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Wintersport „Wir ziehen das durch“

Der Investor hält an der Seilbahn am Winterberg in Schierke fest. Dies bekräftigte Gerhard Bürger im Wernigeröder Stadtrat.

Von Katrin Schröder 12.12.2015, 00:01

Wernigerode l Wenn es nach den Investoren geht, wird die Seilbahn am Winterberg bei Schierke gebaut – auch wenn es später wird als Ende 2016. „Wir stehen hundertprozentig zu dem Projekt. Wir ziehen das durch.“ Mit diesen Worten hat am Donnerstagabend Gerhard Bürger im Wernigeröder Stadtrat bekräftigt, dass er am Bau der Seilbahn festhält. Bürger hält 70 Prozent der Winterberg Schierke GmbH, die rund 15 Millionen Euro in das Vorhaben stecken will.

Nach der Kritik, die in den vergangenen Tagen am Vorgehen der Investoren laut geworden war (Volksstimme berichtete), war der Unternehmer sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten. „Wir lassen uns nicht irritieren“, sagt er in der Sitzung, in der ihm die Stadträte Rederecht erteilt hatten. Ausdrücklich lobte er die Zusammenarbeit mit der Wernigeröder Stadtverwaltung. „Zwischen uns passt kein Blatt Papier“, sagte er und fügte hinzu: „Wir haben keinen Millimeter Anlass, etwas zu monieren.“ Das gelte ebenso für die Kreisverwaltung. Insgesamt spüre er Rückenwind für das Vorhaben. „Das hat uns als Investoren beflügelt“, so Bürger.

Allerdings räumte er auch Fehler ein. „Ich gebe zu, unser Zeitplan war wohl zu ehrgeizig“, sagte Bürger mit Blick auf das angepeilte, aber geplatzte Eröffnungsdatum, den 16. Dezember 2016. Aus seiner Erfahrung mit anderen Bauvorhaben im industriellen Bereich habe er mit einem schnelleren Fortschritt gerechnet. Doch er habe eingesehen, dass dieser Fall anders sei. „Ich lege auf ein solides, geordnetes, transparentes Verfahren Wert“, sagte Bürger.

Andreas Meling betonte, dass die Stadtverwaltung alle Verfahren wie vorgeschrieben abwickeln werde. „Es wird keine Beschleunigung geben, die außerhalb des gesetzlichen Rahmens stattfindet“, sagte der Rathaussprecher.

Der Generalplaner, das österreichische Büro Klenkhart & Partner, habe das Konzept fertiggestellt. Dazu gehören unter anderem die Trassenführung sowie die Lage von Speichersee und Seilbahnstationen. Auch über die Genehmigungsverfahren habe man weitgehend Klarheit, so Meling. Nach Volksstimme-Informationen will das Verkehrsministerium bis spätestens Ende Januar entscheiden, ob ein länderübergreifendes Raumordnungsverfahren nötig ist. Dabei werden alle Auswirkungen des Projekts umfassend betrachtet.

Fest steht, wer welche Aufgaben übernehmen soll. Laut Plan, der mit den Geldgebern beim Land abgestimmt ist, soll die Stadt für Erschließung und Infrastruktur zuständig sein. Dazu zählen unter anderem der Speichersee für rund 1,7 Millionen Euro, die Anbindung an Wasser- und Stromverorgung sowie die Telekommunikation und der Bau der Pisten.

Der teuerste Einzelposten auf der Liste ist mit gut 2,3 Million Euro der Bau von Nebengebäuden an Tal- und Mittelstation der Seilbahn, in denen zum Beispiel Toiletten, Tourist-Informationen und die Bergwacht Platz finden. „Wir versuchen, so schnell wie möglich einen Fördermittelantrag einzureichen“, sagte Meling.

Auf der Investorenseite schlägt vor allem die Seilbahn zu Buche: Rund 8,6 Millionen Euro soll sie kosten. Gerhard Bürger berichtete, er sei gerade in Zürich gewesen, wo die Bahn gebaut werden soll, um die Lieferanten über die Verzögerung zu informieren. Die Beschneiungsanlage, die ebenfalls die Investoren bauen, schlägt mit rund 1,6 Millionen Euro zu Buche. „Das geht nur im Gleichschritt“, sagte Bürger mit Blick auf die Planungen. Wenn die Stadtverwaltung den Teich nicht baue, habe die Beschneiungsanlage keinen Sinn.

Derweil ist der Nachtragshaushalt, den der Stadtrat im November beschlossen hat, von der Kommunalaufsicht genehmigt worden. Damit steht der städtische Anteil am Winterberg-Projekt von knapp zehn Millionen Euro bereit, sofern er gebraucht wird. Das Land hat dafür hohe Förderung zugesagt. Zudem hat der Stadtrat die Änderungen von Flächennutzungsplan und Bebauungsplan vorangetrieben. Sabine Wetzel (Bündnis 90/Grüne) ist mit dem Antrag auf Vertagung knapp gescheitert. Es seien zu viele Fragen offen, sagte sie. Die Unterlagen seien für das gegenwärtige Stadium der Planung „fortgeschritten“, entgegnete Hans-Dieter Nadler, Chef des Bauplanungsamtes.