Boryszew Kunststofftechnik Alles gut im größten Gardeleger Betrieb?
Nach Berichten von Problemen im Gardeleger Unternehmen Boryszew Kunststofftechnik, gibt es nun eine Stellungnahme des Betriebs..
Gardelegen l Es herrscht wieder Einigkeit unter dem Dach der Gardeleger Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH. Der Streit um die Pausenregelungen von vor zwei Jahren, das hundertfach auf dem Klageweg eingeforderte Weihnachtsgeld am Anfang dieses Jahres, die erst jüngst seitens des Betriebsrates kritisierte mangelnde Kooperationsbereitschaft der Unternehmensführung - all das gehört nun der Vergangenheit an. Genauer: Es gab eigentlich nie Konflikte. So zumindest liest sich eine gemeinsame Stellungnahme des Betriebsrates und der Geschäftsführung, die am Freitag in der Gardeleger Redaktion einging. Die bezieht sich inhaltlich allerdings auf einen Artikel in der Volksstimme, der unter der Überschrift "Die polnische Geschäftsführung wirtschaftet uns richtig runter", am 27. Juni erschienen war. Seinerzeit gab es trotz mehrfacher Anfragen bei der Unternehmensleitung im Gardeleger Werk keine Bereitschaft zu einem Gespräch mit der Redaktion.
Nun trifft nach fast zwei Monaten überraschend doch noch ein Statement ein: "Entgegen der Darstellung im betreffenden Presseartikel wird die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung von den Betriebsparteien übereinstimmend als konstruktiv bewertet", heißt es in dem von beiden Parteien gemeinsam unterzeichneten Brief. Die Rede ist gar von "gegenseitiger Wertschätzung", von "Berücksichtigung beiderseitiger Interessen" und fairen Lösungen. Beide Parteien erklären zudem übereinstimmend, dass "...eine solche Berichterstattung nicht geeignet ist, die gute Zusammenarbeit weiter zu fördern". Kritik werde nur von "Einzelmeinungen gestützt", heißt es darin.
Projekte seien unrentabel
Doch was ist wirklich los im Unternehmen des größten Arbeitgebers der Region - in dem derzeit übrigens Tarifverhandlungen laufen? Zumindest scheint diese Einigkeit noch nicht lange anzudauern. Denn der Volksstimme liegt ein interner Fragekatalog des Betriebsrates vor, der erst kürzlich an die Geschäftsführung ging. In deutlichen Worten hinterfragt die Arbeitnehmervertretung darin die Zukunft des Unternehmensstandortes, insbesondere die "Perspektive für das Werk Gardelegen".
Sorgen machen sich die Sprecher der Belegschaft offenbar auch um den "Ausbau des Werkes" im polnischen Torun, die fehlende Kalkulation für die Standorte Gardelegen und Salzgitter, sie machen sich Gedanken um die "Verlagerung aktueller Sortimente" und damit verbunden um den "Erhalt der Arbeitsplätze" oder gar "die Schließung des Standortes Gardelegen?" Letzteres will die Unternehmensleitung in ihrem Antwortschreiben zwar nicht bestätigen, die Rede ist aber tatsächlich von "der Notwendigkeit, die Mitarbeiterzahl zu reduzieren" natürlich "...in Übereinstimmung mit geltenden Vorschriften". Die für Gardelegen kalkulierten Projekte seien "in letzter Zeit unrentabel" gewesen, begründet die Chefetage. "Deshalb werde das Anbieten von Projekten eingestellt, die für das Unternehmen keinen Mehrwert erzeugen." "Laufende Projekte" blieben allerdings in Gardelegen, heißt es außerdem, und auch durchaus selbstkritisch: "In erster Linie muss die Ordnungsgemäßheit des Vertriebsprozesses, der Projektkalkulation und -durchführung wiederhergestellt werden."
"Fordernde Belegschaft"
Beide Parteien erklären zudem übereinstimmend, dass "...eine solche Berichterstattung nicht geeignet ist, die gute Zusammenarbeit weiter zu fördern". Kritik werde nur von "Einzelmeinungen gestützt", heißt es darin. Gespart wird aber auch nicht mit Kritik an der Belegschaft des Gardeleger Werkes, an der "sehr fordernden Haltung gegenüber dem Arbeitgeber". Deshalb werde "...die Entscheidung des Managements der BAP-Gruppe im Hinblick auf die Ausschreibung neuer Projekte für Gardelegen, unter Berücksichtigung ökonomischer Faktoren, auch begünstigt durch eine bestimmte Einstellung beziehungsweise Haltung der Mitarbeiter", heißt es weiter. Verwiesen wird dabei unter anderem auf den "hohen Krankheitsstand, nicht ausreichendes Engagement und die Drohung mit Streik, trotz der Probleme der Gesellschaft mit der Aufrechterhaltung der Liquidität".
Alles gut in Gardelegens größtem Produktionsbetrieb? Wohl kaum! Wie es wirklich aussieht mit der Zukunft hunderter Arbeitnehmer, darüber will die Geschäftsführung indes öffentlich wieder einmal keine Auskunft geben. Ein ganzer schriftlicher Fragenkatalog dazu bleibt auch diesmal unbeantwortet. Auf eine Bitte um ein persönliches Gespräch gibt es keinerlei Reaktion. Unverständlich, insbesondere für alle, die sich an die angekündigte Offenheit seitens des Geschäftsführers im Stadtrat erinnern - damals, bei Übernahme des Unternehmens 2011. Aber auch der Betriebsrat möchte derzeit keine weiteren Aussagen treffen, als jene, die im jüngsten gemeinsamen Schreiben mit der Chefetage ein Loblied auf die gute Zusammenarbeit singen und in dem die "unzutreffende, verkürzte Berichterstattung" kritisiert wird. Kein Wort mehr von Gegensätzen. Schließlich geht es aktuell um die Arbeitsbedingungen und künftige Bezahlung vieler Kollegen.