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Fragen und Antworten zu einem brisanten Nahrungsmittel-Streit Verbot von Klonfleisch in Europa vorerst vom Tisch

04.04.2011, 04:33

Schnitzel oder Milch von Nachfahren geklonter Tiere dürfen weiter in der EU verkauft werden. Das geplante Verbot von Klonfleisch ist am Streit zwischen EU-Kommission, Europaparlament und Mitgliedsstaaten gescheitert. Auch eine Kennzeichnungspflicht wird es vorerst nicht geben. Viele Verbraucher sind verunsichert. Die wichtigsten Fragen und Anworten:

Was bedeutet Klonen?

Geklonte Tiere sind genetisch exakte Kopien bereits lebender Tiere. Klone werden mit gentechnischen Verfahren im Labor gezeugt und dann von einer Leihmutter ausgetragen. Das Verfahren des Klonens wurde 1996 durch das Schaf "Dolly" bekannt – das Tier entstand durch die Verschmelzung einer Körperzelle aus dem Euter der Mutter mit einer Eizelle ohne Erbgut.

Warum klont die Landwirtschaft überhaupt Tiere?

Klone sind für Züchter oder Industrie interessant, um besonders wertvolle Exemplare in exakter Kopie zu vermehren: Bauern können ihre besten Zuchtbullen klonen lassen, damit auch dessen Klone besonders viele Nachkommen zeugen. Kühe, die besonders viel Milch geben, können geklont werden, damit die Produktion von Milch billiger wird. Mit dem Klonen lassen sich die Kosten in der Landwirtschaft senken.

Wann kommt das Fleisch eines Klons in den Handel?

Im Allgemeinen gar nicht – weil Klonen sehr teuer ist. Das Bundesverbraucherschutzministerium beziffert die Kosten für einen einzigen Klon auf mindestens 20000 Euro. "Kein Bauer wird 100000 Euro für einen geklonten Bullen ausgeben, um dann daraus Hamburger zu machen", so das Europaparlament. Im Handel werden daher Fleisch oder Milch ihrer konventionell erzeugten Nachkommen angeboten. Die Produkte lassen sich nicht von denen "normaler Tiere" unterscheiden.

Wie ist die Lage in der EU?

Als einziges EU-Land hat Dänemark das Klonen von Tieren für kommerzielle Zwecke verboten. Davon abgesehen hat laut EU-Kommission kein Mitgliedsland eine besondere Klon-Gesetzgebung. Andere Länder sind liberaler. In den USA, Kanada und Argentinien sowie Brasilien gibt es Klonfleisch schon länger im Handel. Sie sind die Hauptexporteure von Samen geklonter Bullen.

Und wie sieht es in der Kühltheke aus?

Europas Verbraucher müssen beim Einkauf nicht fürchten, das Produkt eines Klones in die Hände zu bekommen. Um dies in den Handel zu bringen, sind in der EU aufwendige Prüfverfahren und Genehmigungen nötig. Laut Bundesverbraucherschutzministerium liegt bislang kein Antrag der Industrie auf Zulassung von Lebensmitteln eines Klontieres in Europa vor, keine Zulassung wurde erteilt.

Und deren Nachkommen?

Bei Nachkommen, die zum Beispiel mit dem Sperma eines geklonten Bullen erzeugt wurden, sieht es anders aus. Deren Schnitzel, Milch und Käse befinden sich möglicherweise schon im Handel. Da in der EU keine Kennzeichnungspflicht besteht, gibt es keine Zahlen.

Ist der Verzehr von Klonfleisch gefährlich für den Menschen?

Dafür gibt es bisher keine Anhaltspunkte. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Klonfleisch grundsätzlich als unbedenklich eingestuft. Allerdings soll weiter geforscht werden.

Was sagen Kritiker?

Verbraucherschützer sehen Risiken, weil unklar ist, ob sich die genetischen Veränderungen bei Nachkommen fortsetzen und die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen. Tierschützer verweisen auf die bislang geringe Erfolgsquote beim Klonen und haben ethische Bedenken.

Was sagen die Verbraucher selbst?

Laut einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2008 ist die Mehrheit der EU-Bürger gegen das Klonen. Drei von vier Befragten fanden, dass das Klonen von Tieren zum Verzehr aus ethischen Gründen nicht akzeptabel ist.(dpa)