Halloren-Chef Lellé "Geld in der Kriegskasse"

Der Schokoladenhersteller Halloren in Halle will kräftig wachsen. Helfen soll dabei auch ein amerikanischer Investor. Volksstimme-Reporter Dominik Bath sprach mit Halloren-Vorstandschef Klaus Lellé über die Perspektiven der Hallenser.

06.12.2014, 01:05

Volksstimme: Herr Lellé, Sie planen, in diesem Jahr rund 125 Millionen Euro umzusetzen. Bis 2018 wollen Sie den Jahresumsatz von Halloren auf 300 Millionen Euro steigern. Wie soll das gelingen?
Klaus Lellé: Die Rechnung ist einfach. Wenn wir - wie in den vergangenen Jahren - in jedem Jahr um zehn Prozent wachsen, sind wir 2018 bei knapp 200 Millionen Euro Umsatz. Die restlichen 100 Millionen müssen durch neue Kunden und Zukäufe von Unternehmen hinzukommen, die unser Portfolio ergänzen.

Seit dieser Woche ist die amerikanische Investmentgesellschaft Charlie Investors mit zehn Prozent an Halloren beteiligt. Dafür hat ihr Unternehmen etwa 3,3 Millionen Euro kassiert. Brauchen Sie Geld?
Nein. Die Beteiligung durch Charlie Investors ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Charlie bringt nicht nur Kapital ein, sondern auch Vertriebsmöglichkeiten, die uns helfen, das Auslandgeschäft weiter auszubauen.

Ist eine noch stärkere Beteiligung durch Charlie Investors geplant?
Geplant ist das derzeit nicht, aber ich kann es auch nicht ausschließen. Der Investor ist intensiv daran interessiert, Halloren voranzubringen.

Was versprechen Sie sich von dieser Verbindung?
Mit der Vertriebsgesellschaft von Charlie sind wir bereits seit Oktober verbunden. Wir sehen mit diesem Investor die besten Chancen, um unsere Wachstumsziele in Amerika und in Asien zu erreichen. Die Verantwortlichen bei Charlie kennen Land und Leute, haben Kontakte in die Chefetagen der großen Handelskonzerne. Davon wollen wir profitieren.

3,3 Millionen Euro bringt Ihnen dieses Geschäft an frischem Kapital. Was machen Sie mit dem Geldsegen?
Das Geld stärkt unsere Eigenkapitalbasis und wir können damit auch Verbindlichkeiten ablösen. Zudem haben wir zusätzliches Geld in der Kriegskasse für weitere Übernahmen.

In welchen Ländern planen Sie weitere Zukäufe?
Da schränken wir uns nicht ein. Unternehmen sowohl in Deutschland und Europa, aber auch in Asien oder Nordamerika zuzukaufen oder uns zumindest daran zu beteiligen, ist nicht ausgeschlossen.

Im Jahr 2011 hat Halloren bereits den niederländischen Steenland Chocolate übernommen und im vergangenen Jahr den belgischen Pralinenhersteller Bouchard. Wie helfen Ihnen diese Firmen bei Ihrer geplanten Umsatzsteigerung?
Steenland und Bouchard sind in ihren Auslandsgeschäften wesentlich weiter, als wir es sind. Die Exportquote von Steenland liegt bei 95 Prozent, die von Bouchard bei 75 Prozent. Unsere bei 35 Prozent. Da haben wir Nachholbedarf. Durch die Zukäufe können wir die Vertriebswege unserer Töchter nutzen. Die Großhändler, die Steenland und Bouchard vertreiben, nehmen jetzt auch Halloren-Produkte auf. Es wäre sicher auch möglich gewesen, sich das alles alleine aufzubauen. So kommen wir aber schneller voran.

Müssen Sie auch das Geschäft im Ausland vermehrt ins Auge fassen, weil der Markt in Deutschland stark durch die großen Konzerne besetzt ist?
Ja, das ist so. Die acht großen Schokoladenhersteller (Mars, Mondeléz, Nestlé, Ferrero, Lindt Sprüngli, August Storck, Krüger und Stollwerck; d. Red.) besetzen 82 Prozent des gesamten Schokoladenmarktes in Deutschland. Die restlichen 18 Prozent teilen sich insgesamt 150 andere Unternehmen. Wir müssen im Ausland wachsen, um da noch mithalten zu können. Statistisch gesehen, verzehren Menschen in China, den USA und Frankreich weniger Schokolade als die Deutschen zusammen. Dort gibt es also noch Wachstums- potentiale.

Welche Herausforderungen bestehen für Halloren, wenn Märkte im Ausland erfolgreich erschlossen werden sollen?
Auf den Märkten gibt es unterschiedliche Anforderungen. Die Konsumgewohnheiten der Menschen sind anders. In den USA ist zum Beispiel Erdnussbutter als Geschmack ein großes Thema. In Asien werden vor allem einzeln verpackte, kleinformatige und dragierte Produkte bevorzugt, was mit den klimatischen Bedingungen in Südostasien zusammenhängt. Wir müssen uns natürlich auch beim Design der Packungen anpassen, die einfach etwas anders aussehen als hier. Es kommen also sowohl gestalterische als auch produktionstechnische Herausforderungen auf uns zu. Denen wollen wir gerecht werden.

Welche Rolle wird ihr Hauptsitz in Halle in ihren Plänen spielen?
Die Hauptrolle. Halle bleibt die Keimzelle des Konzerns. Wir haben ganz klar festgehalten, dass wir hier neue Produkte entwickeln wollen. Dafür planen wir, auch neue Mitarbeiter einzustellen. Der Standort hier soll künftig noch weiter ausgebaut werden. Denn in Halle haben wir am meisten Platz zur Verfügung.

In diesem Jahren rechnet Halloren mit einem Gewinn von rund zwei Millionen Euro. Allerdings hat ihr Konzern in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Verlust von 2,5 Millionen Euro hinnehmen müssen. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres waren es nur 250000 Euro. Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie Ihr Ergebnis erreichen?
Das ist völlig normal für einen Schokoladenhersteller. Wir erzielen in den letzten vier Monaten des Jahres 45 Prozent unseres Gesamtumsatzes. Das was hinzugekommen ist in diesem Jahr, sind die Anfangsverluste von Bouchard, die wir im September des vergangenen Jahres übernommen haben. Auch die gestiegenen Rohstoffpreise haben zum Teil dazu beigetragen. Wir werden mit Sicherheit unser Ergebnis vom letzten Jahr erreichen. Also einen Gewinn von etwa zwei Millionen Euro.