EIL

Kultur Ein Mann, drei Jobs

Die Stadtbibliothek, das Stadtarchiv und das Harzmuseum in Wernigerode haben mit Olaf Ahrens einen neuen Chef.

Von Katrin Schröder 06.10.2016, 01:01

Wernigerode l Der Blick von Olaf Ahrens schweift immer wieder zum Fenster. „Einen schöneren Arbeitsplatz kann man sich nicht vorstellen“, sagt der er angesichts des Ausblicks auf den Oberpfarrkirchhof und Sylvestrikirche. Ahrens ist der neue Chef der Wernigeröder Stadtbibliothek, des Stadtarchivs und des Harzmuseums. Mit Wochenbeginn hat er das Büro im Obergeschoss am Klint 10 bezogen, das zuvor Klaus Grünberg als Leiter der Bibliothek genutzt hat.

Gebürtig stammt der 46-Jährige aus Bad Harzburg. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte in Braunschweig entschied er sich gegen die Ausbildung zum Lehrer und für eine Karriere im Marketing. Mehr als zehn Jahre lang war er erst Pressesprecher und dann Geschäftsführer der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH. Auf Dauer war das jedoch nicht das Richtige. „Mit der Zeit wuchs der Wunsch nach Veränderung. Ich wollte zurück in die Kultur“, sagt Ahrens.

Ein Jahr verbrachte er auf Schloss Marienberg in Pattensen bei Hannover und war sich danach sicher: Museum, das ist es. Bei einer Fortbildung an der Museumsakademie Musealog in Oldenburg und im Museumsdorf Cloppenburg lernte er das Handwerk. Parallel dazu bewarb sich Olaf Ahrens in Wernigerode um den Posten an der Spitze der drei Kultureinrichtungen. „Mich reizt die Kultur in einem stark touristisch geprägten Umfeld“, sagt der neue Sachgebietsleiter. „Wernigerode ist nicht nur sehr schön. Die Stadt lebt wirklich.“

Die Lage der Einrichtungen sei attraktiv. Durch die räumliche Nähe biete es sich an, gemeinsame Veranstaltungen zu planen. Was genau, das müsse sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. „Es muss zum Haus und den Beständen passen“, so Olaf Ahrens – so sei zum Beispiel die Kunst nach 1945 im Harzmuseum sehr interessant, zugleich jedoch der Platz für Ausstellungen begrenzt. „Es geht immer darum: Was kann funktionieren?“

Mit einer Leitung für alle Einrichtungen werde dies einfacher, so das Kalkül der Stadtverwaltung. „Wir setzen auf Synergie-Effekte“, erklärt Wernigerodes Kulturamtschefin Silvia Lisowski. Die Zusammenarbeit solle verstärkt, gemeinsame Projekte wie Ausstellungen wirksamer in die Öffentlichkeit getragen werden. Dass ein Chef damit die Aaufgaben von bisher drei Mitarbeitern erledigen soll, sei kein Problem. „Man kann das Zusammenspiel sehr gut organisieren“, so Silvia Lisowski.

Auch Olaf Ahrens ist zuversichtlich. Er setzt auf Erfahrung und Kompetenz der Mitarbeiter. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns als Team verstehen.“ Er habe nicht vor, vom Fleck weg alles umzustürzen, was sich bewährt habe. „Ich werde Dinge evolutionär verändern.“

Was Literatur, Musik, Kunst angeht, ist der neue Chef vielseitig interessiert. Die Goethezeit begeistere ihn immer wieder. „Die klassische Musik ist mein Schwerpunkt – auch wenn ich lieber von Kunstmusik spreche“, sagt Ahrens und fügt hinzu: „Mit Beethoven und Bruckner kann man mich vom Fleck weg begeistern.“

In Sachen Bibliothek werde er sich einarbeiten – die Zeit als studentische Hilfskraft in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel liegt schon eine Weile zurück. Zwar sei er ein bekennender Fan „elektronischer Endgeräte“, sieht aber das Lesen als Kulturtechnik nicht in Gefahr. „Und ich glaube, dass dem Buch noch eine sehr lange Zukunft beschieden sein wird.“

Einen Vorteil hat der neue Arbeitsplatz für Olaf Ahrens: Der Harzer braucht keine Zweitwohnung mehr. Denn seit 1992 lebt Ahrens mit seiner Partnerin in Abbenrode. „Nach der Wende haben wir ein Fachwerkhaus gekauft und ausgebaut“, sagt er. Im Ort habe er sich von Anfang an wohlgefühlt. „Die Leute sind sehr offen und freundlich.“

In seiner Freizeit sei er gern in der Natur unterwegs – und dies umso mehr, wenn einige Höhenmeter zu überwinden sind. „Ich bin leidenschaftlicher Wanderer. Nach fünf Minuten im Wald bin ich entspannt.“ Deshalb könne er sich ein Leben in der Großstadt nicht mehr vorstellen. „Viele beneiden uns darum, dass wir im Harz leben dürfen.“