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Peniger Brauerei stillgelegt / Vertreiber bleiben derzeit auf Leergut sitzen Garley wird nicht mehr gebraut

Von Gesine Biermann 20.07.2013, 03:10

Gardelegen l Nur noch Restbestände an Garley-Bier sind in den Verkaufsstellen in der Altmark zu bekommen. Vor gut zwei Monaten wurde die Produktion eingestellt.

Ziemlich genau in einem Jahr würde das Garley-Bier 700 Jahre alt werden. In den Verkaufsstellen der Region sucht man das Hopfengetränk mit dem ältesten Markennamen Deutschlands jedoch meist vergebens. Zuletzt wurde es ohnehin schon nicht mehr vor Ort - in der Brauerei mitten in der Gardeleger Innenstadt - gebraut und abgefüllt, sondern im sächsischen Penig. Das dortige Brauhaus wurde, ebenso wie das Gardeleger von Ingrid und Maximilian Hösl betrieben.

Anfang September 2012 hatten die Inhaber allerdings einen Insolvenzantrag gestellt. Rechtsanwalt Dirk Herzig wurde als Insolvenzverwalter eingesetzt. Der Braubetrieb ging zunächst weiter. Nun aber ruhen auch in Penig die Anlagen.

"Der Betrieb ist stillgelegt", bestätigt Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der Gesellschaft für Insolvenzverwaltung, zu der Dirk Herzig gehört. Da kein Interessent bereit war, zeitnah die Brauerei zu übernehmen, stellte er die Produktion aller Biersorten Anfang Mai ein.

Auch die Verhandlungen mit möglichen Interessenten ziehen sich hin. Noch werden sie aber geführt. Etliche seien allerdings bereits abgesprungen, so Schorlemmer. Dennoch gebe es derzeit zwei Bieter für das Unternehmen.

Einer von ihnen ist der Chef der Hartmannsdorfer Brauerei Ludwig Hörnlein, der sich für die Peniger Brauerei, inklusive ihrer Immobilien und Markenrechte interessiert. Neben Garley und Peniger wurde in Penig auch Luckenwalder Bier gebraut und abgefüllt.

Nur am Rande: Gegen Hörnlein ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft. Laut Veröffentlichungen in anderen Medien, unter anderem in der Freien Presse, soll er versucht haben, eine illegale Gasleitung aus dem öffentlichen Versorgungsnetz in sein Sudhaus umzulegen.

Wie Schorlemmer betont, gebe es einen weiteren Interessenten, speziell für die Garley-Brauerei, deren Immobilie und den geschützten Markennamen. Über dessen Identität möchte der Insolvenzverwalter derzeit noch Stillschweigen bewahren. Ob es sich um einen ernstzunehmenden Bieter handelt, wollte Schorlemmer ebenfalls nicht kommentieren.

Nach Informationen der Volksstimme hatte auch der Sohn der Inhaberfamilie Hösl versucht, ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorzulegen, was ihm "bis zum heutigen Tag aber noch nicht gelungen ist", so Schorlemmer.

Sollte ein Verkauf der Brauerei in Penig scheitern - bislang sieht es so aus, als ob die Preisvorstellungen der Gläubiger von denen der Bieter sehr weit entfernt sind, müsste das Unternehmen in Teilen verkauft werden. Das sei indes immer nur der zweitbeste Weg, wie Schorlemmer bestätigt.

Falls er beschritten wird, könnte auch die Stadt Gardelegen von Dirk Herzig Post bekommen. Bereits vor Monaten hatte sie dem Insolvenzverwalter ihr Interesse am Erwerb des Markennamens und eventuell an der Immobilie mitgeteilt, bislang aber keine Antwort erhalten.

"Das liegt daran, dass Herr Herzig noch davon ausgeht, dass das Unternehmen und die Markenrechte zusammen verkauft werden", erklärt Schorlemmer.

Sollte es dazu nicht kommen werde der Insolvenzverwalter die Stadt entweder auffordern, ein Angebot für Marke und Gebäude einzureichen, oder selbst ein Angebot unterbreiten. Wann eine Entscheidung getroffen wird, ist aber noch nicht absehbar: "Jede Insolvenz- verwaltung ist ein Unikat", es gebe für den Verkauf deshalb auch kein Zeitlimit.

Für die Vertreiber von Garley-Bier ist das allerdings eine schlechte Nachricht: "Wir sitzen derzeit auf jeder Menge Leergut, das nicht mehr zurückgenommen wird", erklärte die Mitarbeiterin eines Gardeleger Getränkehändlers gestern auf Nachfrage.