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Rechtsextremismus Scharmützel am Wernigeröder Rathaus

Nach einer Kundgebung der "Identitären Bewegung" in Wernigerode kam es zu einem Übergriff auf Gegendemonstranten, so ein Teilnehmer.

14.12.2015, 23:01

Wernigerode (jwe/mg) l Gegendemonstranten ist es am Sonntagabend erstmals gelungen, die von der rechtsextremen „identitären Bewegung“ organisierte wöchentliche Demonstration vor dem Wernigeröder Rathaus zu verhindern. Zum zweiten Mal hatte der Gegenprotest stattgefunden. Da er zum ersten Mal angemeldet war, war ein großes Polizeiaufgebot in Wernigerode präsent.
Ein Teilnehmer der Gegendemonstration berichtete gegenüber der Volksstimme, dass die Rechtextremen ihre Kundgebung von der Rathaustreppe zur Blumenuhr verlegen mussten. Er beziffert deren Teilnehmerzahl mit 50 bis 70, während sich auf Seiten der Gegner 20 bis 30 Personen befunden hätten.
Zu Übergriffen von Rechtsextremen auf Gegendemonstranten sei es nach Ende der Proteste gegen 20 Uhr gekommen. Der Demonstrationsteilnehmer spricht von „Schlägertrupps“, die „randalierend durch die Straßen“ gezogen seien. Ein Gegendemonstrant sei vor einer Kneipe tätlich angegriffen worden. Die Gegner der Rechtsextremen wollen nun Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft stellen.
Auf Volksstimme-Nachfrage teilt die Harzer Polizei in Halberstadt mit, dass ihr von den Übergriffen nach der Kundgebung nichts bekannt sei, da es keine Anzeigen oder Notrufe gegeben habe. Um 19.10 Uhr sei der Gegenprotest offiziell beendet worden, um 20.15 Uhr habe die Polizei ihren Einsatz abgeschlossen.
Sobald der von dem Demonstrationsteilnehmer angekündigte Strafantrag gestellt sei, könne und werde die Polizei in der Sache der Übergriffe ermitteln, teilt ein Polizeisprecher mit.
Laut Auskunft der Harzer Polizei organisiert die „identitäre Bewegung“ neben Wernigerode auch in Thale, Halberstadt, Quedlinburg ihre Kerzen-Kundgebungen. Dabei richtet sie sich gegen die Asylpolitik.
Laut Bundeszentrale für politische Bildung handelt es sich bei der identitären Bewegung um eine „lose Gruppierung neu-rechter und rechtsextremer Aktivisten.“ Sie sei bislang nur im Internet aktiv. Der Verfassungsschutz nennt sie eine „virtuelle Erscheinung des Rechtsextremismus“. Seit 2014 versucht sich die Gruppierung zunehmend zu organisieren. So ließ sie sich als Verein eintragen und versucht derzeit, Landesverbände aufzubauen.