Debatte im Stadtrat: Aus für Jugendklub Packebusch scheint unabwendbar Nur ein kurzer Aufschub

Von Conny Kaiser 25.04.2015, 01:29

Mit seinem Antrag, die Schließung des Packebuscher Jugendklubs von der Tagesordnung der Stadtratssitzung zu kippen, ist Ortsbürgermeister Otto Wienecke am Donnerstagabend gescheitert. Das Aus für den Klub, über das nun noch einmal der Sozialausschuss beraten soll, ist zwar bisher nicht beschlossen, scheint aber nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Kalbe/Packebusch l Ein Zehntel ihres Budgets, also zwischen 500 und 600 Euro pro Jahr, gibt die Ortschaft Packebusch für ihren historisch gewachsenen Jugendklub aus. Als kommunale Einrichtung wird sich dieser aber wohl dennoch nicht halten lassen. Das zeichnete sich während der jüngsten Stadtratssitzung ab, bei der die Schließung zur Debatte stand, auch wenn es am Ende noch kein konkretes Ergebnis gab.

Zweifel am Zahlenmaterial

Mit dem Antrag, das Thema von der Tagesordnung zu streichen, weil es weder im Sozialausschuss noch im Ortschaftsrat ausreichend behandelt worden ist, war Ortsbürgermeister und Stadtratsmitglied Otto Wienecke zuvor nicht durchgekommen. Die Mehrheit des Stadtrates hatte offenbar Redebedarf zu dem von der Verwaltung eingebrachten Thema, zumal der Packebuscher Klub der einzige seiner Art in der gesamten Einheitsgemeinde ist.

Obwohl er wegen der geringen Nachfrage seit einem Dreivierteljahr nur noch freitags geöffnet ist, hat er laut Verwaltung im Jahr 2014 mehr als 5100 Euro Personal- und 3500 Euro Sachkosten verursacht. Im Schnitt nutzen ihn drei bis fünf Kinder, die meisten davon im Hortalter.

Otto Wienecke, der daran erinnerte, dass sich der Packebuscher Ortschaftsrat im Zuge der Gebietsreform die Aufrechterhaltung des Klubs zum Ziel gesetzt hat, zweifelte die genannten Zahlen an. Stattdessen verwies er auf die Gesetzgebung, nach der der Ortschaftsrat zu dem Thema unbedingt im Vorfeld zu hören gewesen wäre. Dass es dazu offenbar mehrere Anläufe gegeben hat, wie Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth anhand vorliegender Protokolle erklärte, hielt Wienecke aber nicht davon ab, auch das Freibad Kalbe und die Stadtbibliothek Kalbe als Argumentationshilfen ins Feld zu führen. Auch diese Einrichtungen, sagte er, würden sehr hohe Defizite verursachen, seien aber ebenfalls die einzigen ihrer Art in der Einheitsgemeinde und würden deshalb vom Stadtrat als erhaltenswert angesehen.

Ehrenamt als Alternative

Doch einzig von Kay Grahmann erhielt Wienecke in der Debatte wirkliche Unterstützung. Der Kalbenser sagte: "Die Unterhaltungskosten für den Klub sind Peanuts gegen die anderen Beträge, über die wir hier beschließen." Doch Ratsfrau Melissa Schmidt erwiderte: "Wir sollten doch realistisch bleiben." In keinem anderen Ort gebe es ein solches Angebot. Auch Wieneckes Amtskollegin Christa Schulz aus Badel meinte: "Ich weiß, dass die Schließung einer solchen Einrichtung jedem Ortsbürgermeister weh tut. Ich habe selbst Kinder- und Jugendarbeit in Badel betrieben. Aber für mich ist es unrealistisch, die Arbeit in Packebusch so weiterzuführen wie bisher. Man kann auch ehrenamtlich viel machen. Und es ist möglich, dass das Leben dann weitergeht." Kämmerin Ingrid Bösener sagte, an Otto Wienecke gerichtet: "Wie soll ich es Eltern vermitteln, dass sie für die Betreuung ihrer Kinder im Hort bezahlen müssen, wenn wir ein solches Angebot woanders umsonst vorhalten?"

Letztlich wurde das Thema an den Sozialausschuss verwiesen. Der Stadtrat wird sich aber schon in wenigen Wochen erneut damit zu befassen haben.