Park eröffnet Aus Wind wird Geld

240 Millionen Euro wurden und werden in den Windpark Hüselitz investiert. Mit einem Bürgerfest wurde er am Sonnabendnachmittag eingeweiht.

Von Rudi-Michael Wienecke 04.09.2016, 14:47

Hüselitz l „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.“ Mit diesem chinesischen Sprichwort würdigte Denis Gruber in Vertretung des Landrates Carsten Wulfänger am Sonnabendvormittag den Mut der Investoren, 46 moderne Windenergieanlagen in den altmärkischen Sand zu setzen. Der Tangerhütter Bürgermeister Andreas Brohm hatte ähnliche Redewendungen parat und auch die sachsen-anhaltische Umweltministerin Claudia Dalbert war voll des Lobes über das Projekt.

Alle drei gehörten zu den Laudatoren, die am Sonnabendvormittag vor etwa 500 geladenen Gästen im Festzelt inmitten der Windkraftanlagen sprachen. Gefeiert wurde die Einweihung eines der größten Vorhaben dieser Art in Deutschland.

Am Nachmittag wurde zum öffentlichen Bürgerfest eingeladen. Einige hundert Menschen aus der Umgebung erlebten Livemusik. Die freiwillige Feuerwehr versorgte die Gäste mit Gegrilltem und die Landfrauen aus Windberge, Dahrenstedt und Lüderitz boten Kaffee und Kuchen an. Kinder konnten sich schminken lassen und auf gleich auf zwei Hüpfburgen toben. Wer interesse hatte besichtigte die Baustelle, verschaffte sich einen Überblick über die riesigen Dimensionen.

Seit Oktober des vergangenen Jahres wird bereits Strom in das Netz eingespeist. 36 Mühlen sind fertiggestellt, weitere werden noch in diesem Monat in Betrieb genommen, für vier Anlagen läuft das Genehmigungsverfahren. Die Turbinen werden von der Hüselitz Holding und Infrastruktur GmbH, welche zur CPC Germania Gruppe aus Rheine gehört und von der ETE Windpark GmbH und Co. KG aus Stendal betrieben.

Der Windpark, in dessen Errichtung die Betreiber rund 240 Millionen Euro investiert haben, geht auf die Initiative des Ingenieurbüros FEFA aus Stendal zurück. Erste Ideen zum Bau hatte das Unternehmen in der Hand der Familie Schwarzlose bereits vor weit mehr als zehn Jahren. 2002 legte Thomas Schwarzlose erste Entwürfe vor, die anschließend erst einmal von der Regionalplanung abgelehnt wurden.

Sechs Jahre später wurden diese Pläne wieder aus der Schublade geholt, 2009 der erste Antrag nach Bundesimmisionsschutzgesetz gestellt und nach vielen Änderungen und Gründung der ARGE Hüselitz Ende 2014 genehmigt.

Von Anfang an wurde die Öffentlichkeit mit einbezogen. Etwa 450 Eigentümer der rund 700 Flurstücke auf den über 570 Hektar in den Gemarkungen Windberge, Hüselitz, Groß Schwarzlosen, Lüderitz, Buchholz und Stendal mussten mit ins Boot geholt werden. Auch die 15 auf diesen Flächen wirtschaftenden Landwirte hatten die Investoren schnell auf ihrer Seite. Nur zwei von den Grundstückseigentümern verweigerten ihre Unterschrift unter den Verträgen, so Susann Schwarzlose.

Die anderen verdienen in den kommenden Jahren an den Pachteinnahmen. Laut Investor Markus Tacke wurde diesbezüglich ein Modell gewählt, mit dem Nachbarschaftsstreitigkeiten vermieden werden sollen. 20 Prozent der Gelder bekommen die Eigentümer, auf deren Grundstücken die Mühlen stehen. Die anderen 80 Prozent werden unter allen Besitzern verteilt.

Auch für die betroffenen Kommunen ist der Windpark Hüselitz eine willkommene Einnahmequelle. Allein die Stadt Tangerhütte erwartet jährlich Steuereinnahmen im fünfstelligen Bereich. Profitieren werden auch Vereine und Initiativen in den Ortschaften, in deren Gemarkungen die Anlagen stehen.

Laut Tacke wollen die Investoren jährlich um die 500 Euro pro Mühle spenden. „Je nach Windstärke mal mehr, mal weniger“, so der Investor. Wie die Mittel verteilt werden, sollen nicht die Kommunen entscheiden, sondern ein Spendenbeirat aus fünf bis sechs Personen, dem auch Vertreter der Ortschaften angehören. Tacke fordert Vereine und Initiativen auf, ihre Konzepte und Ideen vorzustellen. „Wir wollen die Menschen und ihre Projekte kennenlernen“, lädt er ein.