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Serie "Unterwegs mit Wegewart Steffen Grafe" führt auf dritter Tour über Pöthen und Karith nach Nedlitz Hinter den Windrädern warten die Mumien

Von Manuela Langner 11.02.2015, 02:20

Die Tourenvorschläge des Gommeraner Wegewartes Steffen Grafe laden die Volksstimme-Leser ein, die Einheitsgemeinde Gommern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden.

Gommern l Am Nachmittag war Steffen Grafe nach getaner Berufsarbeit noch als Wegewart unterwegs gewesen, am Abend wurde er beim Neujahrsempfang der Stadt Gommern auf die Bühne gerufen. Bürgermeister Jens Hünerbein verlieh ihm den Engagementspreis 2014. "Seine Touren sind selbst für eingefleischte Gommeraner so interessant wie für jemanden, dem unsere Gegend fremd ist", sparte der Stadtchef nicht mit Lob.

Steffen Grafe freute sich sehr über die Anerkennung, verwies aber zugleich darauf, dass er die Arbeit nicht allein mache. Stadtinformation und Stadtförderverein "Wir für Gommern" unterstützten ihn ebenso wie Rolf-Michael Wagner und Uwe Drewing mit den Möglichkeiten ihrer Firmen, wenn beispielsweise wieder Hinweisschilder auf den Wanderrouten erneuert werden müssen.

Sein Anliegen, weshalb er selbst die Übernahme der ehrenamtlichen Funktion eines Wegewartes angeboten hatte, ist einfach, den Leuten zu zeigen, wie viele interessante Dinge es direkt vor ihrer Haustür zu entdecken gibt. Ob mit dem Fahrrad (wie bei der heutigen dritten Tour) oder zu Fuß (wie es die vierte Tour in der nächsten Woche vorschlägt).

Rund 14 Kilometer sind Radler von der Wasserburg in Gommern über Pöthen und Karith unterwegs, bis sie in Nedlitz an der Kirche St. Nikolaus, dem Ziel der heutigen Tour, eintreffen. An der Ampel über die B 184 wird der Radler gerne mal lange warten gelassen, aber es ist das einzige Hindernis, das ihm auf der Fahrt nach Pöthen begegnet. Im Ort schlägt Steffen Grafe vor, bis zum Wahlitzer Weg vorzufahren und dort in Richtung Park einzubiegen. Dann sieht man es auf der rechten Seite noch blau schimmern: das alte Schwimmbecken. "Die Auflagen waren schließlich so hoch, dass es nicht mehr betrieben werden konnte", erklärt Steffen Grafe. Immerhin war es das einzige in der gesamten Einheitsgemeinde.

Das Becken soll als Löschwasserentnahmestelle eine sinnvolle Weiternutzung erfahren.

Wer mit Kindern unterwegs ist, findet einen schönen Spielplatz im Pöthener Park, der allein schon wegen seines alten (Groß-)Baumbestandes einen Besuch wert ist. Anziehungspunkt Nummer eins ist jedoch stets die ungewöhnliche Brücke, die allerdings keinen Wasserlauf mehr überspannt. Der Park gehörte ursprünglich zum Gut.

Von der Brücke geht Steffen Grafes Blick hinüber zum Gemeindehaus. "Die Tanzveranstaltungen in der Gaststätte waren früher immer ein echtes Highlight in der Umgebung. Da ist man nachmittags von Gommern nach Pöthen gelaufen und in der Nacht wieder zurück nach Hause", erzählt er.

Von Pöthen nach Karith ist es ein Katzensprung. Die Dorfkirche St. Dorothee ist auf jeden Fall einen Stopp wert. Der unverputzte Bruchsteinbau fällt durch seinen quadratischen Turm an der Nord-West-Ecke des Schiffes auf. Der Ursprungsbau stammte aus dem Jahr 1695, in ihrer heutigen Gestalt wurde die Kirche 1884 eingeweiht.

Geradeaus durch Karith trifft der Radler direkt auf den landwirtschaftlichen Weg, der vorbei an den Windrädern nach Nedlitz führt. Es geht ein wenig bergan. "Aber nicht so sehr wie letzte Woche bei unserer Tour nach Leitzkau", verspricht Steffen Grafe. Bergan muss es auch gehen, schließlich soll der Brocken ins Blickfeld der Radler geraten. "Von dortaus sind es etwa 80 Kilometer Luftlinie bis zum höchsten Berg Sachsen-Anhalts."

Seit dem die Volksstimme-Serie läuft, klingele sein Telefon noch häufiger als zuvor, berichtet Steffen Grafe. Ob er beispielsweise nicht eine Radtour zur Medizinhistorischen Sammlung in Vogelsang anbieten könne. Weiter über die Klusbrücke bei Wahlitz ... Was immer geht, macht Steffen Grafe möglich.

Kurz bevor Nedlitz erreicht wird, passieren die Radler die Erinnerungsstätte an den 200. Jahrestag der Möckeraner Gefechte. Es wird an die Opfer und großen Entbehrungen während der so genannten Franzosenzeit erinnert.

Über die Bundesstraße führt die Tour noch ein kurzes Stück bis zur Nedlitzer Kirche St. Nikolaus mit ihren weithin bekannten, sehr gut erhaltenen Mumien. Diese sind im Rahmen der Ausstellung "Tod und Begräbniskultur" zu sehen. Führungen bietet Manfred Kuhnert normalerweise mittwochs und sonnabends an. Für Nachfragen steht er unter der Telefonnummer 039224/978 65 oder per E-Mail an info@kirche-nedlitz.de zur Verfügung.

Eine Führung mit Manfred Kuhnert durch die Nedlitzer Kirche und den vielen, vielen Geschichten, die es zu ihr zu erzählen gibt, ist ein Erlebnis für sich. Der Förderverein Kirche St. Nikolaus Nedlitz kümmert sich engagiert um den Erhalt und die Nutzung des Gotteshauses.

Für Steffen Grafe beginnt an diesem Wochenende offiziell die Saison. Allerdings ist seine Winterwanderung am Sonnabend schon lange ausgebucht. Für den zweiten Termin sind nur noch wenige Plätze frei.