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Kritik an industrieller Landwirtschaft Demonstration für eine Agrarwende

Zehntausende Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet haben am Sonnabend in Berlin für eine bessere Landwirtschaft protestiert.

19.01.2015, 01:11

Berlin (epd) l Während die Polizei von zuletzt rund 25.000 Teilnehmern sprach, gaben die Veranstalter die Zahl mit 50.000 Demonstranten an. Die Teilnehmer forderten von der Bundesregierung einen Kurswechsel in der Agrarpolitik.

Ein Bündnis aus rund 100 Umwelt-, Verbraucherschutz- und Entwicklungsorganisationen sowie Bürgerinitiativen und Landwirtschaftsverbänden hatte zu der Großdemonstration aufgerufen. Angeführt wurde der Protestzug vom Potsdamer Platz zum Bundeskanzleramt von hunderten Bauern sowie rund 90 Traktoren. Unter dem Motto "Wir haben Agrarindustrie satt" verlangten die Teilnehmer unter anderem ein weltweites Recht auf Nahrung, gesundes und bezahlbares Essen für alle Menschen, faire Preise sowie artgerechte Tierhaltung.

Der Protest richtete sich zudem gegen Gentechnik in der Landwirtschaft, die Freihandelsabkommen TTIP und CETA, eine "globale Industrialisierung der Landwirtschaft" sowie gegen die daraus resultierenden Risiken für Menschen, Tiere, Umwelt und den Bauernstand. Anlass der Großdemonstration war die weltweit größte Ernährungsmesse, die Internationale Grüne Woche, die derzeit in Berlin stattfindet.

"Das EU-USA-Handelsabkommen (TTIP) dient einseitig global agierenden Konzernen und wird vielen bäuerlichen Betrieben hier und weltweit die Existenzgrundlage entziehen. Gleichzeitig drohen die Verbraucherstandards gesenkt zu werden", kritisierte Jochen Fritz, Sprecher des "Wir haben es satt!"-Bündnisses. Von der Bundesregierung forderte die Initiative, das Freihandelsabkommen unverzüglich zu stoppen. Auch die Agrarpolitik in Deutschland wurde kritisiert: Sie habe dazu beigetragen, dass seit dem Jahr 2000 bundesweit mehr als dreiviertel der Schweinehalter aufgegeben hätten, während Fleischkonzerne zunehmend die Tierhaltung übernähmen. Trotz einer Überversorgung mit Fleisch würden weiter Mega-Ställe in Deutschland genehmigt.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hubert Weiger zeige der seit Jahren anhaltende Protest gegen die Agrarpolitik erste Erfolge. "Dank bundesweit rund 250 Bürgerinitiativen wurden mehr als 100 geplante Riesen-Ställe nicht gebaut", so Weiger. Artgerechte Ställe würden mittlerweile stärker gefördert und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) habe angekündigt, gegen den überhöhten Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung vorzugehen. Zudem wachse das Bewusstsein der Verbraucher über Risiken und Nebenwirkungen der industriellen Landwirtschaft.

Die "Wir haben es satt"-Demonstration fand bereits zum fünften Mal statt.