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Kreisjägerschaft Zahlen zeigen, dass Jäger mehr Wild schießen

Eine Äußerung des Leiters des Polizeireviers Salzlandkreis verärgert die Mitglieder der Kreisjägerschaft Schönebeck.

Von Heike Liensdorf 26.04.2016, 16:48

Schönebeck/Kleinmühlingen l „Noch einmal zu den Wildunfällen: Mit insgesamt 1019 gab es 2015 160 mehr als 2014. Das könne dadurch bedingt sein, dass das Wild insgesamt zunimmt, ,weil die Jäger weniger schießen‘, schätzt der Revierleiter ein. Beim Blick auf die Karte des Salzlandkreises und die darauf eingezeichneten Wildunfälle zeigt sich eine quasi gleichmäßige Verteilung auf das gesamte Kreisgebiet. Aber auch hier gibt es Schwerpunkte, nämlich die Strecke der B 246a zwischen den Schönebecker Ortsteilen Grünewalde und Plötzky und die Strecke zwischen Neugattersleben nach Hohenerxleben.“ So stand es am 2. April in der Volksstimme.

Über das Zitat von Revierleiter Volker Stamer - „... weil die Jäger weniger schießen“ - äußert Kurt Banse seinen Unmut. Der Pömmelter meldet sich während der Jahreshauptversammlung der Kreisjägerschaft Schönebeck in Kleinmühlingen zu Wort und zeigt sich über diese Pauschalisierung verärgert. „Keiner sagt, dass sich der Verkehr seit der Wende vervielfacht hat“, führt Banse an. „Ich werde den Revierleiter einladen, er soll mal eine Nacht miterleben. Zum Beispiel die S-Kurve Zackmünde-Pömmelte: Dort ist Tempo 80, aber die meisten Autos fahren mehr als 100.“

Mit seiner Kritik an der Äußerung des Revierleiters steht Kurt Banse nicht alleine da. Auch Jens Dedow, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Schönebeck, schüttelt den Kopf. Für ihn spiegeln die Worte „Unwissenheit, Unkenntnis und Frechheit“ wider. „Die Abschusszahlen zeigen, dass wir mehr schießen“, betont er.

Rehwild: Jagdjahr 2015/2016: 784 Stück, dazu 17 Verkehrsopfer / 2014/2015: 398 Stück, dazu 104 Verkehrsopfer

Schwarzwild: 2015/2016: 363 Stück, dazu 107 Verkehrsopfer / 2014/2015: 293 Stück, dazu 22 Verkehrsopfer.

Diese Zahlen nannte Kreisjägermeister Jens Hennicke während der Versammlung.

Die Problematik Wildunfälle liege nicht darin begründet, sagt Jens Dedow im Gespräch mit der Volksstimme, dass es mehr Wild gebe. Zum einen seien die Straßen besser ausgebaut, und eine höhere Anzahl von Autos sei mit höherer Geschwindigkeit auf diesen unterwegs. Ist es an dem, können Autofahrer schlechter reagieren, wenn Wild auf die Straße springt. „Das ist ein objektiver Fakt“, sagt der Vorsitzende der Jägerschaft und will betont wissen: „Wir fordern nicht mehr Tempomessungen.“ Zum anderen sei das Wild durch landwirtschaftliche Gegebenheiten animiert, sich mehr in Straßennähe zu trauen. Viele Felder seien bis an die Straße heran bestellt, immer mehr energiereiche Früchte wie Mais, Raps, Zuckerrüben werden angebaut. Im Winter gebe es kaum noch bepflügte Felder, so Dedows Beobachtung. „Ein dickes Fressangebot direkt an der Straße also ...“ Und bei Dunkelheit hätten die Tiere eben weniger Scheu, sich direkt an der Straße zu bewegen.

Für Jens Dedow stellt sich die Frage, ob die Jäger allein in der Verantwortung stehen. „Eher doch wohl alle, die die Straße nutzen.“ Die Autofahrer müssen Rücksicht nehmen. Der Baulastträger sollte an Wildwarner und Lichtraumprofil denken, damit das Wild eher gesehen werden kann. „Die Wildunfälle zu reduzieren, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe - nicht nur die der Jäger“, so Jens Dedow.

Bei der Polizei nachgefragt, sagt Sprecher Marco Kopitz: „Die Polizei äußert sich diesbezüglich nicht extra.“