Münchner Sicherheitskonferenz und Ägypten Kompass gesucht

04.02.2011, 05:28

Heute beginnt die Münchner Sicherheitskonferenz. Dort wird ein Thema breiten Raum einnehmen: Die Umbrüche in der arabischen Welt. Von Tunis über Kairo bis Sanaa wanken und stürzen die Potentaten – einer nach dem anderen. Ein Dominoeffekt. Zum Schluss – so sieht es derzeit aus – wird die nahöstliche Region anders sein als heute. Das wiederum hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Nicht nur, weil das Beispiel auch in Ländern wie Simbabwe oder Sudan Schule machen könnte. Sowohl EU-Staaten als auch die USA befürchten, dass Umbrüche in pro-westlichen Staaten wie Ägypten, Tunesien und Jordanien das Kräfteverhältnis im ganzen arabischen Raum zu ihren Ungunsten verschieben wird. Auch mit wirtschaftlichen Folgen. Wer beispielsweise die politische Lage im Jemen bedenkt, den überfallen angesichts der Gefahr, dass dieses Land nach Somalia ein zweiter zusammengebrochener Staat an den Ufern des Golfs von Aden sein könnte, böse Ahnungen. Jedes Schiff, das den Suezkanal passiert und das das Rote Meer durchschwimmt, muss hier vorbei.

Freilich schlägt das Herz jedes Demokraten höher, wenn Völker die Despoten das Fürchten lehren. Dass Mubarak ägyptischer Präsident auf Abruf ist, steht außer Zweifel. Er hat sein Volk ausgeplündert und entrechtet. Zur historischen Wahrheit gehört aber auch, dass Mubarak unverzichtbarer Vermittler im israelisch-palästinensischen Konflikt war. Stürzt er, verliert Israel einen zuverlässigen Partner und Palästinenserpräsident Abbas seinen großen Bruder. Die im Gazastreifen herrschende Hamas, die ihre Wurzeln in der ägyptischen Moslembruderschaft hat, vollführt schon Freudentänze.

Den in Ägypten verfolgten Moslembrüdern gelang es, das Land von unten her zu islamisieren. Aber sie sind gespalten – wie die legale, geknechtete Opposition, die sich neu organisieren muss. So besteht durchaus die Gefahr, dass auf der Demokratie-Welle Radikale an die Macht gespült werden. Es gilt: Nicht jeder gestürzte Diktator wird umgehend durch eine Demokratie ersetzt. Die Wege zur Demokratie enden manchmal in Sackgassen. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz beginnt nun die Suche nach einem Kompass, mit dem Weltpolitiker sicher durch eine veränderte Welt navigieren können. (Politik)