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Arbeitsmarkt Arbeitslose verschmähen Weiterbildung

Obwohl gute Bildung als Schlüssel für ein erfolgreiches Berufsleben gilt, lehnen Jobsuchende Qualifizierungsmaßnahmen häufig ab. In Sachsen-Anhalt begnügen sich vor allem junge Erwachsene lieber mit Aushilfsjobs.

28.07.2014, 01:24

Magdeburg l Um die Chancen auf eine Stelle zu erhöhen, bieten Arbeitsagenturen und Jobcenter den Erwerbslosen Möglichkeiten zur Weiterbildung an. Einer Umfrage zufolge lehnen viele von ihnen die Angebote jedoch ab, weil sie davon ausgehen, dass sie sich finanziell nicht lohnen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat in seiner Erhebung mehr als 4000 Jobsuchende zwischen 25 und 55 Jahren befragt, weshalb sie Qualifizierungsmaßnahmen ablehnen. 44 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich von einer höheren Qualifikation kein höheres Einkommen versprechen - sich der Aufwand also gar nicht erst lohnt.

Weitere 29 Prozent erklärten, sie seien das Lernen nicht mehr gewohnt, 21 Prozent gaben die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen als Hinderungsgrund an. Fast zwei Drittel aller Befragten zeigten sich außerdem skeptisch gegenüber dem Ertrag einer einjährigen Weiterbildung: 64 Prozent gaben zu bedenken, dass ihnen niemand garantieren könne, dass die Weiterbildung wirklich finanzielle Vorteile bringe.

Geringe Qualifikation, schlechte Jobchancen

Es ist ein Teufelskreis, in den mancher Jobsuchende so hineinrutscht. Wie die Nürnberger Arbeitsmarktforscher betonen, entspricht die Qualifikation der Jobsuchenden häufig nicht den betrieblichen Anforderungen. Sie bleiben dann entweder arbeitslos und auf staatliche Hilfen angewiesen, oder sie werden höchstens in Aushilfsjobs vermittelt, die wiederum nur gering bezahlt werden.

Von denen, die sich doch für eine Weiterbildung entschieden, gab es im vergangenen Jahr bundesweit 327000. Fast die Hälfte von ihnen konnte zuvor keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Obendrein hielt auch nicht jeder die Weiterbildung bis zum Ende durch - die Abbrecher-Quote lag bei 16 Prozent.

In Sachsen-Anhalt befinden sich derzeit mehr als 7000 Jobsuchende in einer Weiterbildung. Im Bundesvergleich fällt die Abbrecherquote hierzulande mit 11,3 Prozent etwas niedriger aus. Aber auch hier gibt es Jobsuchende, die gar nicht erst eine Weiterbildung oder das Nachholen einer Ausbildung anstreben, um ihre Berufschancen zu verbessern. "Besonders junge Erwachsene begnügen sich in vielen Fällen lieber mit Aushilfsjobs, als mit 25 Jahren noch mal eine Ausbildung zu machen", berichtet Kristian Simon Veil, Sprecher der Arbeitsagentur in Halle.

Jobcenter in Thüringen zahlen Prämien

Als Gründe würden sie häufig anführen, dass sie Kinder haben oder gerade dabei sind, eine Familie zu gründen. "Den finanziellen und beruflichen Mehrwehrt sehen sie meist nicht, da sie ihn ja erst nach der abgeschlossenen Ausbildung spüren würden", so Veil.

Die Arbeitsmarktforscher in Nürnberg fordern, dass die Politik den Jobsuchenden stärkere finanzielle Anreize für Weiterbildungen geben müsste. In Jobcentern und Arbeitsagenturen in Ostthüringen wird genau das seit einem Jahr getestet, berichtet BA-Sprecher Kristian Simon Veil. Dort werden jungen Erwachsenen, die eine Ausbildung machen, Prämien gezahlt: Nach der Zwischenprüfung 1000 Euro, wer die Abschlussprüfung schafft, der bekommt 1500 Euro. Außerdem gibt es 100 Euro extra im Monat.

Da das Projekt erst seit einem Jahr läuft und erst anschließend wissenschaftlich evaluiert wird, ist es zu früh, eine Bilanz zu ziehen, sagt Veil. Es deute aber im Moment einiges darauf hin, dass die Abbrecherquoten geringer sein könnten als etwa bei jungen Erwachsenen zwischen 25 und 35, die auch eine abschlussorientierte Qualifizierung machen, aber keine Prämien bekommen.