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Brauchtum Höhenvieh lockt über 1000 Gäste an

Mehr als 1000 Gäste haben am Sonntag den Tanner Kuhball besucht. Vor 25 Jahren ist die Tradition wieder belebt worden.

Von Katrin Schröder 02.05.2016, 01:01

Tanne l Fast wäre die Jubiläumsausgabe des Tanner Kuhballs ausgefallen. „Wir standen hier am Mittwoch im Schneetreiben und haben überlegt, ob wir absagen sollen“, berichtet Hans-Joachim Wolf, Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins, und lässt den Blick über die Menschenmenge auf dem Festplatz schweifen. „Gott sei Dank haben wir das nicht getan.“ Bei strahlendem Sonnenschein ist am Sonntag der 25. Tanner Kuhball über die Bühne gegangen. Mehr als 1000 Besucher säumten die Straßen des Oberharz-Ortes und verfolgten den Umzug, bei dem zehn Kühe und zehn Kälber die Hauptrolle spielten.

Die Herde gehört Stefan Fischer, einem der drei Hirten des Jahres, die später auf dem Festplatz gekürt worden sind. Die festlich geschmückten Tiere führten den Umzug an, ließen sich aber immer wieder vom frischen, grünen Gras am Wegrand zu kleinen Ausreißern verführen. Die Hirten aus Tanne, Rübeland, St. Andreasberg, Altenau, Wildemann, Wallhausen und Rottleberode hatten alle Hände voll zu tun, das Harzer Höhenvieh auf den rechten Weg zurückzuführen.

Ihnen folgten auf dem Weg vom Dr.-Jasper-Plan zum Hirtendenkmal und weiter zum Festplatz unter anderem der Spielmannszug Neuwerk, die Feuerwehr, der Sportverein, die Tanner Harkemänner, Abordnungen weiterer Höfe sowie von Kalles Reiterhof. Für Stimmung sorgten Kallis knallende Stallburschen aus Heudeber, Biggis Jodlerstübchen sowie die Harzer Kramms aus Wernigerode und das „Harzwaldecho“ aus Hohegeiß. Der Nationalpark Harz und der Landschaftspflegeverband zeigten eine Ausstellung zum Thema Naturschutz, die Schützen organisierten das Kuhglockenschießen, hinzu kamen weitere Angebote. Für Oberharz-Bürgermeister Frank Damsch (SPD) ist der Kuhball ein gelungenes Beispiel dafür, was zu schaffen ist, wenn alle an einem Strang ziehen. „Man muss zusammenhalten, dann kann man Dinge erhalten.“

Ortsbürgermeister Holger Gropp (SPD) erinnert sich noch gut an den ersten Kuhball nach der Wende. 1991 gab es kaum noch Kühe im Ort, Bauer Wolfgang Beuse aus Wildemann im Westharz brachte seine Tiere nach Tanne. „Da sind die Kühe ausgebüxt und mussten alle wieder eingefangen werden“, so Gropp. Mit Schützenhilfe aus Niedersachsen gelang es Gerald Freystein und anderen, das Harzer Höhenvieh wieder in Tanne heimisch werden zulassen. Wolfgang Beuse, der sonst Stammgast in Tanne ist, blieb dem Kuhball diesmal fern – aus gesundheitlichen Gründen.

Hirten des Jahres 2016 sind Stefan Fischer, Marvin Freystein und Uwe Thielecke. Letzterer nahm seine Urkunde verspätet in Empfang – er brachte gerade seine Kuh zurück zum hof. Für Stefan Fischer ist das Hirtendasein „Brauchtum und Familienpflege“. Er freut sich über die große Resonanz. „Wenn man an so einem Tag Hunderte von Menschen vor sich sieht, dann weiß man, wofür man sich die Mühe macht.“

Ursprünglich sollten vier Hirten ihre Urkunden in Empfang nehmen. Sebastian Hühne ist jedoch vor wenigen Wochen im Alter von 32 Jahren verstorben. Die Hirten gedachten ihres engagierten Mitstreiters mit einer Schweigeminute.