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Landwirtschaft Spargelanbau ist eine Wissenschaft

Auf dem Spargelhof der Familie Garlipp in Schelldorf, einem der größten Anbauer in der Altmark, wird die Saison vorbereitet.

Von Rudi-Michael Wienecke 16.03.2016, 08:20

Schelldorf l Der Anbau des weißen Edelgemüses hat sich in den vergangenen Jahren zur Wissenschaft entwickelt. „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", spricht der Schelldorfer Spargelbauer Tim Garlipp auch für seine Kollegen. Je früher die Ernte, je kontinuierlicher die Erträge, desto besser. Garlipp hat die Entwicklung hautnah miterlebt, begann vor 20 Jahren auf zehn Hektar mit dem Spargelanbau. Aktuell gehören 62 Hektar zur Ertragsfläche. In etwa drei Wochen kann darauf mit der Ernte begonnen werden, schätzt der Fachmann.

In den zurückliegenden Tagen wurden auf den Betriebsflächen rund um Buch und Köckte die Anlagen für die bevorstehende Saison vorbereitet. Mit Schlepper und Spezialtechnik entstanden schnurgerade Dämme. Ebenfalls maschinell wurden diese anschließend mit weißer Folie abgedeckt. Die Farbe ist entscheidend für den Erfolg. „Mit weiß wollen wir die Kälte konservieren“, erklärt Garlipp. Hier soll der Spargel also bewusst später sprießen, erst dann, wenn die Ernte auf den frühen Anlagen beendet werden kann.

Noch aufwendiger ist das Herrichten dieser Beete. Bereits im Herbst wurden dafür die Dämme gezogen. Ein Folientunnel und zwei weitere Folienschichten in schwarzer Farbe fangen nun die Wärme der ersten Sonne ein, die die weißen Stangen so schnell als möglich aus der Erde locken soll. Der materielle Einsatz auf den Feldern ist enorm. „Die Folien halten aber ein Spargel- leben lang“, so Garlipp. Anschließend werden sie recycelt, die Belastung für die Umwelt hält sich in Grenzen.

Der 51-jährige Betriebsleiter kann in diesem Jahr erstmals auf die Unterstützung seines Sohnes bauen. Der 25-jährige Arne Garlipp lernte den Beruf nach seinem Abitur von der Pike auf. "Während seiner Ausbildung zum Gemüsebauer schlief er mit den Saisonarbeitern auf einem Flur“, so der Vater nicht ohne Stolz. Anschließend studierte der Sohn in Osnabrück sein Fach, kehrte als Wirtschaftsingenieur für Gartenbau in den elterlichen Betrieb zurück. Nach und nach arbeitet er sich ein, soll eines Tages das Werk seines Vaters komplett übernehmen. Die Gründung einer GbR steht an. Es müsse also nicht nur der Spargel akribisch gemanagt werden, "sondern auch die Familien“, scherzt der Senior und behauptet, gemeinsam mit Ehefrau Heike die Geburten der sechs Söhne so geplant zu haben, dass einer davon im 20. Jahr des Betriebsbestehens in das Unternehmen einsteigt.

Aktuell teilen sich Vater und Sohn die Arbeit. Erstmals werden die Spargelverkäufer dort geworben, wo Garlipp-Spargel in wenigen Wochen auch im Angebot ist. „Den Kräften bleiben so längere Anfahrtswege erspart", begründet Arne Garlipp, der mit den Bewerbern die Gespräche führt. Parallel läuft die Werbung „Ein schwieriges Thema“, meint der Junior. Der Erfolg dieser Investition lasse sich schwer in Zahlen ausdrücken.

Weil nun die Nachfolge geregelt ist, nahm Tim Garlipp noch einmal viel Geld in die Hand. Der Betrieb investierte in ein neues Tunnelsystem und eine Vielzahl elektrisch betriebener Spargelspinnen. Das Gemüse kann nun schneller und für die Mitarbeiter bequemer geerntet werden.

In den Startlöchern stehen bereits die 90 rumänischen Arbeiter, die das Edelgemüse stechen werden. Seit über zehn Jahren können die Garlipps hier auf einen festen Stamm bauen. Arne Garlipp schwört auf die Saisonkräfte, die in Schelldorf Kost und Logis bekommen. „Sie haben hier den Kopf frei, müssen sich nicht um die alltäglichen Sorgen zu Hause kümmern. Sie sind motiviert, wollen Geld verdienen“, begründet er.

An 18 Ständen im Radius von rund 80 Kilometern werden die Schelldorfer das Edelgemüse direkt anbieten. Außerdem liefern sie ihre weiße Ware an Kollegen, die in verschiedenen Einzelhandelsketten gelistet sind.

Mit Prognosen über den Verlauf des Spargeljahres hält sich Arne Garlipp zurück. Von Qualität und Ertrag könnte es jedenfalls ein gutes werden. Der Aufwuchs nach der vergangenen Saison war kräftig, die Wurzeln konnten genug Nährstoffe speichern. Diese müssen nun von der Sonne und dem Fachverstand der Anbauer als deftige weiße Stangen „herausgekitzelt werden". Wie das Wirtschaftsjahr wird, hängt dagegen vom Wetter ab. Wird es zu schnell warm, drückt zu viel Spargel den Preis. Außerdem essen die Leute weniger.

Im vergangenen Jahr hatten die Garlipps Glück. Auf Grund der guten Nachfrage blieben die Verkaufspreise länger als sonst stabil. Die höheren Kosten für den damals eingeführten Mindestlohn bekam der Kunde also nicht direkt zu spüren.