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Landwirtschaft 12 000 Hennen sollen bei Wienrode gackern

Erlenhof-Landwirt Michael Häge baut eine große Anlage für Bio-Legehennen bei Wienrode. Die Einwohner im Ort fühlen sich überrumpelt.

Von Holger Manigk 27.02.2016, 00:01

Wienrode/Cattenstedt l Wo jetzt noch ein brachliegendes Feld ist, sollen in einem Jahr 12 000 Bio-Hühner leben. Der Hüttenröder Landwirt Michael Häge baut ab April an der Bundesstraße 81 bei Wienrode vier Ställe für Legehennen.

Gerüchte um die Anlage bereiten vielen Wienrödern Sorgen. „Bislang hat uns die Stadtverwaltung nicht ausreichend informiert“, sagt Ortsbürgermeister Ulf Voigt. Im östlich der Anlage gelegenen Dorf fürchten viele Anwohner Gestank von den Tieren, der zu ihnen herüber weht. Der Ort sei auf Tourismus eingestellt, gibt Voigt zu bedenken. „An gefühlt 360 Tagen im Jahr kommt der Wind von Westen“, bestätigt Werner Greif, Bürgermeister im Nachbarort Cattenstedt. Auf dessen Gelände liegen die Ställe ebenfalls teilweise.

Den beiden Ortschefs entgegnet Michael Häge: „Ich denke, es wird kaum Geruchsbelästigung geben.“ Erfahrungsgemäß würden Hühner koten, wo sie fressen – und das geschehe im Stall, so der Biobauer. Mit dem Neubau halte er sich an alle Bio-Richtlinien, sagt Häge. „Jede Henne hat nach unseren Plänen vier Quadratmeter Auslauf.“ Meist halte sich jedoch nur ein kleiner Teil der Tiere im Freien auf.

Die biologische Haltung von Hühnern belaste die Umwelt und den Boden weit weniger als die konventionelle, erläutert Oliver Wendekampf auf Volksstimme-Nachfrage. Der Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz weiter: „Die Tiere nehmen keine Antibiotika und weniger Schadstoffe über das Futter auf.“ So entstehe weniger Gestank.

Das Bauordnungsamt in Halberstadt hat den Bau der Legeanlage bereits im vergangenen Herbst genehmigt. Die vier Ställe sollen jeweils 270 Quadratmeter groß werden, den Hühnern zudem jeweils knapp 250 Quadratmeter Kaltscharfläche bieten. „Die Gemeinde Blankenburg hat zugestimmt, das Veterinäramt hat die Pläne akzeptiert“, sagt Jörg Pache von der Kreisbehörde. Häges Neubau halte den notwendigen Mindestabstand zu Straße und Wohnhäusern ein.

Häges Grundstück an der Bundesstraße 81 wurde für die Legeanlage aus dem Landschaftsschutzgebiet bei Wienrode befreit. Dafür müsse der Landwirt Ersatzpflanzungen anlegen, erklärt Pache vom Bauordnungsamt. Als Sichtschutz wird der Landwirt Obstbaumreihen, Hecken sowie eine Baum-Strauch-Hecke an der südlichen und östlichen Grenze seines Grundstücks anpflanzen. „Das kontrolliert die Naturschutzbehörde“, sagt Jörg Pache.

Wie Hüttenrodes Ortsbürgermeister Manfred Busse sagt, kann er aus den zehn Jahren, in denen Michael Häge seinen Erlenhof im Dorf betreibt, „nur Positives berichten“. Auf Wunsch von Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) hatte er ein Treffen der Ortschefs von Cattenstedt und Wienrode mit dem Landwirt und dessen Bauplaner Marco Weigel von der Landesgesellschaft Sachsen-Anhalt arrangiert.

„Ich bin nicht begeistert, aber wir werden das Projekt nicht mehr kippen“, sagte Wienrodes Ortsbürgermeister Ulf Voigt am Ende der Informationsveranstaltung. Gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Cattenstedt und Hüttenrode will er Anfang März eine Einwohnerversammlung in seinem Dorf organisieren. „Dabei wollen wir viele Anfragen klären“, sagt Michael Häge.