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Indios, Kirche und Umweltschützer laufen Sturm gegen Regierungsprojekt "Belo Monte" Brasilien: Ärger um Mega-Staudamm im Amazonas

05.03.2010, 05:16

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 04.03.2010 23:00:00
Von Helmut Reuter

Am Rio Xingu im brasilianischen Amazonas droht gewaltiger Ärger. Brasiliens Regierung will dort einen Staudamm und eins der größten Wasserkraftwerke der Welt bauen. Die vorläufige Umweltgenehmigung für das Milliarden-Projekt Belo Monte wurde Anfang Februar mit Auflagen erteilt und die Ausschreibung ist für April vorgesehen. Doch vor allem die am und vom Xingu-Fluss lebenden Indios laufen Sturm.

"Die Regierung wird dieses Werk nur bauen, wenn sie die Indios tötet, die hier leben. Der Rio Xingu wird rot sein von Blut. Wir wurden vergessen, beiseite geschoben und wir haben das Recht zu sagen, was wir über diesen Staudamm denken", warnte kürzlich Luis Xipaia, Vorsitzender des Indio-Rates von Altamira, einem 110000- Einwohner-Ort nahe des geplanten Projektes. Er fügte hinzu, etwa 4000 Indios in neun Siedlungen seien bereit, zu den Waffen zu greifen. Für die Staubecken soll eine Fläche von 516 Quadratkilometern überflutet werden. Belo Monte soll bis zu 11200 Megawatt Strom produzieren. Dies wäre aber wegen unterschiedlicher Wasserstände nur zeitweise der Fall.

Das Kraftwerk Belo Monte (Schöner Berg), von seinen Gegnern kurz Belo Monstro (Schönes Monster) getauft, wird vermutlich deutlich mehr als die ursprünglich errechneten 16 Milliarden Reais (6,5 Mrd. Euro) kosten, denn die Umweltbehörde hat 40 Auflagen erteilt und allein für die fallen nochmals etwa 1,5 Milliarden Reais an. Die Fertigstellung ist für das Jahr der Fußball-WM in Brasilien, 2014, geplant. Für das Kraftwerk müssten vermutlich bis zu 20000 Menschen umgesiedelt werden.

Belo Monte ist das größte Energie-Projekt im Wachstumsbeschleunigungsprogramm der Regierung Lula, für das seine Wunschnachfolgerin im Amt des Staatschefs, Dilma Rousseff, verantwortlich zeichnet. Im Oktober sind Präsidentschaftswahlen, und es wäre wohl kein gutes Zeichen, wenn das Prestigeprojekt im Bundesstaat Pará ad acta gelegt würde. Aber genau das fordert auch Xingus Bischof, Dom Erwin Kräutler, Präsident des Indianermissionsrates (CIMI). Der in Österreich geborene Geistliche kritisiert vor allem die mangelnde Beteiligung der betroffenen Bevölkerung. Mit im Boot der Kritiker sitzt auch Greenpeace.

Obwohl die Regierung alles daransetzt, noch 2010 mit den Arbeiten zu beginnen, ist unklar, wer den Streit gewinnt. Die Gegner haben lange Protesterfahrung, denn die Pläne gibt es schon seit Jahrzehnten.(dpa)