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Konferenz Engagiert für weltoffenen Landkreis

Mehr als einhundert Teilnehmer hatte die zweite Demokratiekonferenz am Mittwoch in Stendal.

Von Egmar Gebert 21.10.2016, 01:01

Stendal l Was ist für Sie Demokratie? Mit Kamera und Mikro­fon hatten die Organisatoren der zweiten Konferenz für Demokratie und Vielfalt vorab Stendalern diese Frage gestellt. „Ehrlichkeit in der Politik, das Recht auf freie Rede, Freiheit, dass sich alle untereinander verstehen, jeder die gleichen Rechte hat, das Volk das Sagen hat“, so einige der spontan gegebenen Antworten, die am Mittwoch, 19. Oktober, im großen Sitzungssaal des Landratsamtes von der Leinwand flimmerten und hundertfach gehört und zustimmend registriert wurden.

Denn jene im Saal sitzenden mehr als 100 Teilnehmer der zweiten Auflage der Stendaler Demokratiekonferenz gehören zu denjenigen Frauen und Männern, die sich seit der ersten derartigen Zusammenkunft im Juni vergangenen Jahres in Sachen Demokratie auf vielfältige Art engagieren.

„Sie haben in den vergangenen Monaten gemeinsam Ideen entwickelt, wie sich der Landkreis Stendal weltoffener gestalten lässt“, bescheinigte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) den Konferenzteilnehmern. Mehr als 70 verschiedene Projekte und Aktionen seien dabei entstanden, umgesetzt worden. In Vereinen ebenso wie in neuen Netzwerken oder durch bürgerschaftliches Engagement. Aktionen, die zum Beispiel vom Miteinander der Menschen unterschiedlichster Herkunft zeugen. So im Netzwerk „Herz statt Hetze“, das sich ab- oder ausgrenzenden Aktionen entgegenstellt, Alternativen dazu aufzeigt. Miteinander, das zum Beispiel auch in Begegnungsfesten mit zum Teil mehr als 300 Gästen gelebt wurde. In Paten- und Partnerschaften, die aus der Betreuung von Geflüchteten erwuchsen, die im Landkreis Zuflucht fanden.

Stichwort Willkommenskultur. Diese nun zu einer Integrationskultur weiterzuent- wickeln, formulierte Landrat Wulfänger als eines der nächsten Ziele. Auf dem Weg dorthin sollte die Demokratiekonferenz am Mittwoch ein Schritt sein.

Ein Schritt auch, der die im Laufe des vergangenen Jahres mit all diesen Aktivitäten im Landkreis entstandene „Partnerschaft für Demokratie“ weiter ausbauen kann.

Willkommen ist darin jeder, der sich dem demokratischen Miteinander, der Vielfalt und Weltoffenheit im Landkreis verschrieben hat, Ideen, Aktionen, Projekte beisteuern möchte, ermutigte Hildegard Rode vom sachsen-anhaltischen Minis- terium für Arbeit, Soziales und Integration die Konferenzteilnehmer, diesen Gedanken in die Breite zu tragen. Demokratie heiße eben auch Bürgerbeteiligung, mehr noch als bisher.

Da Wege zu finden, die das Mitgestalten für Bürger interessant, erstrebenswert und mehr als bisher überhaupt erst möglich machen, sei der Anspruch an die „Partnerschaft für Demokratie“, von denen es neben Stendal 17 weitere landesweit gebe – als Foren, in denen Haupt- und Ehrenamtliche gemeinsam arbeiten.

Die Schalt- oder besser Koordinierungsstelle für dieses Zusammenwirken und ist beim Verein Kinderstärken angesiedelt. Für sie, bei der auch die Fäden vor, für und während der zweiten Konferenz für Demokratie und Vielfalt im Landkreis zusammenlaufen, trat Benjamin Ollendorf ans Mikrofon: „Wir sind die, die eigentlich im Hintergrund arbeiten.“ Partner wolle man sein, unterstützen, anregen, aber vielmehr noch Anregungen transportieren, helfen, sie umzusetzen, daraus die Strategie zu entwickeln, die der Landkreis künftig als ein weltoffener und in Vielfalt lebendiger fährt.

Eine Vielfalt, von der schließlich auch diese Konferenz lebte. Ollendorf lud die Mitwirkenden ein, sich in einen von sieben Workshops, die von den Organisatoren am Nachmittag angeboten wurden, einzubringen. Sie taten es, trafen sich an den Arbeitstischen, an denen unter anderem Folgendes diskutiert wurde: Diskriminierung an der Schule. Was, wenn Kinder und Jugendliche wegen ihrer Kleidung, Sprache, Hautfarbe angepöbelt werden? Wie reagieren? Was heißt Toleranz, was bedeutet Courage? Antworten darauf suchte Mathilde Grauer-Nottrott vom Verein Kinderstärken vor allem mit jungen Konferenzteilnehmern.

An einem anderen Tisch sammelten die Teilnehmer mit Katrin Reimer-Gordinskaya und Stefanie Kummer vom Kinderschutzbund Überlegungen, wie man aus Institutionen im Landkreis ein Netzwerk bilden kann, das sich mit Diskriminierungen beschäftigt, ihnen entgegenwirkt, Veränderungsprozesse einleiten kann.

Wie soll die Willkommenskultur im Landkreis weiterentwickelt und zur Integrationskultur werden?, war die Frage, die sich Migrationskoordinator Björn Malycha mit seinen Workshop-Teilnehmern stellte.

David Begrich und Martin Burgdorf vom Verein Miteinander warfen in ihrem Workshop ein Schlaglicht auf die Reichsbürgerszene. Das demokratiegefährdende an deren Aktivitäten und Strategien, dem zu begegnen, wurden besprochen.

Zusammengetragen und ausgewertet werden die Ergebnisse aus den Arbeitstisch-Gesprächen in den kommenden Wochen. Ziel ist es, daraus Handlungsstrategien des Landkreises zu entwickeln.