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Solpker Eltern über mögliche Änderung der Einzugsbereiche verärgert Protest gegen Schulbesuch in Estedt

Von Cornelia Ahlfeld 31.08.2013, 03:08

Es regt sich Elternprotest. Solpker Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder künftig die Estedter Grundschule besuchen müssen. Nach Schließung der Solpker Grundschule kommen für sie nur die Miester Schule oder die evangelische Grundschule in Gardelegen infrage.

Gardelegen/Solpke l Erst mussten sie die Schließung der Solpker Grundschule verkraften, nun kommt für sie der nächste Hammer: Mit Beginn des Schuljahres 2014/2015 sollen die Kinder aus Solpke und Weteritz ihre Einschulung in der Estedter Grundschule feiern. Und das wollen betroffene Eltern aus Solpke jedenfalls nicht.

Die Änderung der Einzugsbereiche ist der Vorschlag einer Arbeitsgruppe unter anderem mit Vertretern des Stadtrates, der Verwaltung, Elternvertretern und Schulleitern. Ziel: der Erhalt der gefährdeten Schulstandorte Estedt und Letzlingen, denn die neuen Mindestvorgaben von 52 Schülern und ab 2017/2018 von 60 Schülern werden in Estedt nicht erreicht. Letzlingen erfüllt die Vorgaben knapp. Der Letzlinger Standort soll mit der Zuführung von Schülern aus Potzehne und Parleib gesichert werden, und zwar ab dem Schuljahr 2017/2018.

Das Hauptamt der Stadtverwaltung hat aus diesem Vorschlag eine Beschlussvorlage erarbeitet, die den Fachausschüssen des Stadtrates beginnend am Dienstag, 3. September, zur Beratung vorliegt. Ein weiterer Punkt der Vorlage: Um einen Investitionsstau in der Estedter Schule abzubauen, müssten, wenn die Schule erhalten werden soll, mindestens 200000 Euro investiert werden. Darin nicht enthalten sind Kosten für eine Sanierung der Turnhalle. Das Geld für die Schule sei bereits im Haushaltsjahr 2014 zu berücksichtigen. Fördergeld sei nicht zu erwarten, da die Schule langfristig nicht im Bestand gesichert ist.

"DDR-Bau soll bleiben und sogar noch für viel Geld saniert werden."

Gegen die Änderung der Schuleinzugsbereiche regt sich nun erster Widerstand. "Erst hat man uns die Schule genommen, eine denkmalgeschützte Schule wurde geschlossen, aber ein alter DDR-Bau soll bleiben und sogar noch für viel Geld saniert werden", sagte Lysann Jütte. Die junge Frau aus Solpke hat zwei Kinder. Ihre Tochter wird in zwei Jahren eingeschult, ihr Sohn einige Jahre später. "Das ist unbegreiflich. Was haben wir mit Estedt zu tun", zeigte sich auch Jennifer Krüger verärgert. Ihr Sohn feiert 2017/2018 seine Einschulung. Ihre Tochter besuche die Sekundarschule in Mieste. "Ich habe eine Freundin, die hat drei Mädchen. Eine wurde in Solpke eingeschult, die andere in Mieste und die dritte in Estedt. Das muss man sich mal überlegen", sagte Krüger. Geschwister werden getrennt, ja ein ganzes Dorf werde zerrissen. Das Dorf habe schon die Schließung der Grundschule erleben müssen. "Die neue Schule in Mieste wäre noch zu verkraften, nicht aber Estedt. Entweder Mieste oder die evangelische Grundschule. Etwas anderes gibt es für uns nicht", stellte Daniel Langer klar, dessen Tochter im nächsten Jahr nach Estedt müsste. Denn zum 1. Oktober zieht die Familie von Gardelegen nach Solpke. Betroffen wäre dann auch sein Sohn, der 2017/2018 in die Schule kommt.

Die Argumentation für den Erhalt der Estedter Schule könne man nicht nachvollziehen, kritisierte Lysann Jütte. "Die rückläufigen Schülerzahlen haben zur Schließung der Solpker Schule geführt. In Estedt sind die Schülerzahlen auch rückläufig, beziehungsweise stagnieren. Und da lohnt es sich, für den Erhalt zu kämpfen?", zeigte sich Lysann Jütte verwundert über die Pläne der Stadt. "Da wird man doch richtig vorgeführt", ärgerte sich Daniel Langer, "es geht uns nicht darum, Estedt weh zu tun, es geht um unsere Kinder." Ein Erhalt der Estedter Schule auf Kosten der Solpker Kinder lehnen die drei Elternpaare ab, zumal sich quasi vor der Haustür, im benachbarten Mieste, nach Abschluss der grundhaften Sanierung eine neue Schule befinden wird.

"Wir haben uns kurzfristig zusammengeschlossen, damit etwas passiert. Viele im Dorf sind gegen diese Pläne", sagte Jennifer Krüger. Die Gruppe wird nun erst einmal ein schriftliches Veto einlegen und allen Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, dem Stadtratsvorsitzenden Kai-Michael Neubüßer und Bürgermeister Konrad Fuchs ihren Standpunkt darlegen. Am Dienstag, 3. September, tagt dazu der Sozialausschuss. Beginn ist um 19 Uhr in der Solpker Schule.