit hinauf, da sie dort Kräuter findet, aus denen sie Medikamente für ihre Mitmenschen herstellt und ihnen damit Linderung verschafft. Casilla will hinterfragen, warum das gesamte Dorf vor dem Nebel Angst hat. Sie traut sich immer weiter in das Unbekannte hinein und kommt dem Grund langsam aber sicher ein Stück näher.

In ihrer 18-seitigen Kurzgeschichte sorgt Autorin Nancy Schumann für eine überraschende Wendung und Erkenntnis. Ihre Kurzgeschichte „Das Dorf“ ist soeben in der Anthologie „Botschaften aus der Zwischenwelt“ erschienen. Darin drehen sich 34 Kurzgeschichten weiterer Autoren um eine mystische Sphäre, die viele Namen hat: Anderswelt, Zwielicht, Geisterreich. „Ob und welche Wesen im Bereich zwischen Leben und Tod existieren, liegt in der Vorstellungskraft einer jeden Person“, heißt es vom Verlag.

Nancy Schumann schreibt seit Kindertagen. „Dabei hat mich das Übernatürliche als Thema schon immer stark interessiert“, erklärt die 38-Jährige. In Calbe geboren und aufgewachsen hat sie ihren Magister mit Hauptfach Anglistik an der Universität Leipzig erworben. Ihr Sachbuch „Vampire - gestern und heute“ ist das Ergebnis und die Weiterentwicklung ihrer Magisterarbeit. Als mittlerweile ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet weiblicher Vampire in Folklore, Film und Literatur hält Nancy Schumann regelmäßig Vorträge auf akademischen Konferenzen und anderen Veranstaltungen.

„Ende Juni war ich als Referentin zu einem Kongress an der Universität im rumänischen Temeswar eingeladen“, sagt sie. Dort beschäftigte man sich interdisziplinär mit Themen rund um den Mythos von Dracula und Transilvanien. „Es ist interessant, wieviele Wissenschaftszweige sich damit zunehmend auseinandersetzen“, sagt sie. Über das Reisen im südosteuropäischen Land könne man zudem einen ganz eigenen Reiseführer mit hilfreichen Tipps und Ratschlägen schreiben, meint sie.

Einigen Calbensern wird sie noch in Erinnerung sein, als sie Halloween 2013 mit maßangefertigten Vampirzähnen und gotischer Robe ihr Vampirbuch in der Heimatstube vorstellte.

Seit 2003 lebt sie nach einem absolvierten Auslandssemester in London. Sie arbeitet an der St. George’s Universität als Administrator in der Forschung. „Damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt“, sagt die gebürtige Calbenserin. Ihre Leidenschaft gilt aber dem Schreiben. Sie verfasst Gedichte, Kurzgeschichten und akademische Texte sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. „Derzeit bin ich auf der Suche nach Repräsentation für meine deutsche Kriminalgeschichte“, sagt Nancy Schumann über die Schwierigkeiten, einen geeigneten Verlag von seinen Manuskripten zu überzeugen und veröffentlichen zu können. Ihren eingeschlagenen Weg einer Autorin wird sie jedenfalls konsequent weiter verfolgen.

Die Kurzgeschichte „Das Dorf“ ist erschienen in der Anthologie „Botschaften aus der Zwischenwelt“, net-Verlag 2015, 340 Seiten, Paperback, 13,95 Euro, ISBN 978-3-95720-072-3