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ALFF Stendal stellt in Tryppehna Grundzüge des vorgesehenen Flurneuordnungsverfahren vor "Es gibt hier verdammt viel aufzuräumen"

Von Stephen Zechendorf 27.11.2013, 02:11

In Tryppehna ist am Montag das neu anberaumte Flurneuordnungsverfahren für die Gemeinde und angrenzende Gemarkungen vorgestellt worden. Gut 110 betroffene Grundstückseigentümer verfolgten die Vorstellung durch das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) und das beauftragte Ingenieurbüro.

Tryppehna/Stegelitz/Möckern l Es geht um rund 1538 Hektar Land rund um Tryppehna, die mit Hilfe des Verfahrens neu geordnet und zugeteilt werden sollen. 824 Einlagegrundstücke, die in 262 Grundbuchblättern eingetragen sind, sollen nach wirtschaftlichen und anderen Kriterien neu erfasst und vergeben werden. Dabei spielen Wegeverbindungen, Gräben und Grundstückszuwegungen eine große Rolle.

Die so genannten Ausführungskosten für Wegebau, Landschaftspflegekosten und Vermessungsnebenkosten für das Verfahren, das sich gut zehn Jahre hinziehen dürfte, werden mit 2,6 Millionen Euro beziffert. Davon werden bis zu 90 Prozent vom Bund, vom Land und der Europäischen Union gefördert, erklärte Hartmut Kriese vom ALFF Stendal. Der Rest werde von den Mitgliedern der sogenannten Teilnehmergemeinschaft getragen. Nach ersten Berechnungen kommen dabei auf jeden Hektar Kosten in Höhe von 170 Euro als Eigenanteil der Grundstücksbesitzer. Die Kosten sollen nicht mit einem Schlag erhoben werden, sondern im Verlaufe der gut zehn Jahren Verfahrensdauer abgefordert werden, so Hartmut Kriese. Nicht beteiligt werden die Grundstückseigentümer an den Verfahrenskosten wie Vermessungshauptkosten.

"Verdammter Fischzug mit noch 90 Prozent"

Kriese vergisst nicht, zu erwähnen, dass ab dem Jahr 2015 die Förderung durch Bund,Land und EU von 90 auf 75 Prozent reduziert werden sollen. "Wir machen da einen verdammten Fischzug mit noch 90 Prozent." Die Stadt Möckern werde sich kaum an den investiven Kosten beteiligen, da sie im Nachgang für den Unterhalt der entsehenden Wege aufkommen müsse, erklärte am Montagabend Stadtbürgermeister Frank von Holly.

Gut 15,6 Kilometer Wegebaumaßnahmen - überwiegend im Spurbahnbau - umfasst das Programm, dazu kommen sechs Hektar Pflanzungen als Ausgleichmaßnahmen für die Versiegelung an Wegen.

Nicht in das Verfahren einbezogen ist die Ortslage Tryppehna selbst sowie Teile der Waldflächen in der Gemarkung. Es gehe vorrangig um die landwirtschaftlich genutzten Flächen. Als Ziele der Flurneuordnung werden genannt die Verbesserung der land- und forstwirtschaftlichen Produktionsbedingungen, der Ausbau des ländlichen Wegenetzes und gegebenenfalls die Konfliktlösung durch Neuordnung des Eigentumes. Bislang nur ohne Rechtsgrundlage zu erreichende Flurstücke oder längst verschwundene Wege sind weitere Aspekte, bei denen man in dem Verfahren Klarheit schaffen will.

Die Planer von ALFF und dem beauftragten Ingenieurbüro Gunnar Thiede haben festgestellt, dass der neuzuordnende Bereich zwar "kein extremes Besitzersplitting" aufweist, wohl aber sehr kleinteilig sei. "Es gibt hier verdammt viel aufzuräumen und das alles ist weit in der Fläche verteilt. Die Topografie der Landschaft folgt nicht den Eigentumsverhältnissen, aber die landwirtschaftliche Nutzung folgt der Topografie", so Hartmut Kriese: "Die Landwirte haben da schon untereinander Flächen getauscht, aber das sind alles Aktionen des guten Willens gewesen." Es könne da "schnell mal knallen", wenn diese Übereinkünfte einmal nicht mehr bestehen, warb der ALFF-Mitarbeiter für das Verfahren.

Von Notwendigkeit der Maßnahme nicht alle überzeugt

Doch nicht jeder ist überzeugt von der Notwendigkeit der Maßnahme. Manch einer will lieber, das alles so bleibt, wie es ist. Auch die Kosten für das Verfahren mag nicht jeder in die Hand nehmen. Und es herrscht Misstrauen: "Wer Lust hat zu tauschen, der hat Lust zu betrügen", wirft ein Landwirt in den Raum. "Was gut liegt, soll ja gar nicht getauscht werden", wirft ALFF-Mann Kriese ein. Dennoch dürften noch einige Gespräche zu führen sein, bis überall Gras über sämtliche neu zu ordnende Flur bei Tryppehna gewachsen ist.

Zunächst muss ein Vorstand der Teilnehmergemeinschaft gebildet werden. Dessen Aufgabe ist es, die Maßnahme umzusetzen. Dabei wird er sich aber der Dienste des "Verbandes aller Teilnehmergemeinschaften" im Lande bedienen können. Für vier Prozent der Gesamtkosten übernimmt dieser Verband zum Beispiel die Ausschreibungen für zu die erledigenden Arbeiten.

In so genannten Planungswunschterminen voraussichtlich im Jahr 2016 werden die betroffenen Grundstücksbesitzer eigene Vorstellungen zur Neuordnung ihrer Flächen machen können, seitens des ALFFs werden dahingehende Vorschläge gemacht.