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Legehennenstall Wienröder geben keine Ruhe

Wienröder und Cattenstedter formieren den Widerstand gegen den geplanten Hennenstall. Biobauer Michael Häge versucht, sie zu beruhigen.

Von Holger Manigk 23.03.2016, 00:01

Wienrode l Lärm und Gestank vor der Haustür, eine Nitratbelastung des Bodens und Verunreinigung der Gewässer, eventuell sogar eine Gefahr für ihre Gesundheit durch Keime in der Luft – all das befürchten Wienröder und Cattenstedter, wenn bald ein Stall mit 12 000 Bio-Legehennen am Rand ihrer Orte stehen wird. Bauherr und Bio-Landwirt Michael Häge versuchte in einer Einwohnerversammlung, die Anrainer des Stalls zu beruhigen. Rund 100 Einwohner der beiden Orte waren dazu in das bis auf den letzten Platz gefüllte Wienröder Dorfgemeinschaftshaus gekommen.

„Wir leben vom Tourismus, die Legehennen-Anlage passt nicht hierher“, erklärte Ortsbürgermeister Ulf Voigt den Standpunkt der Wienröder. „Ich will nicht, dass wir unseren Status als Erholungsort verlieren“, sagte Einwohnerin Christine Werner. Häge entgegnete, Tourismus und Landwirtschaft können sich ergänzen. „Wir haben uns viele Standorte angeschaut, dieser ist der ideale“, so der Biobauer.

Alle Ackerflächen des Hüttenröder Landwirtes liegen innerhalb der Grenzen des Landschaftsschutzgebietes beim Blankenburger Ortsteil. „Sie werden von Hühnern kaum etwas riechen und nichts hören“, versicherte Michael Häge. Er betreibe keine Massentierhaltung. Der Bauer verwies darauf, dass er in Hüttenrode eine ähnliche Anlage betreibt – und dort keinerlei Probleme mit den Anwohnern habe.

Auf Unverständnis stieß bei den Bürgern vor allem, dass sie über das Genehmigungsverfahren erst so spät infomiert wurden – noch im Frühling soll der erste Spatenstich erfolgen. Bereits im vergangenen Sommer hatte der Cattenstedter Ortschaftsrat – innerhalb seiner Gemarkung liegt die Stallfläche – den Bau einstimmig abgelehnt.

Da Umwelt-, Veterinär- und Bauordnungsamt der Kreisverwaltung die Baupläne aber als gesetzeskonform absegneten, blieb das Veto der Cattenstedter wirkungslos. „Die Behörden haben alle Probleme überprüft, nach dem Baurecht zugestimmt“, sagte Blankenburgs Bauamtschef Joachim Eggert.

Bei Ställen mit weniger als 15 000 Tieren müsse deren Umweltverträglichkeit nicht geprüft werden, erläuterte Katharina Wendland. Wie die Chefin des Bauordnungsamtes in Halberstadt erklärte, haben die Wienröder zwei Möglichkeiten, sich gegen den Stall zu wehren. Sie können Widerspruch gegen die Baugenehmigung einlegen. „Allerdings hat dieser laut Baugesetzbuch keine aufschiebende Wirkung für den Baustart“, gab die Amtsleiterin zu bedenken. Dazu müssten die Wienröder beim Verwaltungsgericht in Magdeburg einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz einlegen.

Bislang haben die Wienröder in ihrem Dorf eine Unterschriftenaktion gegen den Hühnerstall gestartet. Zudem haben sie sich mit einem Brief an den Landrat und das Landesverwaltungsamt gewandt.