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Bauarbeiten Fährschiff täglich im Dauereinsatz

Die Saalefähre bei Groß Rosenburg ist täglich bis zu 15 Stunden im Einsatz. Grund sind Straßensperrungen in Calbe.

Von Thomas Höfs 31.03.2016, 03:33

Barby/Groß Rosenburg l Viel Geduld benötigen die Pendler aus dem Elbe-Saale-Winkel momentan und in den kommenden Monaten. Denn die Zufahrt nach Calbe ist wegen Bauarbeiten momentan gesperrt. Nur über große Umleitungen lässt sich die Saalestadt momentan erreichen. Damit diejenigen, die in Richtung Schönebeck fahren wollen, nicht jeden Tag die großen Umleitungen nehmen müssen, hat die Stadt Barby die Fährzeiten der Saalefähre bei Groß Rosenburg drastisch verlängert.

Von Montag bis Freitag ist das Schiff jetzt 15 Stunden im Dienst. Um 5 Uhr startet die Besatzung die erste Fahrt. Erst nach Sonnenuntergang gegen 20 Uhr wird der Dienst dann beendet. Mit der ausgeweiteten Fährzeit will die Stadt die zu erwartende Nachfrage bedienen.

Das Konzept scheint zu funktionieren, sagt der zuständige Bauamtsleiter Holger Goldschmidt. Die Zahl der transportierten Fahrzeuge habe sich inzwischen fast verfünffacht. Bis zu 450 Autos und Kleintransporter bringt das Schiff täglich von einem zum anderen Ufer. Morgens bilden sich lange Warteschlangen an der Saalefähre, berichten die Autofahrer. Denn viele Fahrzeuge passen nicht auf das kleine Schiff. Fast sei man versucht, eine Pontonbrücke über den Fluss zu schlagen, sagt Holger Goldschmidt. Doch dann könnten keine Schiffe mehr die Saale passieren. Deshalb wäre der Vorschlag praktisch nicht umsetzbar. Für die Kleinstadt an der Elbe bringen die Straßensperrungen nicht nur die Saalefähre an die Belastungsgrenze.

Nebenbei ergibt sich für die Kommune ein positiver Effekt, was die Auslastung und ebenso die Einnahmen des von der Stadt betriebenen Fährschiffes angehen. Finanziell gehört die Saalefähre zu den großen Verlustbringern innerhalb der kleinen Fährflotte der Stadt. Drei Fährschiffe betreibt die Kommune. Neben der Saalefähre sind dies noch die Elbfähren in Barby sowie in Breitenhagen. Während die Elbschiffe zumindest ihren Aufwand hereinfahren, hinke die Saalefähre einem ausgeglichenen Ergebnis hinterher, sagt Holger Goldschmidt. Die durch die Baustellen sprunghaft angestiegene Nutzung der Saalefähre habe nun wahrscheinlich den Effekt, dass das Schiff in diesem Jahr zumindest keine größeren Verluste einfahre.

Eigentlich müssten die Fähren nicht nur die eigenen Kosten hereinfahren, sondern auch Überschüsse pro Jahr erwirtschaften. Denn alle fünf Jahre müssen die Wasserfahrzeuge aufwendig eine Landrevision durchlaufen. Viel Geld kostet jedes mal der mehrwöchige Aufenthalt in der Werft. Zwar erhält die Kommune bislang einen Teil der Aufwendungen vom Land in Form von Fördermitteln erstattet. Damit verbunden sei aber jedes Mal die Auflage, die Schiffe in den kommenden Jahren weiter fahren zu lassen, erinnert der Bauamtsleiter.

In den kommenden Wochen wird sich der Stadtrat erneut mit der Haushaltskonsolidierung befassen müssen. Die bisherigen Konsolidierungsbemühungen werden das Ziel, einen ausgeglichenen Etat in vier Jahren zu erreichen, deutlich verfehlen. Das sagte Bürgermeister Jens Strube (parteilos).

Unter die Konsolidierung fallen auch die Fähren. Denn nach den gesetzlichen Vorschriften für die Kommune, stellt der Fährbetrieb keine Pflichtaufgabe dar, erinnert Holger Goldschmidt. Zuletzt hatte sich die Kommune die Rechtsauffassung sogar von der Landesregierung bestätigen lassen. Ohne die Saalefähre wären die Einwohner des zu Barby gehörenden Saale-Winkels aber weitgehend von ihrer Stadt abgeschnitten. Zumindest während der andauernden Straßensperrungen ist an eine Reduzierung der Fährzeiten nicht zu denken, sagt der Bauamtsleiter. Danach könne der Stadtrat den Fährbetrieb aus Kostengründen aber weiter einschränken, sieht er zumindest hier die Möglichkeit einer Diskussion. Dabei könnte sich der Stadtrat die ganze Diskussion eigentlich sparen, wenn es an der Stelle eine Brücke über die Saale geben würde.

Für die Bürger der Stadt Barby mit den Ortsteilen wäre dies eine echte Verbesserung der Lebensqualität, wenn sie Tag und Nacht die Saale ohne lange Wartezeiten überqueren könnten.