Getrübter Winterspaß in Schierke

Schierke l Knackig-kalte Temperaturen, ein halber Meter Neuschnee. Tausende Wintersportler zog es am Wochenende in den Harz – und speziell nach Schierke. Der Ausflug in den Wernigeröder Ortsteil wurde jedoch für viele Skifahrer zur Enttäuschung. Die Loipen rund um Schierke waren teilweise nicht gespurt, Langlauf im Tiefschnee nur schwer möglich.

Im Internet sei mit gespurten Loipen geworben worden, schreibt Steffen Hoffmann an die Volksstimme. „Da fühlt man sich veräppelt“, so der Darlingeröder. Am Freitagnachmittag sei auf keiner Loipe ein vernünftiges Fahren möglich gewesen. „Ein Armutszeugnis für einen sogenannten Wintersport-Ort. So locken Sie wahrlich keine Touristen (und Einheimische) an“, so Hoffmann.

Auch Wernigerodes Stadtrat Roland Richter (CDU) war am Wochenende mit Skiern in Schierke unterwegs. „Das Wetter war am Sonntag super, die Straßen waren dank der Schierker geräumt, das Parkhaus füllte sich, aber die Loipen waren nicht präpariert.“ Erst gegen Mittag sei gespurt worden. So etwas ärgere ihn maßlos, sagt Richter. „Vor dem Hintergrund der großen Pläne, die wir mit Schierke haben, ist das mehr als blamabel“, so der CDU-Mann in Hinblick auf die von der Stadtverwaltung forcierte und millionenschwere Entwicklung Schierkes zum Wintersport-Mekka. „Wir wollen doch alle, dass es funktioniert.“

Zuständig für das Spuren der Loipen ist der Nationalpark Harz. „Wir tun unser Bestes“, sagt Nationalparksprecher Friedhart Knolle auf Volksstimme-Nachfrage. Für die Misere gebe es Gründe, die nicht jeder sehe. Vor allen in der stürmischen Nacht zum Sonntag sei das Präparieren der Loipen schwierig gewesen, so Knolle.

„Schnee und Wind waren so stark, dass die gespurte Loipe nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen war“, berichtet einer der Fahrer. „Das frustriert uns auch.“ Dabei seien sie während des Sturms sogar ein erhöhtes Sicherheitsrisiko eingegangen, um den Skifahrern ihren Freizeitspaß zu ermöglichen. Erschwerend kam hinzu, dass sich ein Kollege am Wochenende krank gemeldet hatte.

Die Fahrer würden teilweise am späten Abend ihren Dienst starten, erläutert der verantwortliche Revierförster Henning Ohmes. „Sie versuchen, auch unter schwierigen Wetterbedingungen, nachts die Loipen herzustellen.“ Jedoch würden Schneeverwehungen und anhaltende Schneefälle die Arbeit erschweren. „Die Sicht ist eingeschränkt, der Schnee reflektiert in den Scheinwerfern, die Ketten der Maschinen versinken, die Maschine läuft auf Hochtouren“, so Ohmes. Fingerspitzengefühl, Mut und Erfahrungen seien notwendig, damit der Pistenbully unter solchen Bedingungen nicht von den Wegen abkommt. Aus versicherungstechnischen Gründen müsse das Spuren um 9 Uhr beendet sein, damit es keine Kollisionen der Skiläufer mit den Maschinen gibt, so der Revierförster. Aber ganz gleich, wann die Maschinen starten, es könnten nicht alle Loipen gleichzeitig gespurt werden.

Dennoch, die Kritik der Wintersportler scheint gefruchtet zu haben. „Wir arbeiten gemeinsam an einer Lösung für die Loipen in Schierke“, so Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Die Stadt versuche in dieser Woche gemeinsam mit dem Nationalpark, die Personalsituation zu stabilisieren. Schon am Wochenende habe es Kontakt gegeben. Klar sei, dass die Zusammenarbeit zwischen Nationalpark und der Stadt reibungslos funktionieren müsse. „Hier muss der Nationalpark seiner Verantwortung gerecht werden“, so Gaffert. Der Besucherandrang zeige, dass es richtig sei, Schierke weiter voran zu bringen. „Da ist es unsere Pflicht, und wir werden uns mit allen Kräften dafür einsetzen, eine höchstmögliche Besucherzufriedenheit hervorzurufen. Dort arbeiten jedoch Menschen, keine Maschinen.“

Hintergrund: Insgesamt etwa 150 Kilometer Loipen werden vom Nationalpark bereitgestellt und präpariert. Sie liegen in Höhenlagen von 350 bis 930 Metern. Für Niedersachsen und für Sachsen-Anhalt werden jeweils zwei Pistenbullys bereitgestellt.Seite 20