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Winterberg-Projekt „Meilenstein“ für Tourismusgebiet

Wernigerode und Braunlage wollen bei der Entwicklung eines Tourismusgebietes am Wurm- und Winterberg zusammenarbeiten.

Von Julia Bruns 15.04.2016, 01:01

Wernigerode/Braunlage l Für Andreas Meling, Koordinator des Schierker Winterberg-Projektes, ist er ein „Meilenstein“: Der Kooperationsvertrag mit Braunlage. Noch im April sollen der Braunlager und der Wernigeröder Stadtrat dem Papier zustimmen, das der gemeinsamen touristischen Entwicklung am Wurmberg und am Winterberg den Weg ebnen soll.

„Dies ist nicht nur das erklärte Ziel der Stadt Wernigerode, sondern auch des Landes Sachsen-Anhalt“, sagte Meling am Mittwoch im Schierke-Ausschuss, in dem der Vertragsentwurf vorgestellt wurde.

„Es geht darum, Rechte und Pflichten abzustimmen, die Zusammenarbeit der touristischen Tochtergesellschaften zu koordinieren und sich gemeinsam zu vermarkten“, so Meling. Wichtig sei insbesondere die Abstimmung der Planungen für die Ganzjahresangebote am Wurm- und Winterberg. Die privaten Betreiber sollen unter anderem dazu gebracht werden, ein gemeinsames Kombi-Ticket für ihre Seilbahnen und Liftanlagen anzubieten.

Die Verzahnung der touristischen Angebote wie Wanderwege, Loipen und Mountainbikestrecken soll vorangetrieben und ausgebaut, ein aufeinander hinweisendes Schildersystem etabliert werden. Aber auch die Reduzierung des privaten Pendelverkehrs und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs seien wichtige Themen.

Es sei das erste Mal, dass beide Kommunen in den mehr als 25 Jahren gemeinsamer deutscher Geschichte solch ein Abkommen schlössen. Wortgleich liege der Vertrag auch dem Braunlager Stadtrat und seinen Ausschüssen vor. Dort hegt Bürgermeister Stefan Grote keine Zweifel an der Bestätigung durch den Stadtrat. „Wir müssen das Miteinander so gestalten, dass der Besucher gar nicht merkt, auf welcher Seite des Berges er sich befindet“, sagte er am Donnerstag auf Volksstimme-Nachfrage. Vor allem die Preise für Parkplätze, Lift und Seilbahn sollten von den jeweiligen Betreibern am Wurm- und Winterberg aneinander angepasst werden, so der SPD-Politiker.

Sabine Wetzel (Grüne) kritisierte im Ausschuss einige Passagen, in denen der Stadtrat keine Erwähnung fand. „Es wird nur die Oberbürgermeister- und Bürgermeisterebene erwähnt“, so die Abgeordnete. Im Schlusspunkt werde abermals davon gesprochen, dass „die Partner Rechte und Pflichten auf Dritte übertragen“ dürften. Sabine Wetzel: „Der Stadtrat und seine Gremien werden hier übergangen. Bleibt das so stehen, kann ich nicht zustimmen.“ Christian Härtel (Linke) bat seine Ratskollegin, die Änderungswünsche zügig einzureichen, damit ihre Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Piraten dem Papier in der entscheidenden Stadtratssitzung am 28. April zustimmen kann. Stadtratspräsident Uwe-Friedrich Albrecht (CDU) begrüße den Vertrag „außerordentlich“, äußerte aber Bedenken ob des engen Zeitrahmens. „Mir erscheint der 28. April etwas knapp, wenn beide Stadträte – in Braunlage und Wernigerode – noch Änderungen einbringen“, sagte er. Andreas Meling zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass der Vertrag beschlossen werden kann.

Michael Wiecker (CDU) war derweil überzeugt, dass die meisten seiner Stadtratskollegen froh über ein solches Bekenntnis zur Zusammenarbeit beider Kommunen sind.

Der Schierke-Ausschuss stimmte dem Entwurf zu – bis auf Sabine Wetzel. Sie votierte wie angekündigt dagegen.

Im Rathaus des Brockenortes hatten sich zum Schierke-Ausschuss abermals zahlreiche Anwohner versammelt. Kaum ein freier Platz war noch in den drei Zuschauerreihen zu finden – das Interesse an den weiteren Planungen ist immens.

Seit der Eingemeindung zu Wernigerode im Jahr 2009 wird die Wiederbelebung Schierkes als Sankt Moritz des Nordens vorangetrieben. Gut 30 Millionen Euro sind schon investiert worden: Eine südliche Umgehungsstraße, die Sandbrinkstraße, sowie Brücken für zwölf Millionen Euro, und das Parkhaus für mehr als zwölf Millionen Euro sind bereits fertiggestellt worden. Mit der Errichtung des 6,6 Millionen Euro teuren Eisstadions – der Schierker Feuerstein-Arena – soll am 25. April begonnen werden.

Weitere Großprojekte sind noch Zukunftsmusik: So soll eine Nordumfahrung über den Ottoweg zur Beruhigung des Verkehres im Ort realisiert werden. Dann könnte auch die Ortsmitte zur überdachten Flaniermeile umgestaltet werden. Ein modernes, geräumiges Domizil für die Tourist-Informationen – ein Haus des Gastes – könnte in der alten Schule entstehen.

Die Pläne für das Erlebnisgebiet am Winterberg laufen derweil auf Hochtouren. Derzeit arbeiten die Investoren an einem Konzept für die Sommernutzung des Geländes, informierte Andreas Meling. Der Plan soll bis zum Sommer vorliegen. Der Unternehmer Gerhard Bürger hält die Mehrheit in der Winterberg Schierke GmbH.