Barbyer Elbbrücke Kein Abriss geplant

Die Deutsche Bahn, Vertreter der Stadt Barby und der neue Besitzer aus Dresden sprachen über den Erhalt der Barbyer Elbbrücke.

Von Thomas Linßner 15.04.2016, 02:41

Barby/Leipzig l „Wir sind zu dem Treffen nach Leipzig mit einem mulmigen Gefühl gefahren“, gesteht Bürgermeister Jens Strube (parteilos). Doch bereits nach wenigen Gesprächsminuten sei man „angenehm überrascht“ gewesen.

Die Vertreter des Sächsischen Institutes für Regionalökonomie und Energiewirtschaft (Sire) mit Sitz in Dresden hätten zugesagt, die Elbbrücke „keinesfalls abreißen zu wollen“. Vielmehr sei eine touristische Perspektive in Aussicht gestellt worden. Auf der still gelegten und zum Teil demontierten Bahntrasse zwischen Wiesenburg und Barby soll ein „Erlebnisradweg Erneuerbare Energien“ entstehen. Laut Strube könnte er Bestandteil des Europäischen Fernradnetzes werden.

Was wie Musik in den Ohren der Barbyer Vertreter klang: Die Eisenbahnbrücke wäre Bestandteil der Radeltrasse. „Es gibt sogar Vorstellungen, den Weg in die Brückenmitte zu verlegen, wo jetzt das Gleis liegt. Bei Hochwasser könnten dann sogar Rettungsfahrzeuge über die Elbbrücke fahren“, informierte der Bürgermeister. Laut Sire sei bereits ein Planungsbüro beauftragt.

Neben Jens Strube nahmen auch Stadtratsvorsitzender Ernst Neugebauer und Bauamtsleiter Holger Goldschmidt an dem Treffen in Leipzig teil, zu dem die Deutsche Bahn eingeladen hatte. Sie machten deutlich, dass die notorisch klamme Einheitsgemeinde das ambitionierte Vorhaben „sehr begrüßen“ würde, aber keinen Cent zu einer eventuellen Co-Finanzierung beitragen könnte.

„Die Sire-Vertreter haben angedeutet, dass wir das auch nicht müssten, weil ihr Unternehmen eine hundertprozentige EU-Förderung anstrebe“, erklärte Jens Strube. (Eine Aussage, bei der der praxiserfahrene Holger Goldschmidt allerdings bedenklich den Kopf hin und her wiegte.)

Zu keinem Zeitpunkt habe die Absicht bestanden, die Elbbrücke abzureißen, zitierte der Bürgermeister Sire-Geschäftsführer Stefan Lorenz noch mal. Man habe in Dresden die Aufregung nicht verstanden, die in Barby in den vergangenen Jahren nach Bekanntwerden des Eigentümerwechsels herrschte.

Diese Haltung teilte Strube Montagabend auch den Vertretern der Arbeitsgruppe Elbbrücke mit, die seit drei Jahren das Thema ständig am Kochen hält und nicht zuletzt durch eine Petition mit mehreren tausend Unterschriften Druck aufbaute. Deren Vorsitzender Klaus Bittrich zeigte sich verwundert: Bisher seien alle Anfragen und Kontaktversuche zum Sächsischen Institut für Regionalökonomie und Energiewirtschaft ins Leere gelaufen. Auch offizielle Anfragen der Stadt waren ignoriert worden.

Beim Treffen in Leipzig unterstrichen die Sire-Vertreter, dass man die Öffentlichkeit erst dann informieren wollte, wenn der Kaufvertrag unterzeichnet und rechtskräftig sei. Und das soll Ende April, Anfang Mai geschehen. Bislang ist das Unternehmen noch nicht im Grundbuch eingetragen.

Es ist übrigens nicht der erste Radweg, den die Sire AG bauen will. Sie habe schon mehrere solcher Projekte verwirklicht, so Strube. Die Errichtung eines Radwegs zwischen Görlitz und Königshain dauerte sieben Jahre.

„Wir werden das Vorhaben mit allen Kräften unterstützen. Zwar nicht finanziell, aber moralisch“, schloss Jens Strube sein Fazit. Auch die Brücken-Arbeitsgruppe teilt diese Haltung. Dennoch bleibt ein Rest Skepsis, weil die Pläne der Sire AG „fast zu schön um wahr zu sein“ scheinen. Sire-Mitglied Stefan Lorenz bat jedenfalls darum, eine Einladung zum dritten Barbyer Brückenfest zu erhalten. Das findet am 10. September statt.