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Landschaftspark Naturschatz mitten in Darlingerode

Der Landschaftspark Bruch in Darlingerode ist ein idyllisches Biotop. Das Besondere: Engagierte Bürger haben dafür selbst Hand angelegt.

27.04.2016, 19:57

Darlingerode (ukl/ru) l Das Frühaufstehen haben sie nicht bereut. Die Gruppe von 25 Personen, die am Wochenende morgens um 9 Uhr am Wanderstützpunkt „Schützenplatz“ versammelt ist, erlebte eine Ur-Führung. Zum ersten Mal durchstreifen die Frauen und Männer, darunter einige aus Wernigerode und Blankenburg angereist, unter Leitung von Martin Wirth den Landschaftspark Bruch und stellen am Ende fest: „Was für ein einmaliges und idyllisches Biotop mitten im Ort.“

Bekannt für sein umfangreiches Fachwissen, nimmt sich Martin Wirth zunächst die Zeit, um seine Gäste an der neuen Info-Tafel am Rande des Landschaftsparks auf das zu Erwartende einzustimmen. Die Tafel mit Bildern von all den im Park vorkommenden Pflanzen und einem geschichtlichen Abriss ist in Zusammenarbeit mit der Tourismus GmbH Ilsenburg entstanden. Dafür bedankte sich Wirth bei der Geschäftsführerin Angelika Lucht sehr herzlich, bevor er zum Thema seiner knapp zwei Kilometer langen Rundwandertour überleitete.

Auf einem Torf-Mull-Gebiet, dessen Wurzeln bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen, begann Martin Wirth noch zu DDR-Zeiten nach Feierabend mit der Anpflanzung der ersten Bäume. Mehr als 40 Jahre ist das inzwischen her. Der damalige Lehrer für Biologie und Kunsterziehung pflanzte auch seltene Gehölze wie die Sumpfzypresse, den Taubenbaum oder den persischen Eisenholzbaum. Nach und nach zogen auch andere Anrainer – wie am angrenzenden Erlenbruch – mit, und so ist ein wahrer Naturschatz mit rund 200 Gehölzen und vielen seltenen Pflanzen inmitten von Darlingerode entstanden.

„Geräuschlos“, wie Wirt sagt, ging das jedoch nicht. Dem Beispiel in der Altmark folgend, wollte man zu DDR-Zeiten das Areal aus reinen Mähwiesen, die nur in Handarbeit wirtschaftet werden konnten, entwässern. Bachläufe sollte begradigt werden. Naturschützer in Darlingerode, zu denen Martin Wirth gehörte, übten gegen die Trockenlegung den Aufstand - „mit Erfolg, wie Sie sehen“, sagt Wirth schmunzelnd zu seinen Wandergästen.

„Alle Anlieger ziehen mit, der Park hat sich gemeinsam entwickelt.“ Zusammen übernehmen Einwohner auch die Pflege. Martin Wirth breitet die Arme aus und betont: „Das alles hier ist von Bürgern gemacht.“

Altersübergreifend engagieren sich Darlingeröder für den Bruch, wie der Landschaftspark liebevoll genannt wird. Bänke wurden aufgestellt, Brücken über den Sandtalbach und das Wegwasser gebaut sowie Wege erneuert. Martin Wirth stellt fest: „Der Bruch ist ein wirklicher Bürgerpark geworden.“ Dass dieser ein Alleinstellungsmerkmal im Harz habe, erfülle ihn mit Stolz. In Bad Grund gebe es noch eine forstliche Pflanzensammlung, „aber einen dendrologischen Lehrpfad in dieser Dimension kein zweites Mal im Umfeld.“

Martin Wirth schreitet weiter und bleibt immer wieder stehen. Zu fast allen Pflanzen weiß er etwas zu berichten: über Sommermärzenbecher, den Urwelt-Mammutbaum, der erst 1947 in China entdeckt wurde, über Nieswurz und Brunnenkresse, die die Menschen in Darlingerode und anderen Überschwemmungsgebieten als erstes Gemüse nach dem Winter einst aßen. Er berichtet auch über die Schachbrettblume, die weit und breit nur in Darlingerode und unweit von Blankenburg vorkommt. „Stück für Stück ist das hier alles gewachsen.“

Der Bruch ist wegen seiner Einmaligkeit als Landschaftsraum geschützt. „Wir wollen den nachwachsenden Generationen noch etwas von der heilen Welt erhalten“, erklärt der Darlingeröder. Und fügt hinzu, dass der Artenschwund besorgniserregend und vor allem auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sei. „Es ist dringend nötig, den Blick nach innen zu richten und die bestehenden Orte zu entwickeln, um die Schönheit unserer Landschaft zu bewahren“, mahnt Martin Wirth.