1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Warum Nathali das harte Hickoryholz sägt

In Dörnitz am Rande des Truppenübungsplatzes Altengrabow werden junge Leute zu Forstwirten ausgebildet Warum Nathali das harte Hickoryholz sägt

Von Falk Heidel 13.01.2015, 02:10

Innerhalb von drei Jahren wird aus einem Schüler ein Forstwirt. Für eine solche Ausbildung gehen schon jetzt die ersten Bewerbungen bei der Bundesforst ein.

Burg/Möser/Dörnitz l Sie hat das Stück Hickoryholz ganz fest in den Schraubstock gespannt. Nathali Strauch setzt die Fuchsschwanzsäge an. Ritz, ratz, ritz, ratz: "Aus dem Rohling wird ein Axtstiel", erklärt die 19-Jährige. Hickoryholz ist schwierig zu bearbeiten, lässt sich jedoch gut beizen und polieren. Hickory ist das ideale Holz für Werkzeugstiele, Sportgeräte und auch für Meeresangelruten. Es wird zu Trommelstöcken und auch im Fahrzeugbau eingesetzt.

Nathali Strauch gehört zu den aktuell neun jungen Leuten, die im Bundesforst ausgebildet werden. "Immer drei Lehrlinge pro Ausbildungsjahr", erklärt Forstdirektor Rainer Aumann. Er meint: "Die Vielfalt der beruflichen Einsatzmöglichkeiten nach der Ausbildung ist beeindruckend und zeigt, der Forstwirt ist ein Beruf mit Zukunft."

Nathali Strauch ist derzeit einziger weibliche Azubi: "Nö, ein Problem ist das nicht. Im Prinzip erledige ich die gleichen Aufgaben wie alle anderen. Und wenn es an die körperlichen Grenzen geht, habe ich kein Problem, meine Kollegen um Hilfe zu bitten", erzählt die Haldensleberin. Immerhin: Eine Kettensäge wiegt zwischen fünf und acht Kilogramm. Ursprünglich hatte sie andere Berufsziele.

"Mehr als 50 junge Menschen sind hier zu Forstwirten ausgebildet worden."

Rainer Aumann, Forstdirektor

Aber Landschaftsgärtnerin war dann doch nicht das Richtige. Über ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Hundisburger Haus des Waldes landete sie in der Ausbildung zum Forstwirt: "Mein berufliches Ziel bewegt sich im Bereich Waldpädagogik." Als Leiter der Ausbildung bescheinigt ihr Revierförster Klaus-Dieter Doerks "sehr viel Talent und die richtige Einstellung zum Beruf".

Seit 1996 bildet der Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt Lehrlinge aus. Rainer Aumann: "Mehr als 50 junge Menschen sind hier seitdem zu Forstwirten geworden." Die Ausbilder Axel Schröder und Tobias Fechner arbeiten mit ihren Schützlingen im und am Lehrgebäude am Rande des Truppenübungsplatzes Altengrabow in Dörnitz. Aumann: "Die Ausbildungsstätte ist mit allen benötigten modernen Gerätschaften ausgestattet." Derzeit entsteht ein neues Schleppdach für Außenarbeiten. Revierförster Doerks sagt: "Damit verbessern sich die Ausbildungsbedingungen enorm." Das große Schleppdach-Areal soll mit zwei Wänden nach außen geschlossen werden. Doerks: "Dort können wir dann unabhängig von der Witterung arbeiten." Die Kosten für die Ausbildung inklusive Schutzkleidung und Ausrüstung beziffert Aumann auf 16000 Euro pro Kopf im Jahr.

Welche Voraussetzungen junge Leute für diesen Beruf mitbringen müssen, erklärt Forstdirektor Aumann so: "Um den überaus vielseitigen Beruf des Forstwirts ausüben zu können, ist körperliche Fitness, technisches und mathematisches Verständnis und handwerkliches Geschick Voraussetzung. Zudem sind Engagement, Verantwortungsbewusstsein sowie Verständnis und Liebe zur Natur und Landschaft gefordert." Klaus-Dieter Doerks sagt: "Ein Bewerber muss rechnen können und in der Lage sein, Probleme zu lösen."

Für die Forstleute stehen derzeit Winterarbeiten auf dem Programm. Der Holzeinschlag ist seit Mitte Dezember abgeschlossen. Holzbearbeitung ist angesagt: Die jungen Leute bauen Nistkästen, Hochsitze oder Bänke. Oder auch Axtstiele wie Nathali Strauch. Ihre derzeitige Werkstatt inklusive Aufenthaltsraum ist ein Gebäude aus Kriegszeiten.

Aumann zufolge funktioniert die Berufsausbildung im dualen System. Dabei findet neben der praktischen Ausbildung in mehrwöchigen Blöcken der theoretische Unterricht im Forstlichen Bildungszentrum in Magdeburgerforth statt.

"Ein Bewerber muss rechnen und auch Probleme lösen können."

Klaus-Dieter Doerks, Revierförster

Für einen ausgebildeten Forstwirt ergeben sich viele Berufsmöglichkeiten. Aumann sagt: "In Sachsen-Anhalt hat die Holz- und Forstwirtschaft mit den überregional bedeutenden Industrien wie das Zellstoffwerk in Arneburg oder das Spanplattenwerk in Nettgau eine volkswirtschaftlich große Bedeutung." Außer klassischen Tätigkeiten in der öffentlichen Forstverwaltung ergeben sich für Forstwirte auch Einsatzmöglichkeiten in den mittleren und größeren Privatforstbetrieben. Beschäftigungsmöglichkeiten gäbe es auch in Baumschulen sowie im Garten- und Landschaftsbau. Aumann zufolge gibt es im Trassenunterhalt der Deutschen Bahn viele Arbeitsbereiche, die mit qualifizierten Forstwirten besetzt werden können.

Ein Studium nach der Ausbildung steht auf dem Terminkalender von Richard Ackermann (19) aus Krüssau. Nebenbei ist seine Jagdkarriere familiär vorgezeichnet. Zu den Azubikollegen von Nathali Strauch gehört auch Lukas Schlüter aus Möckern, der sich grad vor dem künftigen Schleppdach mit der Kettensäge um einen Baumstamm kümmert. Die Bewerbungszeit für das kommende Ausbildungsjahr läuft. Im Februar/März folgen die Vorstellungsgespräche.

Azubi-Bewerber können ihre Unterlagen bis 31. Januar beim Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt, Friedrich-Ebert-Straße 11 in 39291 Möser einreichen.