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Vor-Ort-Termin Keine Lösung für Wanzleber Unfallkurve

Nachdem zwei Autos in das DRK-Haus gekracht sind, wird geprüft, ob in der Kurve eine Leitplanke gebaut wird.

Von Sabrina Trieger 16.03.2016, 00:01

Wanzleben l Nach dem jüngsten Unfall Ende Februar, bei dem erneut ein Pkw gegen die Hauswand des betreuten Wohnens des DRK in der Wanzleber Lindenpromenade gekracht war, haben sich vergangene Woche die zuständigen Behördenvertreter vor Ort zu einer Verkehrssicherungsschau getroffen.

Warum es hier an ein und derselben Stelle binnen nur acht Monaten zwei Pkw aus der Kurve katapultiert hatte, war schnell erklärt. „Die Unfallursache liegt nicht am Zustand der Straße. Der ist einwandfrei. Die Autofahrer haben sich hier schlichtweg nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 50 km/h gehalten“, brachte es Jürgen Till, Amtsleiter des Straßenverkehrsamtes des Landkreises Börde, auf den Punkt. Die Kurve stelle keinen Unfallschwerpunkt dar, schob er hinterher. „Es wäre erst einer, wenn sich sechs Unfälle der gleichen Art innerhalb von drei Jahren hier ereignen würden“, erklärte Polizeihauptkommissar Hans-Jürgen Schlaphof.

Doch dass jene Polizei-Statistik mit der Unfallgefahr, die man als Bürger an gewissen Punkten nun mal empfindet, nichts zu tun hat, argumentierte Stephan Dill vom DRK dagegen. „Und deshalb ist dass hier für uns ein Unfallschwerpunkt. Für die Sicherung der Stelle gibt es bauliche Lösungen. Wir fordern zum Schutz der Fußgänger und Bewohner eine straßenbegleitende Leitplanke oder Poller“, sagte der DRK-Mitarbeiter in Richtung Jürgen Till.

Vor dem Unfall Ende Februar war hier erst Ende Juni ein silberfarbener Ford von der Lindenpromenade ab- und erst am Eckpfeiler des Balkons zum Stehen gekommen. „Damals hatte mein Vater großes Glück. Er war gerade vom Balkon ins Wohnzimmer gegangen, als es krachte. Für meine Eltern, die hier seit vier Jahren wohnen, ist der jüngste somit schon der zweite Unfall, den sie verdauen müssen“, fasst Hans Niemann stellvertretend für seine Eltern, Rita und Heinrich Niemann, die Wohnsituation zusammen.

Für die Immobilie an sich ist es übrigens bereits der dritte Unfall. Die Unglückskette hatte im September 2007 begonnen, als es hier einen vollbeladenen 40-Tonnen-Rübenlaster aus der Kurve trug. „Alle Unfallfahrzeuge kamen aus der selben Richtung. Und zwar über die Kurve aus Richtung Burg“, erzählt Niemann weiter. Er fragte die Amtsvertreter direkt: „Was muss denn noch alles passieren, dass hier gehandelt wird?“

Darauf entgegnete ihm Jürgen Till vom Straßenverkehrsamt: „Wären die Fahrer 50 km/h gefahren, wäre nichts passiert. Wir können uns nun mal nicht komplett gegen die Dummheit der Menschen absichern.“

Dass die Errichtung einer Schutzleitplanke entlang des Bordes in diesem Fall wohl nicht zu viel verlangt und mehr als gerechtfertigt sei, darauf pochte während des Vorort-Gesprächs Stephan Dill. „Wir wollen, dass neben unseren Hausbewohnern auch die Fußgänger geschützt werden. Darum geht es uns. Dass wir auf unserem Grundstück einen Schutz errichten, damit sich unsere Bewohner sicher fühlen, ist kein Problem. Doch schießt das nächste Mal ein Pkw von der Straße über den Gehweg und verletzt dabei einen Passanten, müssten wir uns dann wohl dem öffentlichen Vorwurf stellen, warum wir nur an uns und unser Gebäude gedacht haben und nicht an das Wohl aller Bürger“, prophezeit der Rotkreuzler.

Der Vorschlag einer straßenbegleitenden Planke traf bei den Amtsvertretern auf spürbar wenig Begeisterung. Dennoch argumentierte Dill weiter: „So eine Schutzplanke würde auch den Verkehrsfluss in keinster Weise einschränken.“

Doch auch zu diesem Punkt berief sich Jürgen Till auf die Straßenverkehrsordnung. „Für die Errichtung einer Leitplanke müssen gewisse örtliche Gegebenheiten vorhanden sein. Beim besten Willen. Die Bauausführung würde hier schwierig werden. Meine Bedenken sind, dass wir hier für Unfallfahrer mit solch einer Plankevariante eine Art Rampe bauen würden.“

Das sieht auch Andreas Boehle von der Landesstraßenbaubehörde so: „Auch der Gehweg müsste hierfür verändert und nach den Versorgungsträgern im Erdreich geguckt werden. So einfach wie das klingt, ist das alles nicht.“

Die Forderung um eine Reduzierung von 50 auf 30 km/h wurde bereits vor Ort von allen Beteiligten kategorisch abgelehnt. „Die Straße führt den überörtlichen Verkehr und der muss fließen. Vor dem Ausbau der B246a galt hier Tempo 30, weil der Zustand der Fahrbahn nichts anderes zuließ. Das ist heute anders. Baulich ist alles so, dass die 50 km/h bleiben“, sagte Till. Er wolle mit seinen Kollegen nun prüfen, ob der vom DRK geforderte bauliche Schutz gerechtfertigt ist. Eine Entscheidung kündigte er frühestens für Mai an.