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Naturschutzbund „Stadt hat eine Chance verpasst“

Vorstandswahl, laufende Projekte, Rück- und Ausblick gab es bei der Ortsgruppe Schönebeck des Naturschutzbundes.

Von Heike Liensdorf 24.01.2016, 18:57

Schönebeck l Die Mitstreiter hätten wohl nichts dagegen, wenn sich das jedes Jahr bei der Mitgliederversammlung wiederholen würde: Schon die von Michael Wunschik genannte Mitgliederzahl von 73 in der Ortsgruppe Schönebeck des Naturschutzbundes (Nabu) stimmte zufrieden. Doch am Sonnabend konnten drei Neue begrüßt werden: Astrid, Udo und Henry Jabin. Nun zähle man stolze 76 Mitglieder, konnte Wunschik verkünden.

Michael Wunschik wird auch in den kommenden vier Jahren die Ortsgruppe leiten. Ihm zur Seite stehen in altbewährter - und wiedergewählter - Weise Gudrun Sommerfeld als seine Stellvertreterin, Gebhard Edner als Schatzmeister sowie Gudrun Edner, Jens Thesenvitz und Heike Müller als Beisitzer. Gudrun Sommerfeld war es wichtig, noch einige Worte loszuwerden: „Michael, du bist ein echter Teamspieler, der den Laden ruhig und sachlich zusammenhält.“

Eines von vielen Themen, die während der Versammlung an- und besprochen wurden, war die neue Baumschutzsatzung der Stadt Schönebeck. Die Nabu-Ortsgruppe hatte zum Entwurf eine Stellungnahme abgegeben. Zur dann im Dezember vom Stadtrat beschlossenen Fassung sagte Michael Wunschik: „Meines Erachtens hat die Stadt hier eine Chance verpasst, eine nachhaltige, langfristige, umfassende Satzung als Gewinn für die Stadt auf den Weg zu bringen.“ In der neuen Satzung sei nur der Umgang mit Laubbäumen geregelt. Verschwunden sei hingegen in der jetzt gültigen Fassung der Umgang mit Nadelbäumen und Hecken. „Das hätte drinbleiben müssen“, sagt Michael Wunschik und erklärt: „Die Menschen werden immer älter, viele haben gesundheitliche Probleme. Und das Klima wird immer wärmer. Stadtgrün - Bäume und Hecken - sorgen für eine natürliche Abkühlung - neben den vielen anderen Funktionen wie der Bindung von Feinstaub und Kohlenstoffdioxid. Bäume bilden Kaltluftschneisen, ihr reiches Dasein ist also auch unter dem gesundheitlichen Aspekt wichtig.“

Wunschik gab zu, dass er sich über das typisch deutsche „negative Vorausdenken“ ärgere. Sprich dass der Einzelne viel zu sehr überlege, ob er denn einen Baum pflanze. Denn wenn er eine bestimmte Größe erreiche, falle er ja unter den Schutz gemäß Satzung und dann müsse man ja einen Antrag stellen, weil man eine Genehmigung brauche, wenn man ihn fällen wolle. „Bitte sehen Sie das doch positiv“, appellierte er an alle Pessimisten. „Wenn Sie einen alten Baum im Garten haben, dann seien Sie stolz auf ihn. Aber ja, im Herbst fällt Laub an ...“ „... aber wenn die Sonne scheint, suchen alle gern Schatten unter dem Blätterdach“, vollendete Gudrun Edner seine Gedanken.

Aus ihrer Sicht werde den Hecken viel zu wenig Achtung beigemessen. Überall würden sie verschwinden, es gebe nur noch Rasen. Sie sieht da auch die Wohnungsvermieter in der Pflicht. „Wir brauchen diese grünen Gassen, Nistmöglichkeiten und natürliche Klimaanlagen. Aber nein, sie fallen mittlerweile vollkommen unter den Tisch. Nur ab und an mal vereinzelt eine Hecke - das bringt nichts. Sie sollten unter Bestandsschutz fallen“, so die Naturschützerin. Michael Wunschik dankte ihr für das „Plädoyer für das Stadtgrün“.

Zugegen war auch Hannelore Ziepert, Umweltkoordinatorin der Stadt. Sie betonte, dass sie bei Fällanträgen sich selbst ein Bild vor Ort mache und Empfehlungen gebe. „Wenn aber aufgrund der Größe des Grundstücks keine Ersatzpflanzungen möglich sind, empfehle ich immer heimische Hecken.“

Michael Schulz - CDU-Stadtrat und Vorsitzender Bauausschuss - wohnte ebenfalls der Versammlung bei. Er ist kein Mitglied, aber dem Nabu wohlgesonnen. Er räumte ein „Ich gehöre zu den Entscheidungsträgern, die das mit ,verschuldet‘ haben.“ Er habe auch die Stellungnahme vom Nabu erhalten und sie in die Fraktion gegeben mit der Bitte, die gewünschten Änderungen einzuarbeiten. Doch seine Fraktion sei anderer Meinung gewesen und habe dem Entwurf der Verwaltung zugestimmt. „Doch die beschlossene Satzung ist nicht in Stein gemeißelt“, so Schulz.