1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Spezialeinheiten der Bundeswehr fliegen mit der Transall erstmals Altengrabow an

Piloten testen auf dem Truppenübungsplatz Start- und Landeszenarien mit der C-160 Spezialeinheiten der Bundeswehr fliegen mit der Transall erstmals Altengrabow an

16.07.2012, 03:36

Spezialeinheiten der Bundeswehr haben Transall-Maschinen eine Woche lang im Jerichower Land getestet. Die unbeständigen Wetterverhältnisse waren für die Piloten eine große Herausforderung. Die Volksstimme war bei den Tests dabei.

Altengrabow l Die Vorzeichen sind nicht gut. Eine Transall ist von Neubrandenburg unterwegs nach Altengrabow - doch die geplante Landung steht auf der Kippe. Im Jerichower Land pfeift heftig der Wind, Nieselregen fällt auf die Landebahn auf dem Truppenübungsplatz. Wenn es so bleibt, muss die Maschine umkehren. Eine Landung des großen Vogels wäre bei diesen Bedingungen nur schwer zu kontrollieren.

Der Mann, der darüber entscheidet, sitzt seelenruhig in einem Jeep der Bundeswehr an der Landebahn. Der Controller hat auch einen Namen und Dienstgrad, doch weil er für eine Spezialeinheit der Bundeswehr arbeitet, darf er diese nicht nennen. Noch ist etwas Zeit. Noch hofft er darauf, dass sich der Wind legt und die Regenwolken weiterziehen.

Es ist das erste Mal, dass Transall-Maschinen des Typs C-160 auf dem Truppenübungsplatz in Altengrabow erwartet werden. Hin und wieder werden die in der Zeit des "Kalten Krieges" erbauten Flugzeuge von der Bundeswehr in Deutschland getestet - Piloten sollen damit auf Einsätze vorbereitet werden. "Situationen wie Starten und Landen muss man üben. Nur mit Computersimulationen lernt man das nicht", sagt der Controller. Oft gibt es diese Testmöglichkeiten für ihn und sein Team nicht. Die Bundeswehr muss sparen und tut dies nicht selten zuerst bei den praktischen Manöverübungen. Die sind teuer.

Aus dem Funkgerät des Controllers ertönt plötzlich eine Stimme. Auf Englisch meldet der Pilot, dass er den Flugplatz in wenigen Minuten erreichen wird. Der Controller gibt die Anweisung, dass er die Landebahn aus Richtung Süden anfliegen soll. "Roger", bestätigt der Pilot der Transall. Noch ist sie nicht am Himmel zu sehen. Es hat aufgehört zu nieseln, die Windböen sind jedoch immer noch unberechenbar.

Die Transall-Maschinen setzt die Bundeswehr überall auf der Welt ein. Besonders in Nordafrika und Afghanistan werden sie zum Transport von Material und Personal genutzt. "Genau deswegen führen wir für die Test erstmals auf dem Truppenübungsplatz durch. Der weiche Untergrund bietet uns sehr realistische Einsatzbedingungen", erklärt der Controller. Außerdem würde seine Einheit hier optimale Unterstützung bekommen, das sei nicht überall so. Vielleicht werden die Transall-Maschinen zukünftig deshalb regelmäßig das Jerichower Land an- fliegen.

Der Controller hebt energisch seinen rechten Arm und zeigt in Richtung Süden. Die Transall ist durch die dichten Regenwolken gebrochen und nimmt Kurs auf die Landebahn. Es windet noch, doch der Mann mit dem Funkgerät scheint das Risiko für überschaubar zu halten. Den großen Regenbogen im Osten nimmt er nicht wahr, der Controller ist hochkonzentriert. Er ist der Fluglotse, der Jeep ist sein mobiler Tower. Auf Englisch informiert der den Piloten zum letzten Mal über die Wetterbedingungen und läuft dabei zielsicher in Richtung des aufgebauten Feldstechers. Er bräuchte ihn nicht, er ist keine 500 Meter von der Landebahn entfernt. Doch er will sich ganz genau anschauen, wie die Maschine auf den Boden aufsetzt. Die Propeller der Maschine übertönen das Pfeifen des Windes, der Landevorgang ist eingeleitet.

"Die Transall ist eines unserer besten Flugzeuge", sagt der Controller, er wirkt ein wenig traurig. In den nächsten Jahren soll sie vom Airbus A400M ersetzt werden - er ist kein Fan von dem neuen Modell. Obwohl die Transall schon gut 50 Jahre alt ist, ist sie immer noch leistungsfähig. 80 Maschinen nutzt die deutsche Luftwaffe derzeit, viele davon für Auslandseinsätze. Auch der Controller wird dort bald wieder unterwegs sein.

Mit unglaublich hohem Tempo erreicht die Transall die Landebahn. Geschmeidig setzt sie auf dem Rasen auf, der Wind macht ihr nichts aus. "So muss das aussehen, perfekt", sagt der Controller leise und teilt dem Piloten anschließend seine Anerkennung per Funk mit. Der Pilot bremst, fährt am Ende der Landebahn eine Kurve und dreht die Propeller sofort wieder voll auf. Der Controller hat das Szenario im Kopf, er braucht nicht auf Notizen zu schauen. Die Transall soll gleich wieder abheben. Er setzt sich in den Jeep und verfolgt entspannt den Start. Der Controller lächelt und greift zu seinem Funkgerät. Die nächste Transall befindet sich bereits im Landeanflug.