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Clausewitz-Kaserne öffnet zum Tag der Berufe ihre Türen Karriere bei der Bundeswehr

Von Kristin Schulze 15.03.2012, 03:12

Zum Tag der Berufe öffneten sich gestern auch die Türen der Clausewitz-Kaserne. 70 Schüler erlebten einen Tag zwischen Panzern und Feldjägern.

Burg l Clausewitz-Kaserne statt Clausewitz-Schule hieß es gestern früh für Tim Liehr (14) aus Burg. Während seine Mitschüler das Krankenhaus oder Genthins Waschmittelwerk besichtigten, hatte er sich am Tag der Berufe für einen Bundeswehrbesuch entschieden. "Ich engagiere mich beim THW und interessiere mich für Lagerlogistik", begründete er seine Wahl.

Der Tag der Berufe wird von der Arbeitsagentur organisiert. 70 Schüler haben sich in der Burger Kaserne angemeldet. Oberleutnant Tim Kühnel teilt sie auf dem Exerzierplatz in vier Gruppen. Namensvetter Tim Liehr kommt in Gruppe 1, deren ersten Station ist die Besichtigung von Bundeswehr-Fahrzeugen. "Das ist ein SLT", erklärt Zugführer Mathias Rahl. "Ein Schwerlasttransporter", sagt Tim Kühnel mit einem Blick in die fragenden Gesichter und entschuldigt sich für die "Abkürzungskrankheit" bei der Bundeswehr. Die Schüler dürfen sich auch den Orion ("Kann bis zu zehn Tonnen anheben und in zehn Metern Höhe Container stapeln") und den Büffel ansehen. Letzterer heißt auch Bergepanzer und kann schwerstes Gerät aus dem Gefecht befreien.

Tim Kühnel ist verantwortlich für die Nachwuchsgewinnung. Am Tag der Berufe ist er überall, plant und koordiniert, fängt die Mädels auf, die beim Aussteigen die Panzerstufen verpassen und beantwortet Fragen. "Wenn ich hier eine Ausbildung mache, kann ich damit auch ¿draußen\' arbeiten?", will Tim Liehr wissen. "Ja, unsere Mechatroniker zum Beispiel sind in der freien Wirtschaft sehr beliebt", erklärt Kühnel.

Sanitätsdienst steht im Mittelpunkt an Station zwei. Viele Schüler staunen über das kleine Krankenhaus der Kaserne. Zwischen den Stationen bleibt auch Zeit für persönliche Worte. "Kann man hier viel Geld verdienen?", wird Kühnel gefragt. Die Antwort ist klar. "Ja." Aber deswegen einen Vertrag zu unterschreiben, hält er für wenig sinnvoll. "Man muss Spaß haben und bereit, sein Abstriche im Privaten zu machen." Seine Frau sah er jahrelang nur am Wochenende. "Wenn überhaupt." Die ersten drei Lebensjahre seines Sohnes hat er nur bruchstückhaft mitbekommen. "Gutenachtgeschichten via Skype waren bei uns an der Tagesordnung", erzählt er. Zur Zeit sieht er ihn täglich, wie lange das so bleibt, kann er - wie seine Kollegen - nicht sagen. Seine Frau ist im neunten Monat schwanger. "Was, wenn Sie jetzt ins Ausland müssten?", wird er gefragt. "Dann würde ich selbstverständlich gehen. Das ist mein Beruf. Der macht mir Freude und dafür werde ich bezahlt."

"Mit solchen Situationen muss man rechnen", sagt Hauptmann Andreas Farrenkopf, der unter anderem sieben Monate im Kosovo war. Heute ist der 49-Jährige verantwortlich für die Koordination im Sanitätsbereich. "Wir machen hier alles außer röntgen und operieren."

Zur Mittagspause macht sich Kühnels Gruppe auf den Weg in die Cafeteria. "Guten Tag, Oberleutnant Kühnel", grüßen andere Soldaten und führen dabei die Hand zum Kopf. Das machen alle, die im Dienstrang unter ihm stehen. "Und wenn das einer vergisst?", wollen die Schüler wissen. "Das vergisst keiner", sagt er lachend, bevor er seine Gruppe zu Karsten Kleine bringt. Der Wehrdienstberater klärt über Berufsmöglichkeiten bei der Bundeswehr auf (siehe Infokasten). Nachdem am Nachmittag noch die Feldjäger ("die Bundeswehrpolizei") einen Einblick in ihre Aufgaben gegeben haben, meint nicht nur Tim Liehr, dass sich dieser Tag mit Sicherheit gelohnt hat. "Das war spannend. Ich habe morgen in der Schule einiges zu erzählen."