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Einzelhandel Uhrengeschäft Klitsch insolvent

Das Zerbster Uhrengeschäft Klitsch bleibt vorerst geschlossen. Der Laden ist pleite.

Von Petra Waschescio 02.06.2017, 05:00

Zerbst l Günther Schulze und seine Frau hatten ein goldenes Kettchen zur Reparatur ins Uhren- und Schmuckgeschäft Klitsch gebracht. Als sie es abholen wollten, war der Laden geschlossen. Die Telefonnummer, die auf dem Abholkärtchen stand, sei nicht zu erreichen, sagt Günther Schulze. Er und seine Frau machen sich inzwischen Sorgen, ob sie das Kettchen wiederbekommen. „Keiner weiß, was los ist. Wir werden ja nicht die einzigen sein, denen es so geht“, sagt der Zerbster. „Niemand weiß, an wen er sich jetzt wenden soll.“

Fakt ist: Das Uhrengeschäft ist pleite, das Insolvenzverfahren eröffnet. Insolvenzverwalter ist der Hallenser Rechtsanwalt Henning Schorisch. „Der Geschäftsbetrieb der Klitsch GmbH wurde bereits im März 2017 eingestellt. Alle Arbeitnehmer sind gekündigt“, so Schorisch.

Kunden wie Günther Schulze rät Schorisch: „Jeder Gläubiger oder Kunde, welcher einen Anspruch gegen die Klitsch GmbH hat – sei es auf Herausgabe von Gegenständen oder auf Zahlung einer Forderung –, muss diesen beim Insolvenzverwalter schriftlich geltend machen. Dieser prüft dann die Berechtigung und entscheidet über die Herausgabe von vorhandenen Gegenständen oder die Aufnahmen von Forderungen in die Tabelle.“

Klitsch-Geschäftsführer Thomas Gäbe indes beruhigt die Kunden, die Uhren oder Schmuckstücke zur Reparatur gegeben hatten und nun vor verschlossenen Türen und Fensterläden stehen: „Sie sollen es immer wieder versuchen. Mich rufen ständig Kunden an, ich rufe immer zurück. Das klappt sehr gut.“

Rote Buchstaben auf den weißen Fensterverkleidungen kündigen am geschlossenen Laden bereits die Neueröffnung für den Sommer 2017 an. Thomas Gäbe bestätigt, dass dies beabsichtigt sei. „Das stationäre Geschäft auf der Zerbster Breite soll innerhalb der Familie Gäbe neu eröffnet werden“, so Gäbe weiter. Einen genauen Zeitpunkt für die Wiedereröffnung könne er allerdings noch nicht nennen, da als erstes der Onlinehandel über eine neue Gesellschaft neu aktiviert werden soll. Dies sei für den Juni geplant.

Die alte Homepage des Onlinehandels „uhr.de“ ist noch im Netz, bestellen kann man darüber aber nichts mehr. „Uhr.de“ war ein Portal der Klitsch GmbH, die wiederum ein Unternehmen der uhr.de AG war. 2004 war Klitsch in den Onlinehandel eingestiegen, 2013 wurde dann die Domain „uhr.de“ übernommen. „Uhr.de“ ging später an die Börse. Einschlägige Börsendienste deklarierten die Aktie damals als „heißen Tipp“. Die „uhr.de“ Aktiengesellschaft war zu dem Zeitpunkt eine Holdinggesellschaft, die über ihre 100-prozentige Tochtergesellschaft Klitsch GmbH eben das traditionsreiche, 1887 gegründete, stationäre Geschäft in Zerbst sowie die E-Commerce-Plattform unter der Domain www.uhr.de betrieb.

Am 23. Februar dieses Jahres hatte der Vorstand des Unternehmens uhr.de AG wegen Zahlungsunfähigkeit beim zuständigen Amtsgericht den Antrag auf Gläubigerschutz eingereicht. Vorstand war zu dem Zeitpunkt Thomas Gäbe, der auch Geschäftsführer der Klitsch GmbH ist. Zwischenzeitlich geführte und erfolgversprechende Sanierungsverhandlungen hätten nicht zum Ziel geführt, so Gäbe.

Die Geschäftsführung der Klitsch GmbH stellte ebenfalls einen Insolvenzantrag. Das Insolvenzverfahren ist am 1. April eröffnet worden. Für die uhr.de AG wurde der Insolvenzantrag vor wenigen Tagen wieder zurückgezogen. Die Aktiengesellschaft bekam mit Norman Mudring einen neuen Vorstand. Mudring ist unter anderem Geschäftsführer der Spar24 Media GmbH mit Sitz in Cottbus. Gäbe hat nach eigenen Angaben mit der uhr.de AG nichts mehr zu tun.

Kunden, die noch Uhren oder Schmuck abholen wollen, können sich bei Thomas Gäbe unter der Rufnummer 0177/343 48 44 melden. Der Insolvenzverwalter ist in der Rechtsanwaltskanzlei hww hermann wienberg wilhelm, Leipziger Straße 70, 06108 Halle (Saale), halle-saale@hww.eu erreichbar.