Vogelgrippe Keine weiteren Fälle

Erst einmal Entwarnung für den Salzlandkreis: Keine weiteren Fälle von Vogelgrippe. Jedoch stehen noch Proben aus.

Von Jörn Wegner 10.01.2017, 00:00

Brumby l Die Sprecherin des Salzlandkreises, Alexandra Koch, hatte am Sonntag im Gespräch mit der Volksstimme noch erklärt: „Für eine Entwarnung ist es zu früh.“ Am Montag jedoch lagen bereits 500 Untersuchungsergebnisse aus 27 Geflügelhaltungen in Brumby und dem Tierpark Wartenberg bei Calbe vor: Es gab keine festgestellten weiteren Erkrankungen.

Zum Hintergrund: In Brumby mussten Ende vergangener Woche mehr als 30 000 Hühner getötet werden. Zudem ist ein Sperr- und Beobachtungsbezirk um den Geflügelbetrieb eingerichtet worden. Ob der Vogelgrippe-Virus in dem betroffenen Geflügelbetrieb über einen Zukauf von Hennen, der Ende des Jahres erfolgte, eingeschleppt worden ist, ist unklar. Ein solcher Zukauf sei auch in Zeiten der verordneten Stallpflicht legal, versichert Alexandra Koch auf Nachfrage. Mitte Dezember seien die zugekauften Tiere in Brumby eingestallt worden. Zuvor habe es umfangreiche klinische Untersuchungen gegeben, zudem seien die Ställe desinfiziert worden.

Das Landwirtschaftsministerium in Magdeburg vertritt die These, dass die Vogelgrippe durch Zugvögel in Nutzgeflügelbestände eingebracht wird. Unterstützt wird dies durch das Friedrich-Loeffler-Institut. Züchter und Umweltverbände haben jedoch eine andere Ansicht. Die Seuche breite sich demnach vor allem durch Tiertransporte der Geflügelindustrie aus. „Wildvögel sind Opfer, keine Täter“, heißt es etwa vom Naturschutzbund, der den Schutz von Wildvögeln vor infizierten Beständen aus der Landwirtschaft fordert.

„Man kann keine einzelne Ursache definieren“, sagt Werner Gutzmer, Landesvorsitzender des Wirtschaftsverbandes Eier und Geflügel. Die These von der Infektion durch Transporte sei aber nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen. Dass der Virus jedoch durch Wildvögel eingetragen wurde, sei insofern schlüssig, als dass die Infektionsherde in Deutschland dem Zug der Vögel folgten. „Das hat was mit den Transportwegen zu tun“, meint hingegen Gottfried Eggebrecht. Der Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Förderstedt-Staßfurt sieht die Schuld bei der Geflügelwirtschaft. Schon jetzt leiden er und seine Züchterkollegen unter Stallpflicht und Ausstellungsabsagen. Käme es zu Massenkeulungen, träfe dies die Vereine existenziell. „Viele sagen, wenn das so ist, höre ich auf“, sagt Eggebrecht. Er selbst hat 40 Jahre Arbeit in seine Zuchtlinie der Selbright-Hühner gesteckt. „Wenn die gekeult wird, ist ein Lebenswerk kaputt.“

„Bedrückend“ sei die Stimmung im Verein, sagt Hilmar Rösemann, Vorsitzender der Geflügelzüchter im Altkreis Schönebeck. Das Vereinsleben würde ohnehin unter fehlendem Nachwuchs leiden. Wenn nun die verbleibenden Züchter ihre Tiere töten müssten, könnte dies das Aus für die Vereinslandschaft bedeuten. Aber auch, wenn der schlimmste Fall nicht eintrete, Ausstellungsverbote und Stallpflicht machen Menschen und Tier zu schaffen, sagt Rösemann.

Zu den von den Züchtern und dem Naturschutzbund gemachten Vorwürfen wollte sich der Geschäftsführer des Geflügelhofs in Brumby, der zu einem Unternehmen aus Welbsleben gehört, nicht äußern.

Es fänden weitere Untersuchungen statt, so der Landkreis. Wenn alle bislang noch nicht aufgesuchten Geflügelhalter die Probenahme ihres Geflügels gestern ermöglicht haben, werden die endgültigen Test-Ergebnisse für heute Nachmittag erwartet. Erst dann könnten endgültige Aussagen zum weiteren Vorgehen getroffen werden, so Alexandra Koch.