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Schwerlastarbeit Hunderttausend Kilo in der Schwebe

Imposantes Prozedere am Dienstag in Eilsleben: Ein 100-Tonnen-Silo ist per Kran von der Betriebshalle auf den Boden gehievt worden.

Von Ronny Schoof 24.03.2016, 00:01

Eilsleben l Wie ein Ufo schwebt das von der Werkstätte gelöste Silo gegen halb vier vor dem wolkenverhangenen Himmel. Es hängt am Haken eines Superschwergewichts – der Kran könnte sieben solcher Kolosse tragen. Im Zeitlupentempo hievt der gewaltige Arm mit den Stahlseilfingern den Zylinderkegel vom Dach. Vom Hubwagen aus überwachen die Schwerlastexperten angespannt die entscheidenden Momente, auf die sie seit der Frühe stundenlang hingearbeitet haben. Einige Schaulustige verfolgen das Hubspektakel aus der Nähe. Für den seltenen Anblick haben sie trotz Kälte und Regenschauer ausgeharrt.

„So eine Aktion ist natürlich nicht auf den Punkt genau zeitlich planbar“, wendet sich Expan-Geschäftsführer Peter Schröder fast entschuldigend an die kleine Bürgerschar. Es habe alles etwas länger gedauert als gedacht. Allerdings geht Sicherheit vor; es ist Millimeterarbeit an einem elf Meter hohen, sechs Meter durchmessenden und 100 Tonnen schweren Bauteil, das, zu ebener Erde gelassen, jetzt demontiert, verladen und nach Dänemark, Heimat des H+H-Konzerns, transportiert wird.

Die Firma H+H Expan, die hier in der Ovelgünner Straße seit 1995 Betonteile für den Wohnungsbau produzierte, verabschiedet sich aus Eilsleben. Das Silo, in dem die Zuschlagstoffe für das Endprodukt gelagert wurden, hat ausgedient. „Ich bedauere die Schließung“, sagt Peter Schröder, „denn die gegenwärtige Lage im Wohnungsbau hätte uns hier noch einige Jahre Beschäftigung gebracht.“ Doch die Entscheidung des übergeordneten CRH-Konzerns, zu dem Expan gehört, sei bereits 2008 endgültig gefallen, „als der Wohnungsbau in Deutschland einen Tiefstand mit düsterer Prognose erreicht hatte“, so Schröder.

Der irische CRH-Konzern ist mit 4000 Produktionsstätten weltweit der größte dieser Branche. Am Standort Eilsleben haben „zu Spitzenzeiten 115 Mitarbeiter“ in Lohn gestanden, sagt Schröder und erklärt zur Abwicklung: „Es ist wirklich nicht schön, wenn Arbeitsplätze wegfallen, aber wir haben mit dem Betriebsrat einvernehmliche Wege über Abfindungen und Sozialpläne gefunden.“

Während das Team der Spezialkranfirma die Schwerlastlogistik meistert, erledigt in der Werkstatt neben der großen Halle Andreas Schulz als letzter Mitarbeiter von Expan einige Arbeiten für die Demontage. „Ich war mit dabei, als das hier 1995 alles aufgebaut wurde“, erinnert er sich wehmütig.

Die Halle wird bleiben und weitergenutzt. Expan verkauft das Gelände an eine Schaumann-Tochter. Der Tierfutterproduzent mit dem markanten blau-gelben Block ist nebenan ansässig. „Es laufen dafür jetzt noch die Planungsarbeiten“, informierte der Eilsleber Schaumann-Geschäftsführer Frank Brennecke.