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Dorfgemeinschaft Neues Brücklein an der Wunderquelle

An der Zuchauer Pferdeschwemme haben Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr zusammen mit dem Ortsbürgermeister eine neue Brücke aufgebaut.

Von Thomas Linßner 23.02.2016, 17:22

Zuchau l Die erste Bogenbrücke von 1998 hat nicht lange gehalten. Sie bestand aus Holz und trug „einen falschen Anstrich“, wie Tischlermeister und Feuerwehrmitglied Joachim Peterle gestand. Um dem Jammer ein Ende zu bereiten und vielleicht noch sehen zu müssen, wie jemand auf dem maroden Holzbrücklein zu Schaden kommt, ließ Alt-Bürgermeister Martin Giesecke seine Beziehungen spielen. Angeregt von Landwirtin Adelheid Spiegel-Buchholz machte der hiesige Windkraft-Betreiber 1000 Euro locker.

Und weil der ehemalige Gemeindearbeiter Dietmar Schneider – der Hans-Dampf-in-allen-Gassen von Zuchau – ausgebildeter Schmied ist und in der Nähe eine Werkstatt besitzt, wurde der „Ersatzneubau“ selbst gefertigt. Dieses Mal aus gebogenen und verzinkten Stahlprofilen, die mit rutschhemmenden Hölzern belegt wurden. Um Baufreiheit zu erlangen, senkte Schneider den Wasserspiegel des Bauernteiches auf verblüffend einfache Weise ab: Es wurde einfach der Stöpsel gezogen. Im Teich steht ein lotrechtes Kunststoffrohr, dessen Deckel mit einer langen Holzlatte angehoben wird. Schneider musste zuvor nur ein Netz auslegen, damit die Fische nicht türmen.

In Zuchaus Mitte gibt es etwas, das im Salzlandkreis selten ist: eine Quelle. Und was für eine, ziemlich dicht unter der Oberfläche. Das Schichtenwasser tritt an drei Stellen aus der Erde. Sogar zuweilen am Amboss in der benachbarten ehemaligen Schmiede.

Als der Ort in slawischer Zeit gegründet wurde, spielten Quellen mit Sicherheit eine bedeutende Rolle. Es brauchte kein tiefer Dorfbrunnen angelegt werden – das klare Wasser für Mensch und Vieh trat von selbst an die Oberfläche. Dabei steht im Falle von Zuchau der Ortsname im Widerspruch zu diesem Umstand. Der Name „zuocha“ des zwischen 650 bis 900 von den Slawen gegründeten Dorfes bedeutet soviel wie „Ort in trockener Gegend“.

Um den „Bauernbrunnenquell“ rankt sich eine Geschichte, die aufzeigt, wie schon vor Jahrhunderten geschäftstüchtige Zeitgenossen das Zipperlein der Menschen ausnutzten. Die Story stammt aus einer Zeit, als die Heilwirkung von Wasser mehr und mehr Aufmerksamkeit erregte.

In einem Zuchauer Chronikheftchen, das anlässlich der Tausendjahrfeier 1978 herausgegeben wurde, steht Folgendes zu lesen: „Im Jahre 1700 wollte man bei einer Jagd die Heilwirkungen eines in der Nähe von Rathmannsdorf bei Staßfurt hervor sprudelnden Gesundbrunnens entdeckt haben. Schon nach kurzer Zeit stellten sich Hunderte von Besuchern ein, wurde doch berichtet, dass Lahme, Stumme, Blinde und Taube durch Trink- und Badekuren geheilt seien. Das Wasser wurde von geschäftstüchtigen Leuten in Fässern abgefahren und bis nach Magdeburg, Halle und Quedlinburg verkauft.

Ein Jahr darauf kam die Kunde, dass mitten in Zuchau ein wundertätiger Quell hervorgetreten sei. Es war ganz warmes und dunkles Wasser, das gegen allerhand Gebrechen helfen sollte. Um Kranke anzulocken, wurde verbreitet, dass die heilsamen Wirkungen weit besser seinen als in Staßfurt. Es wurde aber an beiden Orten bald still, da die ersehnten Erfolge nicht eintraten.“

Die Story von der Wunderkraft der Quelle hat sich aber bis heute hartnäckig gehalten.  So manche Zuchauer Oma erzählte sie ihrem mehr oder weniger staunenden Enkel. Und, was viel zu schön, um wahr zu sein wäre: Die Legende sagt, wer einmal aus dem „Bauernbrunnenquell“ getrunken hat, geht nie mehr von Zuchau fort …

Heute trinkt man aus der Fernwasserleitung, die erst in den 70er Jahren verlegt wurde. Bis 1976 holte man sich das Wasser vom Bauernbrunnen oder hatte selbst eine Hauswasserversorgung auf dem Hof.

Aber spinnen wir mal: Was wäre gewesen, wenn der gesundheitliche Erfolg wirklich gegriffen hätte? „Bad Zuchau“ mit Kurmittelhaus und Kurschatten? Oder zumindest die Abfüllung des Wassers in Flaschen, Medium und mit Kohlensäure versetzt? Was hätte der Barbyer Fiskus da an satten Gewerbesteuern kassieren können …

Zumindest kann man heute dank Altbürgermeisters Initiative wieder gefahrlos an der Pferdeschwemme lustwandeln. Das ist schließlich auch was, in der 311-Seelengemeinde.