Ein Pontifikat der Dauerkrise: Alois Kösters über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI.
Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. endet ein Pontifikat, in dem die katholische Kirche in einer permanenten Krise wahrgenommen worden ist. Der weltfremde Theologe auf dem Papstthron hat einen großen Anteil daran. Begeistert haben ihn gerade die Deutschen empfangen. Für kurze Zeit wich die Besorgnis, dass der Chef der Glaubenskongregation die konservative Wende seines Vorgängers Johannes Paul II. fortsetzen würde. Ein Trugschluss.
Er enttäuschte die deutschen Christen, die sich für die Ökumene einsetzen und frustrierte die katholische Laienkirche, die auf Reformen gehofft hatte. Und er sorgte immer wieder für unnötige Skandale, die das Ansehen der katholischen Kirche beschädigt haben. In der Liturgie führte er eine antisemitische Karfreitagsfürbitte wieder ein. Bei der Aufhebung der Exkommunikation von Piusbruder Bischof Richard Williamson soll ihm nicht klar gewesen sein, dass es sich um einen Holocaust-Leugner handelt. Den schwierigen Dialog mit den Muslimen eröffnete er mit einem Quellenfund über die Gewalttätigkeit der Muslime. Ein Zitat, das missverstanden werden musste.
Und er war nicht der richtige Papst, um die größte Krise seiner Kirche zu meistern. Schon bald wurde klar, dass er selbst die Aufklärung von Missbrauchsfällen nicht mit Nachdruck betrieben hatte. Bis heute bleiben Zweifel daran, ob die Kirche alles getan hat, um Transparenz herzustellen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Systematisch hat der Papst konservative Kleriker in hohe Ämter gebracht. Im liberalen Bistum Limburg enttäuschte er die Gläubigen mit Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der vor allem mit dem Ausbau seiner Residenz Aufsehen erregt hat. In Augsburg protestierten die Katholiken gegen Konrad Zdarsa. Kein Zufall, dass die jüngst berufenen - Erzbischof Rainer Maria Woelki in Berlin und Bischof Heiner Koch in Dresden-Meißen - aus dem Erzbistum Köln stammen, wo das Regiment von Joachim Kardinal Meisner mit dafür verantwortlich ist, dass eine katholische Klinik Vergewaltigungsopfern die Tür weist. Nun wird der Papst noch Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nehmen können. Die Katholiken sollten mit seinem Rücktritt nicht zu viel Hoffnung verbinden. Seite 1 und 3