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Rallye Von Wernigerode nach Wladiwostok

Yaroslav Korneev, Jörg Schmidt und Sven Böttcher wollen von Wernigerode nach Wladiwostok und zurück in einem Toyota fahren.

Von Katrin Schröder 23.07.2016, 01:01

Wernigerode l Es gibt bequemere Wege zu reisen – wohl aber kaum einen, der aufregender ist. Yaroslav Korneev, Sven Böttcher und Jörg Schmidt wollen mit einem Toyota Corolla eine rund 30 000 Kilometer lange Tour unternehmen – von Wernigerode nach Wladiwostok und wieder zurück. Starten wollen die drei frisch gebackenen Wirtschaftsingenieure, die sich beim Studium an der Hochschule Harz kennen gelernt haben, am 2. August.

Die Idee zu der automobilen Expedition wurde an einem langen, gemeinsamen Abend geboren. „Wir wollten zusammen in den Urlaub fahren“, berichtet Yaroslav Korneev. Die Freunde waren bereits mehrfach gemeinsam unterwegs, doch diesmal sollte es etwas Besonderes sein. „Wir dachten: Warum nicht an das andere Ende des Kontinents reisen?“, sagt Sven Böttcher.

Dorthin bringen soll sie Korneevs Mittelklassewagen, Marke Toyota Corolla E 11, Baujahr 2002. Das für die teils holprige Strecke eher ungeeignete Fahrzeug gehört zum großen Abenteuer dazu. „Jeder kann mit einem großen Geländewagen so eine Tour unternehmen“, sagt der 28-Jährige, der aus Moskau stammt. Für seine 14 Jahre ist das Auto gut in Schuss, das haben die drei Rallyefahrer bei einer privaten Inspektion festgestellt. Für die 30 000-Kilometer-Tour wird der Wagen jedoch aufgerüstet. „Wir bauen andere Stoßdämpfer sowie verstärkte Federn ein und montieren einen Dachkorb“, zählt Sven Böttcher auf.

Der 23-jährige Wernigeröder sorgt dafür, dass das Auto während der Tour läuft. So wie er als „Mechaniker“ fungiert, haben auch die beiden anderen ihre Aufgaben – Jörg Schmidt als „Fahrer“ und Yaroslav Korneev als „Steuermann“, der immer den richtigen Weg findet.

Bei der Festlegung der Route hatten die drei ein Ziel: „Wir wollten durch so viele Länder wie möglich fahren“, so Sven Böttcher. 20 Länder durchqueren die Abenteurer nun – von Deutschland geht es über Tschechien, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Rumänien und Moldawien in die Ukraine, über das Schwarze Meer nach Georgien, Kasachstan und Russland. Am Weg liegen fünf Gebirge und zwei Wüsten, die sich auf zwei Kontinente verteilen.

70 Tage hat das Trio für seine Reise veranschlagt – ein Schätzwert, betont Yaroslav Korneev. „Auf manchen Etappen können wir pro Tag bis zu 800 bis 1000 Kilometer fahren“, weiß er. Die Straßen quer durch Sibirien zum Beispiel seien gut ausgebaut. An anderen Tagen, auf schlechteren Straßen könne man froh sein, 150 bis 200 Kilometer zu schaffen.

Einige Stopps sind fest eingeplant – zum Beispiel in Usbekistan am fast ausgetrockneten Aral-See, in Samarkand und der Weltkulturerbe-Stadt Buchara. „Doch eigentlich interessieren wir uns für Dinge, die Touristen normalerweise nicht sehen“, sagt Yaroslav Korneev. Auf ihrer eigenen Internetseite wollen sie alle zwei Tage in Wort, Bild und Video von ihrer Tour berichten – „je nachdem, wie die Internetverbindung vor Ort ist“, so Korneev.

Seit einem Monat bereiten sich die Rallyefahrer intensiv auf die große Reise vor. Noch ist nicht alles erledigt. Den Dachkorb werden sie kommende Woche montieren. Darin finden neben dem Gepäck Benzinkanister, Ersatzreifen und Werkzeug Platz – „alles, was man braucht, wenn man in der Wüste strandet“, sagt Sven Böttcher. Außerdem kommt ein Solarmodul auf das Dach, gesponsert vom Solarverein der Hochschule Harz. Weitere Unterstützer und Sponsoren sind willkommen – denn obwohl die Ansprüche der Rallyefahrer bescheiden sind, wird die Reise ganz schön ins Geld gehen.

Die meisten Nächte werden die drei im Zelt verbringen. Alle paar Tage wollen sie sich ein Zimmer mieten – „mal duschen und in einem richtigen Bett schlafen“, sagt Sven Böttcher. Auf den Lagerkoller sind die jungen Männer vorbereitet. „Wenn man den ganzen Tag zu dritt im Auto sitzt, kann es sicher mal kompliziert werden“, sagt Jörg Schmidt. Aber der Moment, in dem sie Wladiwostok erreichen, ihre Füße ins Japanische Meer tauchen und die Sektkorken knallen lassen können, wird sie für alles entschädigen. Einig sind sie sich in einem: „Umkehren ist keine Option.“

Die Rallye im Internet: www.wwwrally.ru