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Erster Europäischer Verbrauchergipfel in Brüssel Bankgebühren undurchsichtig, Vergleich der Kosten unmöglich

22.03.2010, 05:20

Z: Stendal ZS: SDL PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 21.03.2010 23:00:00


Von Steffen Honig

Der Verbraucherschutz gehört zweifelsohne zu den erfolgreicheren EU-Kapiteln. Ob Garantiebestimmungen oder Produktsicherheit – Europa ist hier weltweit mit vorn. Was nicht bedeutet, dass sich die Verbraucher beruhigt zurücklehnen können. Täglich lauert die Gefahr, Abzockern auf den Leim zu gehen. Auch in der neuen EU-Kommission hat das Thema daher entsprechenden Stellenwert. In der vergangenen Woche gab es den ersten Europäischen Verbrauchergipfel. In Kompaniestärke hatten sich dazu EU-Vertreter sowie Verbraucherschützer und Unternehmensvertreter in Brüssel versammelt.

Es ging um neue Verkehrslösungen, grüne Energie, das Internet und nicht zuletzt um Geld – in Form eines verbraucherfreundlichen Finanzverkehrs. Das ist in der EU-Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucher das Aufgabenfeld des Deutschen Dirk Staudenmayer. Er beklagt vor allem die fehlende Transparenz bei Bankenkonditionen. "Die Verbraucher haben unter undurchsichtigen Bankgebühren zu leiden. Sie kennen bei Krediten oder ähnlichem häufig die exakten Kosten nicht und haben keine Vergleichsmöglichkeiten", ärgert sich der EU-Beamte.

Damit hätten die Kunden auch keine Chance, vom Wettbewerb der Banken untereinander zu profitieren. Um das zu ändern, hält Staudenmayer viel vom Dialog zwischen Verbraucher- und Bankenverbänden. Er nennt ein Beispiel aus Slowenien: Dort gibt es nach reichlich Ärger um das Thema nun eine Internetseite, die die Bankenkonditionen vergleichend zusammenstellt.

Der Mann von der Brüsseler EU-Kommission kann sich vorstellen, dass die Kunden von besserer Transparenz nicht nur national, sondern grenzüberschreitend profitieren könnten, indem sie einer ausländischen Bank ihr Geld anvertrauen.

Riecht das angesichts der aktuellen Debatte in Deutschland nicht nach einer Aufforderung zur Steuerflucht? "Nein", so Staudenmayer. "Es geht hier nicht um die Anlage von großen Summen, sondern beispielsweise das Girokonto." Dadurch, dass im Euroraum die Gebühren bei Auslandsüberweisungen nicht mehr die nationalen übersteigen dürfen, kann der grenzenlose Geldtransfer durchaus attraktiv sein.

Staudenmayer nennt Großbritannien, das zwar nicht zum Euroraum gehört, aber dennoch im EU-Verbund für die Verbraucher quasi um die Ecke liegt: "Die Briten verlangen keine jährlichen Gebühren für die Führung des Girokontos. Dafür sind die Kosten bei einer Kontoüberziehung gewaltig. Wer also immer etwas auf dem Konto hat, ist damit gut bedient."

Der Verbrauchermarkt in Europa ist in Bewegung. Wie sehr, wird das aktuelle Verbraucherbarometer zeigen, das die EU Ende des Monats vorlegt. Enthalten sein wird auch ein Ranking der 27 Mitgliedsstaaten für den Verbraucherschutz. Denn nationale Besonderheiten gibt es nach wie vor: Während die deutschen Verbraucherorganisationen eine Macht darstellen, haben die skandinavischen Länder mit einem nationalen Ombudsmann einen Verbraucheranwalt auf parlamentarischer Ebene. Das könnte auch eine Idee für Deutschland sein.