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Naturzerstörer "Goldsucher" klauen Quarzit

Die Idylle im Thumkuhlental bei Wernigerode ist trügerisch. Gewaltsam haben Mineralien-Diebe wertvolles Gestein zerstört.

Von Regina Urbat 18.05.2016, 01:01

Wernigerode l In einem landschaftlich reizvollen Gebiet von Wernigerode haben Rowdys ihr Unwesen getrieben. Konkret handelt es sich um den Naturkundlich Geologischen Lehrpfad.

Mit viel Kraft und Energie pflegen und hegen Mitglieder des Wernigeröder Geschichts- und Heimatvereins diesen einzigartigen Lehrpfad. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Erhaltung von Objekten des Montanwesens. „Zwar waren die Lagerstätten des Hasseröder Bergbaureviers zu keiner Zeit gewinnbringend, doch gaben sie über mehrere Jahrhunderte für einige Bergleute Arbeit“, sagt Gerhard Rösicke.

Der Initiator des Lehrpfads sei besonders stolz darauf, dass in dem Grubengebiet über 60 Minerale festgestellt wurden, vom gediegenen Kupfer, Malachit, Pyrit, Wismut bis zum Speiskobalt, dem Hauptfördererz in der Grube des Thumkuhlentales. „Dabei waren Kalzit und Quarz das verbreitetste gesteinsbildende Mineral“, so Rösicke. Kleine Mengen dieser Minerale befinden sich an der Grenzfläche des ehemaligen Lagerstättenganges im Mundlochbereich eines Aufschlusses und seien wichtige „Augenzeugen“ aus der Entstehungszeit, die Millionen von Jahren zurückliegt.

„Teile der kristallisierten Quarzstrukturen haben nun Naturfrevler durch ein gewaltsames Herausbrechen stark beschädigt“, hadert der Wernigeröder. Scheinbar seien die vermeintlichen Mineralien-Diebe mit schwerem Gerät zu Werke gegangen. Wertvoll, beispielsweise für die Schmuckherstellung, sei das Quarzit nicht. „Warum also diese Zerstörung, nur um sich ein Steinchen in die Vitrine zu stellen?“ Gerhard Rösicke hat kein Verständnis.

 

Laut Naturschutzgesetz des Landes sei es verboten, in Stollen und Steinbrüchen, die zu den geschützten Biotopen gehören, Mineralien zu sammeln. „Ob Erwachsene oder Kinder, die solche Sachzeugen zerstören, berauben die nachfolgenden Generationen um den Reiz für geologische bergmännische Funde der Erdgeschichte.“

Aus seiner langjährigen Tätigkeit wisse das Mitglied des Vereinsvorstandes, dass viele Wanderer den Naturkundlich Geologischen Lehrpfad in Oberhasserode gern besuchen, um Natur und Technik hautnah zu erleben.

Da solch eine Zerstörung wie im Thumkuhlental in der dort praktizierten Form nicht lautlos vonstatten gegangen sein kann, appelliert er an die Wanderer, nicht wegzuschauen oder den Kopf zu schütteln, sondern durch „überlegtes Eingreifen“ solche Naturzerstörer am Tun zu hindern. Rösicke: „Naturschutz geht uns alle an!“