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Schulförderverein kämpft um Erhalt des Schülercafés "Wir haben in Kalbe große Kinderarmut"

Von Conny Kaiser 18.10.2014, 01:06

Nach drei Jahren Bürgerarbeit läuft die Maßnahme im Schülercafé der Sekundarschule Kalbe im November aus. Wie soll es dann weitergehen in der Einrichtung, die sich so etabliert hat? Eine Frage, die gestern vor Ort an Landrat Michael Ziche herangetragen wurde.

Kalbe l Das Thema ist nicht neu. Seit Monaten weist der Schulförderverein unter Vorsitz von Gisela Horst immer wieder öffentlich darauf hin, dass um die Existenz des Schülercafés in der Sekundarschule Kalbe gebangt wird. Nun wird die Sache akut. Denn im November läuft die Bürgerarbeit, über die das Café drei Jahre lang betreut wurde, aus.

Gisela Horst nutzte deshalb die Gelegenheit des gestrigen Besuches von Landrat Michael Ziche, um ihn speziell auf dieses Thema aufmerksam zu machen. "Das Schülercafé ist eine wichtige Größe. Und wir wollen es unbedingt am Leben erhalten", sagte sie. Die Einrichtung, die immer wieder über verschiedene Programme betreut worden sei, existiere seit nunmehr 15 Jahren und erfülle eine wichtige Aufgabe bei der Versorgung der Schüler. Denn viele von ihnen, so die Vereinsvorsitzende, kämen ohne Frühstück zum Unterricht. Für manche sei das, was sie kostengünstig im Café erwerben könnten, sogar tagsüber die einzige ordentliche Mahlzeit. "Wir haben nämlich in Kalbe eine große Kinderarmut", erklärte Gisela Horst. Und sie weiß, wovon sie da redet. Schließlich war sie, bevor sie den Vereinsvorsitz übernahm, lange Zeit Rektorin der Kalbenser Sekundarschule und hat als solche auch die sozialen Brennpunkte in Kalbe und deren Auswirkungen auf Kinder kennen gelernt.

"Leider gibt es kein adäquates Nachfolgeprogramm für die Bürgerarbeit."

Landrat Michael Ziche

Landrat Ziche nahm ihre Worte sehr ernst und sicherte zu, gemeinsam mit den zuständigen Stellen im Jobcenter nach einer kurzfristigen Lösung für die Betreuung des Schülercafés zu suchen. "Leider gibt es kein adäquates Nachfolgeprogramm für die Bürgerarbeit", gab er zu bedenken. Hinzu komme, so Gisela Horst, dass es - auch das habe ihr die Vergangenheit gezeigt - nicht immer einfach sei, geeignete Personen für eine solche Aufgabe zu finden. Mit Bürgerarbeiterin Annett Lange sei vor drei Jahren hingegen ein echter Glücksgriff gemacht worden. Dass sie jetzt gehen müsse, fänden auch die Schüler absolut bedauerlich. Denn zu ihnen habe sie eine gute Verbindung aufgebaut.

Außerdem, so Gisela Horst, habe Lange sie stets sehr bei den sogenannten Obsttagen unterstützt. Dahinter verbirgt sich eine Aktion, bei der der Schulförderverein Geld sammelt, von dem dann frisches Obst gekauft wird. Dieses wiederum wird den Sekundarschülern in der großen Frühstückspause kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Es sei erschreckend, so die Vereinsvorsitzende, für wie viele Kinder ein solcher Vitaminsnack etwas sehr Seltenes darstelle. Auch hierbei spiele das soziale Gefüge eine große Rolle. Und was nützten Bildungs- und Teilhabepakete, wie sie von Regierungsseite aufgelegt worden seien, wenn die Eltern selbst Hilfe bräuchten und mit dem bürokratischen Aufwand, den solche Geldanträge mit sich brächten, völlig überfordert seien?